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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Wasser, auf der Hoffläche hatten sich große Pfützen gebildet. Die Natur roch frisch und belebt. Einige Vögel zwitscherten in den ausklingenden Tag. Anne van Eyck und ihr Mann winkten den beiden zu, bis das Auto hinter der nächsten Kurve verschwunden war. Es war wieder friedlich auf dem Hof der van Eycks.

3
    Bereits am Donnerstag der darauffolgenden Woche wurde Stephan Einsicht in die Akte der Staatsanwaltschaft Essen gewährt. Die Behörde hatte die Akte nicht in seine Dortmunder Kanzlei geschickt, sondern gestattete die Einsicht nur im eigenen Dienstgebäude, was jedoch nicht störte, weil die Prozedur auf diesem Wege beschleunigt werden konnte. Stephan nahm im Dienstzimmer der Geschäftsstelle des zuständigen Dezernats Platz. Es war der 3. Mai. Die Geschäftsstellenbeamtin räumte umständlich einige zusammengegurtete Aktenbündel zur Seite, strich mit der Hand über die nun leere Schreibtischfläche und legte die Akte ›van Eyck, Lieke‹ bereit, bevor sie sich in die gegenüberliegende Ecke des Büros zurückzog und ihr unterbrochenes Privattelefonat fortsetzte.
    Stephan vollzog den gesamten Akteninhalt sorgfältig nach, beginnend mit der polizeilichen Aufnahme des Unfalls Lieke van Eycks am 12. September gegen 23.25 Uhr. Er las den nüchternen detailgenauen Bericht über die Stelle, an der Liekes Wagen von der Fahrbahn abgekommen war, die sachverständigen Schlussfolgerungen über den Unfallhergang und die Geschwindigkeit des kleinen schwarzen BMW zum Zeitpunkt des Aufpralls auf die Leitplanke, die der Wagen durchbrochen hatte und dann in einen etwa zehn Meter entfernt stehenden Baucontainer gerast war. Durch den Aufprall war die Front ihres Fahrzeugs vollständig eingedrückt und die Fahrgastzelle weitgehend zerstört worden. Fahrerin des nahezu vollgetankten Autos war ohne Zweifel Lieke van Eyck gewesen. Stephan überflog scheu die zahlreichen Fotos vom Unfallort, die eingelegten Maßtabellen und polizeilichen Markierungen, die die Auswertung der Fotos erleichtern sollten, und studierte schließlich auch den Obduktionsbericht. Anne van Eyck hatte alles richtig wiedergegeben. Im Auto hatte man die Handtasche Liekes gefunden, in der sich ihr Handy und der besagte Taschenkalender befanden, den Hermann van Eyck an Stephan übergeben hatte. Unmittelbar im Nachgang zum Unfallereignis hatte man zu ermitteln versucht, wo Lieke den Alkohol zu sich genommen haben könnte. Es ging dabei offensichtlich um den Verdacht, dass sie – etwa nach Alkoholkonsum in einer Gaststätte – die Lokalität angetrunken verlassen haben und vom Wirt nicht am Autofahren gehindert worden sein könnte. Zwei Tage nach Liekes Tod hatte Anne van Eyck zu Protokoll gegeben, dass sie ein Eigenverschulden ihrer Schwester ausschließe und Anzeige gegen Unbekannt erstatte. Man ermittelte auch im beruflichen Umfeld Liekes. Es fanden sich ausführliche Protokolle über die zeugenschaftliche Vernehmung der Frau Daschek, Arbeitskollegin von Lieke und wie sie im Rang einer Topsekretärin und des unmittelbaren Vorgesetzten Liekes, ihres Chefs, des Vorstandsvorsitzenden von ThyssenKrupp, Dr. Fyhre, in den Akten. Frau Daschek und Herr Dr. Fyhre waren nach den Ermittlungen die Personen, mit denen Lieke beruflich tagtäglich zu tun hatte und deshalb aussagekräftige Angaben machen konnten. Beide bestätigten Liekes uneingeschränktes tadelloses Auftreten, ihr stets erstklassiges dienstliches Verhalten, ihre sprichwörtliche Pünktlichkeit und eine Zuverlässigkeit, die ihresgleichen suchte. Über ihr außerdienstliches Verhalten konnten sie nichts sagen, waren sich jedoch sicher, dass sie sich dort in gleicher Weise tadellos verhalten haben musste. Alkoholkonsum sei bei Lieke van Eyck nie beobachtet worden – mit Ausnahme eines gelegentlichen Glases Sekt bei betrieblichen Empfängen oder Feiern. Über die Zeitlücke zwischen Dienstschluss um 18 Uhr und der Unfallzeit wussten die Zeugen nichts zu sagen.
    Den Protokollen der Zeugenaussagen folgte ein Ausdruck des von Lieke im Computer ihres Büros geführten Kalenders mit einer Auswertung der Einträge, die insbesondere eine Entschlüsselung der von ihr benutzten Kürzel enthielt, und der abschließenden Feststellung, dass alle Einträge berufliche Ereignisse beträfen, die Lieke van Eyck auf Veranlassung von Herrn Dr. Fyhre oder Geschäftspartnern des Unternehmens vorgenommen hatte. Stephan las aus der Akte das Bemühen der Ermittlungsbehörde heraus, sorgfältig jeden auch nur entfernt als relevant
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