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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut
Autoren: K Günak
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infernalischen Flammen in seinem Kopf.
    Er bemühte sich, etwas schneller voranzukommen. Oskar war dicht an seiner Seite. Das Tier spürte seinen Schmerz und hielt trotz seiner verkrüppelten Vorderpfote Schritt mit ihm. Fest presste er beide Hände gegen die Stirn, als ob das etwas helfen würde. Tat es aber nicht. Tat es nie.
    Verdammter Mist, warum ging es heute so schnell?
    Trinidad, seine Ex-Frau, hatte es Migräne genannt. Aber das war es nicht. Es war überhaupt nichts, was in der menschlichen Welt vorkam.
    Er musste Armand Dupont, den Ratsvorsitzenden, informieren. Nur wie sollte er das tun? An Telefonieren war jetzt nicht mehr zu denken. Wenn er aber morgen früh nicht bei der Ratssitzung erschien, würden sie ihn vermutlich suchen. Keine angenehme Vorstellung.
    Schwer atmend und um jeden Moment kämpfend erreichte er mit Oskar die letzte Tür am Ende des großen Foyers in der obersten Etage. Er lehnte sich gegen die schwere Holztür der Präsidenten-Suite und suchte mit steifen Fingern in der Innentasche seines Jacketts nach der Chipkarte.
    Vor ihm verschwamm die Tür, er sah Doppelbilder und es erforderte ein ungeheueres Maß an Kraft, um nicht vor der Suite zusammenzubrechen. Bis er es endlich schaffte, das Plastik in dem kleinen Schlitz des Türknaufes zu versenken, vergingen weitere kostbare Sekunden. Mit einem kurzen Piepsen öffnete sich die Tür. Mit dem Piepsen flammten auch sämtliche Lichter im Flur der Suite auf.
    Valentin kniff geblendet die Augen zusammen und hangelte sich an der Wand entlang zum Schlafzimmer. Er hörte, wie hinter ihm die Tür ins Schloss fiel, und sofort schnürte sich seine Kehle zusammen. Er fühlte sich mit einem Mal wie ein Insekt, gefangen in einer Flasche und jemand steckte einen Stöpsel auf den Flaschenhals. Alles um ihn herum wurde seltsam dumpf und beklemmend. Neben einer weiteren Schmerzenswelle, die ihm unmissverständlich zu verstehen gab, dass er nicht mehr viel Zeit hatte, keimte ein Anflug von Panik in ihm auf. Aber er konnte die Tür nicht offen lassen. Er war in einem Hotel, verdammt noch mal!
    Er legte beide Hände flach gegen die Wand und atmete mühsam gegen den stärker werdenden Druck in seinem Brustkorb. Mit aller Macht kämpfte er gegen das imaginäre Korsett an, das die Luft aus seinen Lungen trieb. Knapp zehn Sekunden hielt er durch, dann hatten sich die eisernen Bänder um seine Brust so fest zusammengezogen, dass er nach Luft schnappte.
    Gegen seine Angst vor geschlossenen Räumen war er chancenlos. Er zog mit letzter Kraft sein Sakko aus und hinderte damit die Tür, zurück ins Schloss zu fallen, dann hangelte er sich an der Wand entlang zur Balkontür und riss diese auf. Schwitzend und zitternd fiel er auf die Knie.
    Ihm blieben nur noch Sekunden. Warum kam dieser Anfall mit solcher Wucht und so plötzlich?
    Mit den letzten Resten seiner Konzentration sandte er seine Macht auf die Reise. Er musste die Suite trotz der geöffneten Tür vor ungebetenen Besuchern schützen. Der magische Bannkreis manifestierte sich augenblicklich. Da rollte auch schon ein weiterer Vorbote des Schmerzes heran. Es war, als schlüge ein Blitz in ihn ein. Hunderttausend Volt ließen seinen Körper erbeben und raubten ihm die Sinne. Valentin wurde schwarz vor Augen.
    Irgendwo ganz weit entfernt hörte er Oskars aufgeregtes Bellen. Dann spürte er dessen Atem und schließlich die Zunge. Sein Bewusstsein kehrte noch einmal zurück, kämpfte sich aus den Tiefen der Agonie empor, und endlich gelang es ihm, die Augen zu öffnen. Er lag schmerzverkrümmt auf dem Teppich im Eingangsbereich der Suite. Oskar drückte sich zitternd gegen seine Hüfte. Ungelenk ließ er die linke Hand über den vernarbten Rücken des Tieres gleiten.
    «Blestemat!», kam ein Fluch über seine Lippen.
    Sein Gehirn schien nur noch auf seine Muttersprache zurückgreifen zu können. Alles andere war bereits verschüttet unter den Wellen des Schmerzes. Dabei waren sie immer noch beim Vorspiel. Mühsam kam er auf die Beine. Üblicherweise blieb ihm in diesem Stadium eine Schonfrist, vielleicht eine halbe Stunde, manchmal etwas mehr, bis der endgültige Orkan ihn mit sich riss. Wie viel Zeit ihm jetzt bleiben würde, wagte er nicht zu fragen.
    Er musste sich beeilen, was mit der Bestie im Kopf gerade wirklich nicht einfach war. In der vergeblichen Hoffnung, den Schmerz, der ihm durch den Schädel kroch, aufzuhalten, presste er wieder eine Hand gegen die linke Schläfe. Mühsam tastete er sich zurück ins
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