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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut
Autoren: Lisa Jackson
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Prolog

    San Bernardino County
    Sechs Jahre zuvor

    Was zum Teufel hat sie hier zu suchen?
    Angestrengt spähte Dylan O’Keefe aus seinem ramponierten Zivilfahrzeug hinaus in die Nacht, die zusammengekniffenen Augen auf eine Gestalt geheftet, die im Schutz der Dunkelheit über das unbebaute Grundstück auf der anderen Straßenseite huschte. Wässriges, bläuliches Licht einer einzelnen Laterne an der Straßenecke erhellte eine grasüberwucherte Stelle, an der mehrere stillgelegte Fahrzeuge vor sich hin rosteten. Die Luft war dick, roch nach Abgasen und Holzfeuern, obwohl weder Verkehr herrschte noch Feuer brannten.
    Doch es waren Fahrzeuge unterwegs gewesen in dieser kleinen Stadt am Fuße der Berge, und noch vor kurzem hatten hier in der Nähe des De-Maestro-Verstecks mehrere Allradwagen geparkt, wie sich unschwer an den Reifenspuren erkennen ließ.
    Der Boden war trocken und staubig, obwohl es Dezember war, ertragsarm, unbedeutend für die Landwirtschaft, die Stadt eine Geisterstadt, zum Großteil verlassen, nachdem das Gold in den umliegenden Hügeln im vergangenen Jahrhundert abgebaut worden war. Lediglich eine Handvoll Bewohner nannten diese Gegend noch ihr Zuhause. Doch es war offensichtlich, dass jemand in dem heruntergekom-menen Bungalow mit dem durchhängenden Dach und dem schmutzigen Putz wohnte. Die verrottete Veranda war repariert worden, der Krempel im Garten - Kinderspielzeug und Weihnachtsdekoration - diente zweifelsohne als Fassade, damit das Haus zur Nachbarschaft passte und es so aussah, als würde eine Familie darin leben.
    Doch das war nichts als Tarnung.
    Die gleich auffliegen würde.
    Nur dass jetzt, mitten während der Observierung - die sicherstellen sollte, dass sich tatsächlich Alberto De Maestro in diesen schmuddeligen vier Wänden befand -, eine Gestalt durch die Dunkelheit schlich, eine Gestalt, die, so erkannte er jetzt, niemand anders war als Detective Selena Alvarez.
    Plötzlich drohte die gesamte Operation, mit der er seit über sechzehn Monaten befasst war, aus dem Ruder zu laufen.
    Verdammt!
    »Siehst du sie?«, flüsterte er seinem Partner zu.
    »Hmmhmm.« Rico, wie immer eher verhalten, nickte langsam, ohne den Blick von dem unbebauten Grundstück zu wenden. Im Licht der Taschenlampe bemerkte O’Keefe einen glänzenden Schweißfilm auf seinem Gesicht.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Bleib ruhig.« Doch auch Ricos Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als Selena über den durchhängenden Zaun zwischen den beiden Grundstücken kletterte. Jetzt war sie schon drüben bei De Maestro und schlich auf den herunter-gekommenen Bungalow zu. Die Weihnachtsbeleuchtung im Garten spendete nicht viel Licht, da der Großteil der Lämpchen durchgebrannt war, genau wie bei der Lichterkette, die um den Stamm einer einzelnen Palme geschlungen war.
    O’Keefe griff nach oben, stellte die Innenbeleuchtung des Zivilfahrzeugs an und öffnete die Beifahrertür.
    »Warte! Was tust du da?«, fragte Rico, doch O’Keefe kümmerte sich nicht um seine Einwände. Eilig stieg er aus und blieb mit gezogener Dienstwaffe auf dem rissigen Asphalt stehen. Er musste zu ihr, musste sie zurückpfeifen.
    Das Ganze lief aus dem Ruder, ging völlig daneben.
    Wenn De Maestro Wind davon bekam, dass sie da draußen war …
    Lautlos überquerte er die Straße, nahm den Wind wahr, der über den Asphalt strich und trockene Blätter und Plastikmüll an den wenigen Autos vorbeitrieb, die hier parkten.
    Ein Hund, in einem der dunklen Höfe angekettet, fing plötzlich an, wie verrückt zu bellen.
    Alvarez blieb trotzdem nicht stehen.
    Geh nicht weiter!, flehte er stumm und spürte, wie Panik in ihm aufstieg. Was dachte sie sich nur dabei? Warum war sie hier? Der Hund begann zu heulen. Dreh um! Das ist doch Wahnsinn …
    Wumm! Eine Seitentür flog auf.
    »Schnauze!«, brüllte ein Mann, die dunklen Umrisse seines Körpers hoben sich gegen den Lichtschein aus dem Innern des Bungalows ab. O’Keefe sah, dass er eine Waffe in der Hand hielt. Alberto De Maestro. Ziel der Undercoveroperation. Dreh-und Angelpunkt des De-Maestro-Drogenkartells.
    Da stand er, leibhaftig!
    Nein!
    O’Keefes Herzschlag dröhnte in seinen Ohren.
    Ein weiterer Mann erschien in der Tür; anscheinend versuchte er, De Maestro zur Vernunft zu bringen, ihn zurück ins Haus zu zerren, doch De Maestro war größer, kräftiger und rührte sich nicht vom Fleck. Der Hund beruhigte sich.
    Irgendwo in der Feme heulte eine Sirene. Er drehte sich um und blickte
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