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Drake (German Edition)

Drake (German Edition)

Titel: Drake (German Edition)
Autoren: H. D. Klein
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zuzusteuern.
    Er patschte energisch mit der Hand auf die Sitzfläche. Das war schon eher das übliche Gehabe von Sternberg. Sie kam sich vor wie ein Hündchen, dem soeben der Platz zugewiesen wurde.
    Sternberg setzte sich auf einen Stuhl, um sofort wieder aufzuspringen.
    »Warten Sie, ich sage Estella Bescheid. Was wollten Sie gleich wieder haben? Tee?«
    »Ich habe bereits …«
    »Ah, da kommt unsere liebe Royce mit dem Kaffee! Sehr schön. Na, das klappt ja hervorragend! Schön, auch für mich einen Kaffee, bitte!«
    Caitlyn hätte beinahe laut aufgelacht. So ein Theater hatte sie noch nicht erlebt. Normalerweise ging sie jeden Morgen sofort in ihre Arbeitsräume und sah Sternberg lediglich als unruhigen Schatten durch die milchigen Jugendstilfenster des Salons.
    Sie wusste, dass er auf ihren Bericht wartete, aber ihr Report würde nicht viel anders ausfallen als die anderen zuvor, nämlich negativ. Vielleicht ein wenig anders, aber im Endeffekt negativ.
    Wie nicht anders zu erwarten war.
    Ganz abgesehen davon, gab es von ihrer Seite her nichts zu berichten, was Sternberg nicht schon wusste, schließlich waren sie schon seit Wochen mit dem Projekt beschäftigt.
    Das leise Klingen der Löffel, als Royce servierte, überspielte die von Sternberg produzierte unterdrückte Nervosität.
    Royce war übrigens schwarz, eine dunkle Gazelle aus Samt mit einem lockigen Bubikopf. Anders als ihre Kolleginnen strahlte sie Caitlyn mit einem breiten Lächeln an. Was nicht viel zu bedeuten hatte, denn sie hatte Royce nie anders erlebt, immer schien diese in fröhlicher Stimmung zu sein, aber gerade dieses Verhalten brachte sie in den Verdacht, das Lächeln sei nicht echt oder – schlimmer noch – Royce könne etwas zu genügsam sein. Eine kleine Bosheit in Caitlyn ließ eher Zweites vermuten. Besonders die längst aus der Mode gekommene Nano-Behandlung der kurzen, gekräuselten Haare mit dem im Minutentakt wechselnden Farbenspiel, zeugte eher von einer einfachen Gesinnung.
    Ein wenig später war Royce fertig und zog sich mit flimmernden Haaren zurück. Wohin auch immer. Caitlyn hatte die Privaträume der Sternbergs nie zu Gesicht bekommen. Wie auch sonst niemand außer den edlen Assistentinnen. Natürlich kursierten deswegen die abenteuerlichsten Gerüchte, angefangen von ausufernden Orgien bis hin zu schwarzen Messen, aber Caitlyn schob das eher den schmutzigen Fantasien der Mitarbeiter zu, als dass die Beschreibungen den Tatsachen entsprachen.
    Sternberg hatte sich inzwischen zu etwas mehr Ruhe gezwungen.
    Für einen kurzen Moment herrschte eine beinahe peinliche Stille am Tisch. Caitlyn suchte mit unbewegtem Gesicht den Raum ab, konnte aber Charlotte Sternberg immer noch nicht ausmachen.
    »Nun Caitlyn«, begann Sternberg, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Was haben Sie zu berichten?« Seinen Kaffee ließ er unbeachtet.
    Sie nahm einen kleinen Frame, der neben ihr auf einem Beistelltisch lag, und wollte ihre Unterlagen aufrufen.
    »Nein, bitte keine Fakten!«, sagte Sternberg mit einer abwehrenden Handbewegung. Er nahm ihr sogar den Frame aus der Hand und legte ihn zurück. »Schildern Sie einfach Ihren Eindruck mit eigenen Worten!«
    »Escorial ist ein von Wolken umhüllter Planet«, begann sie mit nüchternen Worten. Sie kam sich dabei etwas dämlich vor, ihm all das herunterzubeten, was er längst kannte, und das waren nun einmal reine Informationen. »Ein Planet in einem recht mächtigen System. Savoy ist ein heißer Stern des G-Typs. G1, um genau zu sein, und etwa zehnmal größer als unsere Sonne. Er wird von zwölf Planeten umkreist, sechs davon sind Gasriesen, Escorial steht an vierter Stelle, inmitten zweier Jupitergiganten. Durch die enorme Anziehungskraft seiner Nachbarn gleicht seine Umlaufbahn einem Schlingerkurs, ist seiner hohen Geschwindigkeit wegen aber relativ stabil. Trotz seiner enormen Entfernung zu Savoy braucht Escorial nur knapp zwei Jahre für eine Umkreisung. Er besitzt vier relativ große Monde, die ihm auf seinem Weg zusätzliche Stabilität verleihen.«
    Sie nahm einen Schluck von dem Kaffee. Sternbergs Tasse war immer noch unberührt. Seine Augen waren geschlossen und sein Kopf nickte leicht, gerade so, als ob er einer Ouvertüre lauschen würde.
    »Die Atmosphäre von Escorial besteht hauptsächlich aus Kohlendioxid, Methan, Ethan, Stickstoff, Schwefelwasserstoff, ein bisschen Ammoniak, ein wenig Wasserdampf. Blausäure in geringen Mengen. Und Sauerstoff, nicht viel, aber ich
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