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1439 - Totenfeld

1439 - Totenfeld

Titel: 1439 - Totenfeld
Autoren: Jason Dark
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Es war kein Schuss gefallen. Wyman, der unter seiner Maske schwitzte, hatte zum Glück nichts zu sagen brauchen. Das Geld wurde in die Plastiktasche gestopft, die er mitgebracht hatte, und anschließend hatte er noch die Nerven besessen und die drei Menschen in den kleinen Toilettenraum getrieben, den er von außen abgeschlossen hatte. Er hatte den Leuten sogar ihre Handys abgenommen.
    Danach war er geflohen.
    Die Maschine stand dort, wo er sie aufgebockt hatte. Alles wäre glatt verlaufen, wenn nicht genau in diesem Augenblick der Streifenwagen an der kleinen Bankfiliale vorbeigefahren wäre. Möglicherweise wäre Wyman noch weggekommen, aber er hatte nicht daran gedacht, seine Wollmütze vor dem Gesicht wegzureißen.
    Das war den beiden Polizisten aufgefallen.
    Wyman glaubte noch, das Kreischen der Reifen zu hören, als die Polizisten gewendet hatten. Da allerdings hatte er bereits auf dem Bock gesessen und Gas gegeben.
    Einen raketenartigen Start hatte er hingelegt. Raus aus dem Ort.
    Nur weg in die Umgebung, die brettflach war und ihm sehr entgegen kam, weil sich ein dünner Schleier aus Nebel über das Gelände gelegt hatte und ihm einen gewissen Schutz bot.
    Darauf hoffte er. Er musste schnell sein. Hinein in den Nebel fahren, die Bullen hinter sich lassen, die ihre Sirene eingeschaltet hatten. Er hörte das Wimmern wie ein böses Schreien, als er durch den kleinen Ort raste und froh war, ihn verlassen zu können, denn jetzt hatte er freie Bahn.
    Die Straße kannte Wyman. Er war sie auf seiner Herfahrt schon gefahren.
    Sie war glatt, grau und leider nebel-nass. So musste er Acht geben und durfte nicht zu schnell fahren, um in den Kurven nicht ins Rutschen zu kommen.
    Er hatte sich bewusst diesen Tag ausgesucht. Das Wetter war umgeschlagen. Die feuchte Luft vom Atlantik hatte den Sonnenschein vertrieben und den Nebel gebracht.
    Auf der einen Seite war er froh über die schlechte Sicht, die ihn vor den Verfolgern verbarg, aber der Nebel verteilte sich nicht gleichmäßig. Mal war er dichter, dann wiederum sehr dünn. Außerdem gab es noch ein kleines Problem, und das lag auf der Straße.
    Nicht allein die Feuchtigkeit hatte damit zu tun. Der starke Wind hatte die Blätter von den Bäumen gerissen und sie auf die Straße geweht. Und so war sie an manchen Stellen tückisch glatt.
    Deshalb durfte er nicht zu schnell fahren und musste sich auf die Fahrbahn konzentrieren.
    Geduckt hockte er auf der Kawasaki. Die Wollmütze hatte er von seinem Gesicht weggerissen und sie in den Straßengraben geschleudert. Der Fahrtwind schnitt in sein Gesicht.
    Das Heulen der Sirenen trieb ihn an. Wyman hasste die Melodie, konnte aber nichts dagegen tun. Die Bullen wollten ihn haben, und sie hatten es in ihrem Streifenwagen besser.
    Er schaute sich nicht um. Keine Sekunde verlieren. Sich nicht ablenken lassen. Nur nach vorn blicken. Er hatte vorgehabt, die Schutzbrille aufzusetzen. Dazu war jetzt keine Zeit mehr, und so trieb ihm der Fahrtwind die Tränen in die Augen. Seine Sicht verschlechterte sich dadurch, die Landschaft schien sich innerhalb des Nebels aufzulösen.
    Leider führte die Fahrbahn nicht geradeaus weiter. Sie ging über in Kurven.
    Es gab keine Häuser mehr. Rechts und links der Fahrbahn verschwammen die Felder im Nebel. Hin und wieder erschienen einige Bäume.
    Die Sirenen heulten noch immer hinter ihm. Wyman wusste nicht, ob die Verfolger näher gekommen waren oder nicht, aber er dachte noch immer nicht daran, sich umzudrehen.
    Weg, fliehen – die Beute behalten. In Ruhe zählen, was der Überfall gebracht hatte.
    Er wusste, dass er bald eine Bahnlinie erreichen würde. Jenseits der Schranke veränderte sich die Landschaft. Sie wurde waldreicher, gab mehr Schutz, und wenn Wyman es bis dahin geschafft hatte, war alles okay. Da konnte er unter zahlreichen Verstecken wählen.
    Es musste ihm einfach gelingen. Bisher hatte es keinen Grund gegeben, die Hoffnung zu verlieren. Er hielt die Lippen zusammengepresst, er biss die Zähne zusammen, die Augen waren Schlitze. Seine Gesichtshaut war durch den Nebel kalt geworden.
    Und dann schlug das Pech erneut zu.
    Diesmal richtig. Er konnte nichts daran ändern. Es hatte nichts mit ihm, sondern mit dem Motor der Kawasaki zu tun. Zunächst dachte er, sich geirrt zu haben, als er das Stottern hörte. Dann aber horchte er genauer hin.
    Das Stottern war da. Die Maschine fuhr auch nicht mehr so glatt wie sonst.
    Er gab Gas, sie nahm keines mehr an. Mit Schrecken stellte er fest, dass
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