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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme
Autoren: Anna Tarneke
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Vorwort
    I ch kann mich noch genau an meinen ersten Arbeitstag als Krankenschwester in der Notaufnahme erinnern. Ich war blutjung und fest entschlossen, die Welt ein Stückchen besser zu machen, indem ich ihre Bewohner von Krankheit und Schmerzen befreite – oder die Pein zumindest etwas linderte.
    Ich weiß noch, wie aufgeregt ich war, als ich den ersten Gipsverband meines Lebens anlegen sollte, wie nervös, als ich ihn um das gebrochene Bein wickelte und wie stolz mich schließlich das fertig gegipste Werk machte.
    Damals hatte ich noch keine Ahnung, was ich in den nächsten Jahren alles erleben sollte und dass Beinbrüche nur einen winzigen Teil meiner Arbeit ausmachen sollten. Ich hatte keinen blassen Schimmer davon, was der menschliche Körper alles aushalten kann und auf welche Ideen manche Leute kommen, die ihren Körper offensichtlich für unzerstörbar halten. Hätte man mir als junge Schwesternschülerin erzählt, was ich sehen und erleben würde, hätte ich laut losgelacht und nichts davon geglaubt.
    Alltag gibt es in meinem Beruf nicht wirklich, bei uns ist jeder Tag anders. Als Krankenschwester in der Notaufnahme eines großen Klinikums arbeiten zu dürfen, ist daher Geschenk und Herausforderung zugleich.
    Es ist ein Geschenk, die vielen Facetten des menschlichen Lebens und Leidens kennenzulernen, ohne persönlich davon betroffen zu sein. Und es ist eine Herausforderung, unter größtem Stress dazu beizutragen, Menschenleben zu retten, während sich gleichzeitig jemand mit einer verstopften Nase in der Notaufnahme meldet und theatralisch darüber klagt, nicht vernünftig atmen zu können.
    Seit 17 Jahren arbeite ich nun auf dieser Station, und ich kann Ihnen versprechen: Mir ist nichts Menschliches mehr fremd. Wenn ich sage nichts, dann meine ich auch nichts.
    Ich habe mit Staunen und Entsetzen erlebt, was sich manche Leute in der Hoffnung auf einen neuen Kick in ihre Körperöffnungen stopfen. Darunter waren Dinge, von denen ich früher nicht mal ansatzweise geglaubt hätte, dass sie dort tatsächlich reinpassen. Geht aber. Mit gewissen Kollateralschäden.
    Sexunfälle jeder Art zählen sicherlich zu den skurrilsten Begebenheiten in der Notaufnahme. Besonders selten kommen sie zwar deshalb noch lange nicht vor, aber natürlich machen sie nicht den Schwerpunkt meiner Arbeit aus.
    Ich habe verprügelte Frauen erlebt, die felsenfest davon überzeugt waren, dass die Schläge ihren Ehemännern mehr wehtaten als ihnen selbst. Und Ehemänner, die sich gegen ihre prügelnden Weiber nicht wehrten, weil man eine Frau schließlich nicht schlägt.
    Zu uns kommen Menschen mit Herzinfarkten und (oral und rektal vorgenommenen) Alkoholvergiftungen, Verstopfungen und Verbrühungen, Unfall- und Gewaltopfer – einfach jeder, der große Angst um seine oder die Gesundheit eines anderen hat.
    Mit Emergency Room oder anderen Krankenhausserien hat meine Arbeit wenig zu tun. George Clooney und Professor Brinkmann stehen jedenfalls nie knöcheltief in Blut und Exkrementen.
    Und sie werden auch nicht lauthals beschimpft, wenn sie einen zugedröhnten Junkie aus seinem lebensgefährlichen Trip zurück in die Realität holen. Das haben Junkies nämlich nicht so gerne, schließlich mussten sie eine Menge Kohle für ihren Trip berappen. Tja, Pech gehabt. Wer bei uns landet, dem wird beim Überleben geholfen. Ob er will oder nicht.
    Eine Notaufnahme ist wie ein kleiner Schmelztiegel. In einer Millionenstadt wie Köln erst recht. Köln ist bekannt für sein besonders buntes Miteinander.
    So wird die nette Omi mit dem Oberschenkelhalsbruch nur durch einen Vorhang von dem randalierenden Säufer getrennt, der neben dem schwulen Paar mit der im Rektum versenkten Salatgurke ausnüchtern darf, welches wiederum neben der Nonne mit Kreuzbandriss gesundet.
    Sicherlich haben Sie schon mal davon gehört, dass im Krankenhaus nicht unbedingt ein Überangebot an Personal vorhanden ist. Somit gehört es auch zu meinen Aufgaben, die unfreiwillig zusammengewürfelte Patiententruppe zu beaufsichtigen und hin und wieder voneinander fernzuhalten. Ich kann Ihnen sagen: Flöhe hüten ist leichter. Was passiert, wenn zwei rivalisierende Banden nach einer Schießerei ihre verletzten Mitglieder zu uns bringen – das können Sie hier lesen.
    Trotz Personalmangels bin ich natürlich nicht die einzige Schwester, die in der
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