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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein
Autoren: Nicholas Sparks
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tapfer…«
    Sein Blick ruhte auf ihr. Als er abermals herzzerreißend wimmerte, musste Julie einen Aufschrei unterdrücken.
    »Ich liebe dich, Singer«, murmelte sie, während die Muskeln in seinem Leib sich langsam entspannten. »Es ist alles gut, Herzchen. Du musst nicht mehr kämpfen. Ich bin jetzt in Sicherheit, schlafe nur…«

Epilog
    F ast zwei Monate waren seit jener schrecklichen Nacht am Strand vergangen. Sie konnte sich zwar genau an alles erinnern, was bis zu dem Moment geschehen war, als endlich Hilfe kam, doch die Ereignisse danach hatte sie nur noch verschwommen registriert. Sie erinnerte sich, dass Jennifer Romanello ihr zum Haus zurückhalf, dass die Sanitäter sich um Mike und Pete kümmerten, dass sich das Haus langsam mit Leuten füllte. Anschließend war jedoch alles in Schwärze versunken.
    Julie kam im Krankenhaus wieder zu sich. Pete war auch dort, und Mike lag in einem Zimmer auf der Intensivstation. Pete war schon nach wenigen Tagen wieder auf den Beinen, aber Mikes Zustand blieb eine Woche lang kritisch. Sobald sich sein Zustand stabilisierte, wurde er auf eine normale Station verlegt, wo er noch weitere drei Wochen liegen musste. Julie verbrachte diese Zeit in einem Sessel neben seinem Bett, hielt seine Hand und flüsterte mit ihm, selbst wenn er schlief.
    Die Polizei hatte noch weitere Erkenntnisse über Richards Vergangenheit, aber all dies bedeutete ihr nichts. Richard Franklin – für sie würde er nie Robert Bonham sein – war tot, und nur darauf kam es an.
    Aber auch Singer war tot.
    Die Tierärztin teilte ihr später mit, er habe Rattengift verabreicht bekommen, eine Dosis, die ausgereicht hätte, um sechs Hunde binnen kurzer Zeit zu töten. »Es ist mir unverständlich«, sagte Linda Patinson zu Julie, »und es grenzt an ein Wunder, dass er sich wieder hochrappeln konnte, geschweige denn mit einem starken Mann kämpfen.«
    Aber er hat gekämpft, dachte Julie. Und er hat mich gerettet.
    An dem Tag, als sie Singer in Julies Garten bestatteten, fiel ein leichter, warmer Regen auf die kleine Gruppe von Menschen, die sich versammelt hatte, um ihm Lebewohl zu sagen, diesem Hund, der Julie sein Leben lang ein guter Gefährte und zum Schluss ihr Schutzengel gewesen war.
    Die ersten Wochen nach Mikes Entlassung aus dem Krankenhaus vergingen wie im Flug. Er wohnte nun mehr oder weniger bei Julie, und sie war dankbar dafür. Er hatte ein Gespür dafür, wann sie in den Arm genommen werden oder wann sie lieber für sich sein wollte.
    Julie vermisste Singer schmerzlich. Das Haus schien ihr leer, Essensreste wanderten jetzt in den Müll, nie kam er mehr, um sich an ihre Füße zu kuscheln. Und doch schien es zuweilen so, als wäre Singer noch da. Aus dem Augenwinkel sah Julie manchmal eine Bewegung. Oder sie nahm einen Geruch wahr, der unverkennbar der seine war. Doch wenn sie dann vom Sofa aufstand, um der Sache auf den Grund zu gehen, war der Geruch plötzlich verschwunden. Eines Nachts träumte sie von Jim und Singer. Die beiden gingen zusammen über ein offenes Feld, und sie selbst rannte ihnen nach, um sie einzuholen. Sie rief nach ihnen, woraufhin sie stehen blieben und sich umdrehten. Jim lächelte, und Singer bellte. Julie wäre gern auf sie zugegangen, konnte sich jedoch plötzlich nicht mehr bewegen. Die beiden sahen sie an, beide mit schräg gelegtem Kopf, mit demselben Blick, mit demselben Leuchten hinter sich. Jim legte Singer die Hand auf den Rücken, und Singer bellte noch einmal fröhlich, als wolle er Julie wissen lassen, dass alles seine Ordnung hatte. Doch statt auf sie zuzukommen, machten die beiden wieder kehrt, und Julie blieb nichts anderes übrig, als ihnen nachzusehen. Sie gingen davon, und ihrer beider Umrisse verschmolzen allmählich zu einem.
    Beim Aufwachen nahm sie Singers Bild vom Nachttisch und spürte wieder einmal, wie sehr er ihr fehlte. Doch sie musste nicht mehr weinen, wenn sie das Bild ansah. Hinten in den Rahmen hatte sie den Brief von Jim geklemmt, und den zog sie nun hervor.
    Während warm die Morgensonne durch das Fenster schien, las sie ihn noch einmal. Lange verweilte ihr Blick beim letzten Abschnitt.
    Und mach dir keine Sorgen. Wo ich auch sein mag, ich werde auf dich aufpassen. Ich werde dein Schutzengel sein, Sweetheart. Verlass dich darauf, ich beschütze dich.
    Julie hob den Blick. Ihre Augen waren feucht. Danke Jim, dachte sie, das hast du wirklich getan.

Anmerkung des Verfassers
    Die Entstehung eines Romans ist immer eine knifflige Sache.
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