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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut
Autoren: K Günak
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Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Der Anfall schien sich nicht an die Regeln halten zu wollen, denn bereits jetzt spürte er den scharfen Geschmack der Magensäure im Mund.
    Das Beißen arbeitete sich nun die Nervenbahnen seiner Wirbelsäule empor und traf sich mit der Höllenqual in seinem Kopf. Mit einem unterdrückten Stöhnen ließ er sich zurück aufs Bett sinken.
    Oskars Winseln erreichte ihn wie durch Nebel. Er spürte, wie der Hund aufs Bett sprang und sich neben ihn legte. Die kalte Nase der Bulldogge drückte sich gegen seinen Arm, ein kleiner Anker im Hier und Jetzt.
    Dann riss der Schmerz in endgültig mit sich.

Kapitel 3
    Josefine betrat ihr Zimmer und fand als Erstes einen weißen Briefumschlag, der direkt auf dem dunklen Teppich hinter der Tür lag. Sie entledigte sich ihres Gepäcks und öffnete das Kuvert, obwohl sie bereits wusste, was auf dem Papier stünde. Es war immer das Gleiche, und auch diese Mitteilung enthielte vermutlich nichts Neues.
    Sie zog das Blatt halb heraus und überflog die in gestochen scharfer Handschrift geschriebenen Worte: «Dr. Josefine Rosenberg, bitte finden Sie sich morgen um 8.00 Uhr im Brandenburgzimmer ein.»
    Wie erwartet – nichts Neues. Sie knickte den Brief in der Mitte und warf ihn mit einer ausholenden Handbewegung in den Papierkorb neben dem Schreibtisch. Das Tribunal, vor das sie treten würde, tagte immer in diesem Hotel, immer im Brandenburgzimmer und ihr Fall wurde immer als erster, also um acht Uhr, behandelt. So war er, der Magische Rat. Vorhersehbar und gleichbleibend. Was vermutlich auch am hohen Alter der erlauchten Runde lag. Auf die alten Tage tat man sich ja oft schwer mit Veränderungen. Und der magische Rat war bereits Hunderte von Jahren alt.
    Vielleicht war das auch einer der Gründe, warum ihr Vergehen als so schwerwiegend erachtet wurde. So etwas wie sie hatte es in den vergangenen Jahrhunderten einfach nicht gegeben. Sie war dementsprechend eine echte Innovation in der sonst so unveränderlichen Welt der magischen Wesen.
    Dabei fand sie, dass das, was sie tat, im Rahmen ihres Berufs einfach notwendig war. Es war schlicht vernünftig und geboten, ja geradezu unumgänglich, ihre Gabe einzusetzen, und eigentlich war es empörend vom Rat, ihr genau dies verbieten zu wollen.
    Wäre der Stammsitz des Rates nicht in Berlin beheimatet, sondern irgendwo sonst auf dieser Welt, hätte man sie vermutlich überhaupt nicht gefunden. Glücklicherweise war es unmöglich, den Einsatz ihrer Fähigkeiten im Einzelfall nachzuweisen, und somit wurde ihr der Prozess jedes Mal nur aufgrund von Indizien und Vermutungen gemacht, um danach bei den Akten zu landen.
    Irgendwie erfüllte sie dieser Gedanke mit einer Art trotziger Befriedigung. Sie konnte das tun, was sie gerne tat, nämlich Menschen zu helfen, und dem vergreisten Rat immer wieder mal eins auswischen. Und alles, was sie dafür tun musste, war ab und an nach Berlin zu reisen.
    Nun war sie also wieder einmal hier, in diesem luxuriösen Hotel unter den Linden. Mit einem zerstörten Zeitplan, einer hektisch gepackten Reisetasche und dem Gefühl, dass ihr die Augen bald von allein zufallen würden, wenn sie nicht endlich ins Bett käme.
    Seufzend leerte sie ihre Tasche auf das Sofa. Bevor sie sich umzog, stellte sie den Thermostat der Heizung ein wenig höher. Sie fror erbärmlich. Ihr iPhone schmiss sie auf die andere Seite des Doppelbettes und widmete sich dem Wäscheknäuel auf dem Sofa. Sie zog ihren Pyjama heraus, streifte ihn über und putzte sich in Lichtgeschwindigkeit die Zähne. Laut gähnend kletterte sie ins Bett und rollte sich unter der weichen Decke zusammen.
    Sie dachte noch einmal kurz an den Hund – und den Mann – auf der Treppe. Ob sie ihn wohl morgen bei der Ratssitzung wiedersehen würde?
    Doch dann holte die Erschöpfung sie endgültig ein und sie driftete ab, hoch in die Lüfte, in die wohlige Geborgenheit ihres Traumes, eines Traumes in den bunten Farben Afrikas.
    Drei Stunden später erwachte sie schlagartig von einem unbekannten Geräusch und starrte für einen Augenblick orientierungslos in die Dunkelheit. Während ihr Geist noch dem euphorischen Gefühl des freien Fluges nachhing, war ihr Selbsterhaltungstrieb schon hellwach. Angestrengt lauschte sie in die Dunkelheit. Was war das gewesen?
    Sie rieb sich die kribbelnden Handflächen und sah auf ihr iPhone. Halb eins blinkte es ihr grell entgegen. Abwartend blieb sie stocksteif liegen. Gerade als sie beschloss, dass
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