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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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auf«, bat er. »Der Kalender ist für uns zugleich so etwas wie ein Erinnerungsstück – auch wenn er nur nüchterne Eintragungen enthält.«
    »Selbstverständlich!«, versicherte Stephan. Er nahm den Kalender, betrachtete ihn einen Augenblick und steckte ihn sorgfältig in die Tasche seiner Jeanshose.
    »War der Kalender seit Liekes Tod in Ihrer Wohnung?«, fragte er.
    Herr van Eyck sah ihn prüfend an.
    »Sie meinen, der Einbrecher hätte ihn vielleicht gesucht?« Er lächelte verständig. »Die Frage haben wir uns auch schon gestellt. Aber das scheint kein Ansatzpunkt zu sein. Der Kalender lag gewöhnlich auf dem kleinen Sekretär im Wohnzimmer in Liekes Wohnung. Wenn sie beruflich unterwegs war, nahm sie ihn in der Handtasche mit. So war es auch am Unfalltag. Der Kalender befand sich in ihrer Handtasche und wurde uns mit allen anderen Utensilien, die sich in der Tasche befanden, nach Abschluss der Ermittlungen ausgehändigt. Die Staatsanwaltschaft hatte die Einträge im Kalender mit denen im Büro abgeglichen. Alles war deckungsgleich. Wir haben den Kalender zunächst in Liekes Wohnung gelassen, und zwar auf dem Sekretär, so, wie sie es selbst zu tun pflegte. Dort lag er auch zum Zeitpunkt des Einbruchs in der Nacht vom 7. auf den 8. März und befand sich dort unberührt, als wir am folgenden Tag den Einbruch entdeckten.«
    Marie und Stephan zogen die bereitliegenden Strickjacken über. In der Ferne kündigte sich mit dumpfem Grollen ein Gewitter an. Der Wind frischte auf und rauschte in Böen durch die Baumkronen.
    »Wir sollten schnell essen und dann hineingehen«, schlug Frau van Eyck vor. Sie rollte die Ärmel ihres Pullovers herunter, den sie sich übergezogen hatte. »Oder wir sollten besser schon jetzt ins Innere wechseln«, meinte sie, »es ziehen dunkle Wolken auf. Es wird nicht lange dauern, bis das Unwetter losbricht.«
    Sie blickte skeptisch in den Himmel. »Was meinst du, Hermann?«
    »Wir gehen«, nickte er. »Kommen Sie, jeder trägt ein paar Sachen, dann sind wir hier sofort verschwunden.« Er nahm beide Salatschüsseln und stand auf. »Vielleicht nehmen Sie die Teller, Frau Schwarz, und Sie die Gläser, Herr Knobel. Den Rest packt meine Frau hier fix zusammen. Drinnen ist es gemütlich und schön warm.«
    Er ging voran, öffnete die angelehnte Hintertür der Wohnung mit dem Fuß, trat das Türblatt zur Seite und ging voran in die Wohnküche. Marie und Stephan folgten ihm und stellten Geschirr und Gläser auf dem Esstisch ab.
    »Vielleicht sind Sie meiner Frau noch kurz behilflich«, bat Herr van Eyck freundlich, während er begann, die Plätze einzudecken. »Dann geht es schneller.«
    Stephan ging zurück in den Garten. Auf dem Tisch standen noch immer Sprudelflaschen, Gewürze und die Körbe mit dem Brot. Eine gelbe Serviette trieb im Wind steil in die Luft, wirbelte und verfing sich in dem geschlossenen Sonnenschirm, dessen Stoff sich im aufbrausenden Wind aufblähte. Anne van Eyck stand abseits der Tische und starrte in das Gebüsch im rückwärtigen Teil des Gartens.
    Stephan näherte sich und blieb neben ihr stehen.
    »Frau van Eyck?«, fragte er. »Ist etwas?«
    Ihre Blicke blieben auf das Gebüsch geheftet.
    »Da war etwas«, sagte sie. »Da haben Äste geknackt. Laut und deutlich.«
    Stephan sah in die Sträucher. Der Wind wogte durch die dichten Blätter. Er hörte hinter sich einen der Brotkörbe vom Tisch auf die Holzbank fallen. Stephan sah sich irritiert um und dann wieder nach vorn.
    »Sind Sie sicher?«, fragte er. »Es wird der Sturm gewesen sein. Er fegt durch das Gehölz.«
    »Ganz sicher«, erwiderte sie, wandte sich um und rannte ins Haus.
    Stephan sah ihr besorgt nach. Sie riss die Tür auf, dass sie laut an die Hauswand schlug, hastete in das Innere der Wohnung und kam wenige Augenblicke später mit ihrem Mann zurück.
    »Es war kein Geräusch vom Sturm«, beharrte sie. »Es kam aus einem der Sträucher.«
    »Ein Tier vielleicht«, beruhigte Hermann van Eyck. »Wir haben manchmal Wildschweine im Garten«, erklärte er. »Vielleicht werden die Viecher wegen des Gewitters irre.«
    »Nein!«, bekräftigte sie. »Da war jemand, glaub’ es mir doch endlich!«
    Hermann sah seine Frau verwundert an. Der Wind trieb ihr die Haarsträhnen in das Gesicht. Sie stand wie angewurzelt da, nahm den Blick nicht von dem Strauchwerk, aus dem sie das Geräusch gehört hatte.
    »Kommen Sie, Herr Knobel, wir sehen jetzt nach!«, entschied er.
    Stephan spürte erste dicke Regentropfen auf der
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