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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition)
Autoren: H. D. Klein
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denke, der Planet ist auf dem besten Weg, ein gemütlicher Ort zu werden, falls ihm die Gasriesen mit ihrer enormen Anziehungskraft nicht doch irgendwann einen Strich durch die Rechnung machen. Bisher hat er sich ganz gut gehalten, auch wenn der Aufenthalt dort ziemlich unwirtlich ist. Windgeschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern sind keine Seltenheit und zusätzlich wird dabei viel Dreck in die Atmosphäre transportiert, der anschließend als giftiger Regen niedergeht. Im Augenblick scheint so etwas Ähnliches wie Frühling zu herrschen, denn die Temperatur hat sich in den letzten Tagen erhöht. Außerdem reißt immer wieder die Wolkendecke auf. Unsere Teams auf Escorial berichten von kurzen Zeitabständen, in denen sogar Savoy zu sehen ist.«
    Sie machte eine Pause, hoffte auf einen Kommentar von Sternberg, aber sie wurde enttäuscht. Mehr als ein gehauchtes »Ja, machen Sie weiter« war von ihm nicht zu hören.
    »Zu unserer Expedition: Commander Verotroicx, der sich seit Wochen mit seinen Einheiten auf Escorial befindet, würde gerne eine Pause einlegen und auf die Unit Eleven zurückkehren, aber Professor Raphael Werfel von der SCIENCE treibt die Teams immer wieder nach vorne und startet eine Expedition nach der anderen …« Sie unterbrach sich und versuchte, sich die Situation auf Escorial vor Augen zu führen.
    Der Planet war alles andere als ein freundlicher Aufenthaltsort für Menschen, selbst bei bester Ausrüstung. Dabei waren es weniger die klimatischen Bedingungen wie das Fehlen von Sauerstoff oder der stetige Wind, unter denen die Einheiten litten, es waren hauptsächlich die mangelnden Sichtverhältnisse. Ohne Hilfsmittel konnte man keine fünf Meter weit sehen und die ständigen künstlichen Bilder der Triangle-Optik aus dem Infrarot- und Röntgenspektrum, zu denen die Computer noch eine statistische Hochrechnung der Umgebung dazurechneten, ging auf die Dauer selbst dem hartgesottensten Menschen auf die Nerven. Nicht jedoch Raphael Werfel. Der Professor kannte anscheinend nichts anderes als seine Wissenschaft und fühlte sich sichtlich wohl in der Ursuppe. Mehr als einmal mussten die Einheiten FORCE und SUPPLY seinen ungestümen Forschungsdrang bremsen und das Terrain aufwendig sichern, bevor sie ihn auf ein unbekanntes Gelände loslassen konnten. Auf die Dauer würde das nicht gut gehen. Werfel vertraute zu sehr der Technik und vor allem seinem Glück.
    Caitlyn überlegte. Sie stand in der Befehlskette ganz oben. Letztendlich hätte sie Verotroicx ohne Rücksprache mit Sternberg befehlen können, zur Unit Eleven zurückzukehren, aber das wäre unter Umständen ein Alleingang gewesen, der sie ihren Kopf kosten könnte.
    Trotzdem …
    »Herr Sternberg, was Werfel auf Escorial treibt, kann gefährlich werden!«, sagte sie mutig. »Wir wissen viel zu wenig von dem Planeten. Außerdem repräsentiert dieses Sonnensystem in keiner Weise das, wonach Sie suchen. Also wozu sollen wir noch länger Zeit und Geld in Expeditionen stecken, die nichts einbringen. Als Rohstofflieferant ist Escorial nicht besonders geeignet. Er ist ein unwirtlicher Planet mit einer heißen Atmosphäre und einer Anziehungskraft von beinahe 1,5 g. Alles, was wir dort ausbeuten oder produzieren würden, treibt die Transportkosten nach oben. Das können Sie alles einfacher und billiger auf den heimischen Asteroiden und Monden haben.«
    Sternberg zeigte nun endlich eine Reaktion.
    »Das weiß ich alles, aber darum geht es nicht!«
    Er beugte sich nach vorne und sah ihr ihn die Augen.
    »Begreifen Sie nicht, was wir entdeckt haben? Zum ersten Mal in der Geschichte haben Menschen einen Planeten entdeckt, der erdähnlich ist. Der irgendwann einmal eine atembare Atmosphäre besitzen wird …«
    »Die Unit Eleven ist seit Monaten unterwegs. Früher oder später hätte sie solch einen Planeten aufgespürt«, unterbrach sie ihn etwas zu heftig. Für sie waren die Expeditionen von Werfel schlichtweg unnötig. Ganz abgesehen davon, konnte sie nicht verhehlen, dass ihr der Professor unsympathisch war. Für sie war er ein bornierter Fachidiot, der nichts weiter im Kopf hatte als Informationen und Daten. Und zudem … na ja, sie würde es natürlich nie zugeben, aber bei Commander Verotroicx war es genau umgekehrt. Nicht, dass zwischen ihnen eine Beziehung irgendeiner Art bestehen würde, in Wirklichkeit hatte es nie mehr als einige flüchtige Augenkontakte gegeben, aber sie ahnte, dass da etwas zwischen ihnen beiden entstanden war – oder
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