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Tu dir weh

Tu dir weh

Titel: Tu dir weh
Autoren: Ilaria Palomba
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ERSTE BEGEGNUNG
    Ein Hund bellt. Drei überdrehte Typen voller Piercings und mit nackten Oberkörpern spielen Hardcore-Punk im Hof des ehemaligen Krankenhauses. Stella kotzt auf den Fußboden. Ein bärtiger Junge mit langen Haaren stützt ihren Kopf.
    »Was hast du denn getrunken?«
    Sie dreht sich um, hält die Luft an, atmet ein, muss sich wieder übergeben.
    »Ruhig. Ruhig, Schätzchen«, sagt er. »Komm schon, raus damit, dann geht’s dir gleich besser.«
    Klar, Schätzchen, wenn ich nicht deine dämliche Visage sehen müsste, würde es mir schon besser gehen.
    Der Freak schleppt Stella zur Eingangstür des autonomen Zentrums. Sie schließt die Augen.
    »Hey«, schreit er sie an, »was ist los, Schatz?« Er gibt ihr einen Klaps auf die Wange. »Komm zu dir, reiß dich zusammen.«
    »Igitt«, ruft ein Mädchen mit schwarzen Dreadlocks. »Die hat alles vollgekotzt, und wer macht das jetzt weg?«
    »Sie hat ordentlich getankt«, erklärt der Freak, »ist vollkommen hinüber. Ich kümmer mich drum.«
    Stella rutscht aus seiner Umarmung und sackt auf den Boden. Sie wacht nicht auf. Er zieht sie hoch, nimmt sie auf seine Arme und deponiert sie auf einem von Hundebissen zerfetzten Sofa. Dort lässt er sie liegen und geht in den Garten, Pogo tanzen mit den Freunden.
    »Hey, du.« Sie fährt aus dem Schlaf. Vor ihr steht eine aufgekratzteBrünette mit blauen Augen. Sie ist sich nicht sicher, ob es ein Traum ist oder ein Mädchen aus Fleisch und Blut.
    »Hallo, du«, sagt die Braunhaarige. »Wir haben dich angeschaut, du sahst so schön aus ...«
    Stella blickt auf und entdeckt hinter dem Mädchen eine Frau, die wie ein Model aussieht, und einen schmächtigen Typen mit kariertem Pullover und karierter Mütze, dahinter noch einen: blond, dürr, mit dem Blick eines Hurensohns.
    »Wer bist du?«
    »Ich bin Carla. Und das sind Sebastiano, Susy und Marco.«
    Was will die von mir?
    »Du, was machst du?«
    »Ehrlich gesagt wollte ich direkt ins Koma.«
    »Und warum?«
    Schweigen.
    Der Typ mit der karierten Mütze kommt näher, der andere bleibt im Hintergrund, verfolgt weiter das Geschehen.
    »Was für ’ne hübsche Blondine«, sagt er.
    Er spricht mit einer Quakstimme und klingt, als käme er vom Land.
    Hallo, Daffy Duck .
    »Na, was machst du heute Abend?«, fragt der Enterich.
    »Willst du immer noch ins Koma?«
    »Hast du was Besseres zu bieten?«
    »Jede Menge Liebe«, sagt Carla.
    Alles klar, ich hab’ verstanden: Du bist dicht wie ein U-Boot.
    »Hast du dich denn in mich verliebt?«
    »Ich liebe die ganze Welt«, ruft die Braunhaarige laut. Ihre blauen Augen funkeln.
    Stella fängt an, Spaß zu haben.
    »Komm doch mit«, schlägt Carla vor.
    »Wohin denn?«
    »Ins Zero.«
    »Was läuft da?«
    »Technofreitag.«
    Stella überlegt kurz. Aufgrund der bescheidenen Menge Blut in ihrem Alkohol entscheidet sie, heute Abend dieser Scheißidee nachzugeben: Tanzen gehen mit vier seltsamen Unbekannten, die aussehen, als wären sie einem Teeniefilm entstiegen. Sie folgt ihnen. So aufgeregt war sie nicht mehr seit ihrer ersten Technoparty, als sie, wie an der Box festgeklebt, die Nacht durchgetanzt hat, mit geschlossenen Augen.
    Der Freak beobachtet, wie seine Freundin das autonome Zentrum verlässt, im Arm einer Lesbe. Dahinter zwei Wichser.
    »Hey! Stella!«
    Sie dreht sich um.
    »Wohin gehst du?«, fragt er.
    Sie kommt näher. »Tanzen.«
    »Tanzen? Du warst doch bis vor fünf Minuten noch völlig hinüber, ich habe dir geholfen, überhaupt zu ...«
    »Ja, du hast mich auf dem Sofa liegenlassen und bist abgehauen, um mit deinen Freunden rumzuhängen.«
    »Nee, in Wahrheit hab’ ich deine Kotze weggewischt und mich um dich gekümmert, weil es dir beschissen ging.«
    »Schätzchen, wenn du nicht willst, dass ich da hingehe, sag es.«
    »Es ist nicht so, dass ich nicht will, dass ...«
    »Du musst es nur sagen, wenn ich es nicht machen soll.«
    »Stella, jeder ist frei zu tun und zu lassen, was er will.«
    Ich wusste es: Ich gewinne immer.
    »Ich geh dann.«
    Carla kommt hüpfend näher. »Ist das dein Macker?«
    »Ja, ist er.«
    »Hey, du«, sagt sie und strahlt, »mach dir keine Sorgen, ich pass für dich auf sie auf.«
    »Und wer zum Teufel bist du?«
    »Komm, du kannst ganz locker bleiben.«
    Stella drückt ihm einen Kuss auf die Lippen und klopft ihm auf die Schulter. Sie legt den Arm um Carla, und sie gehen durch das Tor des alten Krankenhauses hinaus.
    Der Freak steht da, die Hand ausgestreckt, den Mund halb geöffnet, und
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