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Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Drahtzieher - Knobels siebter Fall

Titel: Drahtzieher - Knobels siebter Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erscheinenden Aspekt aufzugreifen und zu würdigen. Es fand sich nichts Verdächtiges. Der an Anne van Eyck gerichtete Einstellungsbescheid war Stephan bereits bekannt. Es folgten die Beschwerde Anne van Eycks gegen die Einstellung der Ermittlungen, die sich im Kern um das Argument drehte, dass Liekes stets untadeliger Lebenswandel einer selbst zu verantwortenden Trunkenheitsfahrt widerspreche, und sodann die abschließende Entscheidung der Generalstaatsanwaltschaft, dass man Annes Beschwerde zurückweise, weil sich keine neuen Erkenntnisse ergeben hätten, aus menschlicher Sicht indes die Zweifel der Anzeigenerstatterin zu würdigen wisse, diesen jedoch keine rechtliche Bedeutung beimessen könne. Die Akte enthielt auch Annes Eingabe nach dem Einbruch und einen Querverweis auf den bei der Polizeidienststelle Dorsten geführten diesbezüglichen Vorgang sowie die Entscheidung, dass man sich durch diesen Vorfall nicht zu einer Wiederaufnahme der Ermittlungen in der Unfallsache veranlasst sehe. Stephan sah, dass Anne van Eyck vor ihm eine Essener Großkanzlei damit beauftragt hatte, auf eine Wiederaufnahme der Ermittlungen hinzuwirken. Doch die Tätigkeit dieser Kanzlei war nur von kurzer Dauer. Dem vom 14. März datierenden Schriftsatz, mit dem sich ein Kollege namens Dr. Suselkamp für Anne van Eyck bestellte, folgte eine knappe Woche später bereits die Anzeige der Mandatsniederlegung, ohne dass es in dieser Sache zu einer weiteren Tätigkeit der Kanzlei gekommen war.
    Stephan nahm die Akte und stellte sich neben die Geschäftsstellenbeamtin. Sie unterbrach widerwillig das immer noch andauernde Telefonat, senkte den Telefonhörer und sah Stephan fragend an.
    »Fertig? – Sie können die Akte einfach auf dem Tisch liegen lassen.«
    »Ich hätte gern Fotokopien«, erwiderte Stephan freundlich.
    »Fotokopien?« Sie nahm den Hörer missmutig wieder ans Ohr. »Ich rufe gleich zurück.«
    »Das geht nicht sofort«, belehrte sie den unwillkommenen Besuch. »Notieren Sie die Seitenzahlen, die Sie haben wollen. Ich lasse sie dann kopieren. Sie bekommen sie in den nächsten Tagen zugeschickt – gegen Gebühr versteht sich.«
    »Ich brauche keine Seitenzahlen zu notieren«, meinte er. »Ich möchte eine Kopie des kompletten Vorganges!«
    Er warf ihr die Akte auf den Tisch und verließ grußlos das Zimmer.
    Stephan gab Anne van Eyck eine kurze Nachricht über den Stand seiner Nachforschungen. Die Mandantin fasste sich in Geduld. Ihr war klar, dass mit schnellen Ergebnissen nicht zu rechnen war.
    »Die Wahrheit hat Zeit«, wusste sie.
    Stephan erkundigte sich nach dem dubiosen Besucher auf dem Grundstück.
    »Hermann und ich sind am nächsten Morgen an die Stelle gegangen, wo er gestanden haben muss. Durch den Regen war jetzt alles platt und matschig. Aber man konnte immer noch die abgebrochenen Äste sehen. Ansonsten keine Hinweise. Welche auch? Vielleicht war es wirklich nur ein Spinner, der Spaß daran hatte, durch das Gebüsch zu schauen.«
    Stephan erwiderte nichts. Er wusste, dass Anne van Eyck anders dachte.

4
    Am 10. Mai lagen endlich die von Stephan angeforderten Fotokopien vor, und gemeinsam mit Marie glich er den Auszug aus dem Kalender aus Liekes Bürocomputer mit ihren handschriftlichen Eintragungen in ihrem Taschenkalender ab. Erst jetzt fiel auf, dass der Computerausdruck Termine über den Jahreswechsel hinweg erfasste, der Taschenkalender jedoch selbstverständlich mit dem Jahresende abschloss und die im Geschäftsleben üblichen, noch im alten Jahr erfolgenden Terminierungen für das Folgejahr die Existenz eines weiteren Taschenkalenders nahelegten. Doch einen Taschenkalender für das neue, jetzt bereits laufende Jahr hatte man jedoch weder in Liekes Handtasche noch im Büro oder in ihrer Wohnung finden können, was merkwürdig erschien, weil sie nach den übereinstimmenden Aussagen der Zeugen aus ihrem beruflichen Umfeld in den vergangenen Jahren stets auch über einen Taschenkalender für das jeweilige Folgejahr verfügte, um die bereits geplanten Ereignisse des kommenden Jahres eintragen zu können. Auch Anne und Hermann van Eyck bestätigten diese Praxis, glaubten jedoch nicht, dass der aktuelle Taschenkalender bei dem Einbruch entwendet worden sein könnte. Anne van Eyck bekannte, dass ihr erst auf Maries Nachfrage aufgefallen sei, dass sie den Taschenkalender für das laufende Jahr nie bei ihrer Schwester gesehen habe, obwohl in der Vergangenheit etwa ab Herbst neben dem jeweils aktuellen Kalender auch
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