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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein
Autoren: Nicholas Sparks
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erstarrte. Sein Blick war jetzt irr, er schien jeden Sinn für die Realität verloren zu haben.
    »Ich liebe dich«, wiederholte er, und sein Atem kam abgehackt. »Ich habe dich immer schon geliebt.«
    Nicht bewegen, dachte sie. Sonst bringt er dich um.
    »Aber du gibst mir keine Chance, es dir zu beweisen.«
    Er zog ihre Haare nach unten, um ihr Ohr näher an seinen Mund zu bringen.
    »Sag es. Sag, dass du mich liebst.«
    Julie erwiderte nichts.
    »Sag es!«, brüllte er so laut, dass Julie zusammenfuhr. Sie spürte seinen heißen Atem an ihrer Wange.
    »Ich habe dir eine Chance gegeben, ich habe dir sogar
verziehen,
was du mir angetan hast! Wozu du mich gezwungen hast. Also sag es!«
    Die Furcht war nun überall – in ihrer Brust, im Hals, in allen Gliedmaßen.
    »Ich liebe dich«, wimmerte sie, den Tränen nahe.
    »Sag es so laut, dass ich es hören kann! Und mit Überzeugung!«
    Sie brach in Tränen aus. »Ich liebe dich.«
    »Noch einmal!«
    Sie weinte heftiger. »Ich liebe dich.«
    »Sag, dass du mit mir gehen wirst.«
    »Ich werde mit dir gehen.«
    »Weil du mich liebst.«
    »Weil ich dich liebe.«
    In diesem schrecklichen Moment sah Julie wie in einem Traum eine Vision am Dünenkamm auftauchen – ihren Schutzengel, der durch die Dunkelheit näher kam.
    Die Vision nahm Gestalt an. Singer stürzte sich wild knurrend auf Richard und schlug ihm die Kiefer in den Arm, der die Pistole hielt.
    Singer ließ nicht los, und Julie und Richard fielen beide zu Boden. Richard versuchte verzweifelt, seinen Arm zu befreien, doch Singer zerrte daran, warf den Kopf hin und her. Da brüllte Richard auf und ließ die Pistole los.
    Mit verzerrtem Gesicht und großer Anstrengung hielt Richard Singer mit einer Hand auf Distanz und tastete mit der anderen nach der Waffe.
    Julie kämpfte sich so schnell es ging hoch.
    Richards Finger schlossen sich um den Pistolengriff. Als Julie hörte, wie die Pistole abgefeuert wurde, verharrte sie abrupt. Singer ließ ein lang gezogenes Jaulen vernehmen.
    »Singer!«, schrie Julie. »O Gott… nein!«
    Noch ein Schuss, gefolgt von weiterem, schon viel schwächerem Jaulen. Richard stieß Singers Körper von sich und stand auf.
    Julie begann unkontrolliert zu zittern.
    Singer lag auf der Seite und versuchte vergeblich, sich aufzurichten. Er knurrte und jaulte zugleich. Blut schoss aus einer Wunde in seiner Flanke.
    Aus der Ferne ließen sich Sirenen vernehmen.
    »Wir müssen jetzt los«, sagte Richard. »Wir haben keine Zeit mehr.«
    Aber Julie starrte reglos auf Singer.
    »Komm schon!«,
brüllte Richard. Er packte sie wieder am Haar und zerrte. Julie wehrte sich, trat nach ihm und schrie. Da ertönte von der Düne herab ein Ruf.
    »Keine Bewegung!«
    Richard und Julie sahen Officer Jennifer Romanello zur selben Zeit. Richard richtete die Pistole auf sie und feuerte wild drauflos. Im nächsten Moment entrang sich ihm ein erstickter Seufzer. Ein scharfer Schmerz brannte in seiner Brust, in seinen Ohren dröhnte es laut. Die Waffe in seiner Hand schien auf einmal viel zu schwer zu sein. Er feuerte noch einmal, verfehlte sein Ziel und spürte ein neues Brennen im Hals, bei dessen Heftigkeit er rückwärts taumelte. Er hörte das Gurgeln, mit dem er um Atem rang. Er konnte nicht schlucken, die klebrige Flüssigkeit in seinem Hals machte es unmöglich. Er wollte sie der Polizistin entgegenspucken, aber seine Kräfte schwanden rasch. Die Pistole glitt ihm aus der Hand, er ging in die Knie, sein Geist erlahmte. Er hatte Julie immer nur Glück gewünscht, ihr gemeinsames Glück. Um ihn her versank alles zunehmend in Dunkelheit. Er wandte sich zu Julie um und versuchte zu sprechen, aber sein Mund vermochte die Worte nicht zu formen.
    Julie, dachte er, meine süße Jessica…
    Richard kippte vornüber in den Sand.
    Julie starrte ihn nur kurz an und drehte sich dann zu Singer um.
    Er lag immer noch auf der Seite, das Maul schlaff geöffnet, und hechelte wild. Julie kniete sich neben ihn und sah ihn mit tränenblinden Augen an.
    Als sie ihm die Hand hinhielt, wimmerte er und fuhr mit der Zunge darüber.
    »Oh, Baby«, schluchzte sie.
    Zitternd bettete Julie seinen Kopf in ihren Schoß, und Singer wimmerte erneut. Seine Augen waren groß und blickten ängstlich. Es brach ihr fast das Herz.
    »Nicht bewegen… ich bringe dich zum Tierarzt, okay?«
    Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut, rasch und flach. Er leckte sie noch einmal, und sie küsste ihn.
    »Du bist so brav, Süßer! Wie tapfer du warst… wie
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