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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut
Autoren: K Günak
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humpelte mühsam durch den Türspalt. Unschlüssig blieb Josefine im Flur stehen. Des Nächtens in fremde Hotelzimmer einzudringen gehörte nicht zu ihren Lieblingshobbys. Schon gar nicht in das Reich dieses offensichtlich sehr mächtigen Mannes, der ihr vielleicht den Kopf abrisse, wenn sie hier so plötzlich auftauchte.
    Leider stimmte Oskar im nächsten Moment ein atemloses Bellkonzert an und traf somit abermals eine Entscheidung für sie. Sie knurrte ein leises «Manipulativer Köter» und schlüpfte ebenfalls durch den Türspalt.
    Das Licht im großzügigen Flur der Suite war gedimmt. Auf dem Boden lag seltsamerweise ein zusammengeknülltes Kleidungsstück und Josefine schickte vorsichtig ihre Wahrnehmung auf Reisen. Das seltsame Flimmern in der Luft war zwar noch zu sehen, allerdings spürte sie die Magie kaum. So wie sie auch nichts anderes spürte. Menschen gab es hier zumindest keine.
    «Hallo?»
    Die Stille um sie herum schien undurchdringlich und sie äugte vorsichtig in die offenstehenden Türen, die vom Eingangbereich aus abgingen. Irgendwo hier musste Oskars Herrchen doch stecken. Der Hund humpelte langsam weiter und setzte sich vor die einzige nur angelehnte Tür. Josefine warf ihm einen ernsten Blick zu.
    «Schätzchen, ich sage dir, wenn das kein Notfall ist, mache ich irgendetwas sehr Schlimmes mit dir.»
    Sie bewegte sich lautlos auf die Tür zu, vor der Oskar offensichtlich Wache hielt. Kurz erinnerte sie sich an ihre gute Erziehung und klopfte gegen das Holz, wartete dann aber nicht auf eine Antwort, sondern öffnete die Tür.
    Sie hätte lange warten können.
    Er lag mehr als er saß seitlich neben der Wanne, die Stirn gegen das kühle Emaille gelehnt, offensichtlich in einem Zustand der totalen Erschöpfung. Sein nackter Rücken war ihr zugewandt und für einen Moment brachte sie nichts anderes zustande, als ihn anzustarren. Was nur zum Teil an seinem formvollendeten Körper lag, obwohl der wirklich einen zweiten – und dritten – Blick Wert war. Aber obwohl er offensichtlich sehr geschwächt war, umgab ihn eindeutig eine starke Aura der Gefahr. Sie konnte sie förmlich riechen. Wie Asche und Feuer roch es.
    Ihr Herz reagierte darauf, indem es anfing, heftig in ihrer Brust zu hämmern, und die Alarmglocke in ihrem Kopf schlug lautstark an, weshalb sie vorerst wie angewurzelt stehen blieb.
    Er bewegte sich und versuchte, den Kopf in ihre Richtung zu drehen. Seine gesamte Rückenmuskulatur verkrampfte sich dabei, als wäre diese einfache Bewegung mit ungeheuerem Kraftaufwand verbunden.
    Dieser Anblick katapultierte sie augenblicklich in den Autopiloten. Dieser Mann war krank, er brauchte Hilfe und sie war Ärztin. Sie ignorierte ihren rasenden Herzschlag und schlug sämtliche Warnungen in den Wind. Mit zwei großen Schritten war sie neben ihm.
    «Hallo! Können Sie mich hören? Verstehen Sie, was ich sage?»
    Sie behielt die Hände vorsorglich erst einmal bei sich. Einem Menschen würde sie jetzt den Puls fühlen. Was bei einem magischen Wesen unbekannter Art potentiell gefährlich sein konnte. Dieser Mann machte trotz seines Zustandes nicht den Eindruck, als benötigte er zum Töten eine Waffe.
    «Was ist mit Ihnen?»
    Ein Zittern lief durch seinen athletischen Körper und seine urtümliche Macht durchflutete das weiß geflieste Badezimmer so plötzlich wie die erste Welle einer Sturmflut. Er holte mühsam Atem. Es war erstaunlich, dass er überhaupt noch in der Lage war mit seiner Magie, wie geartet diese auch sein mochte, in ihre Richtung zu zielen.
    Sie sah die Verwirbelungen der heftigen Magie in der Luft um sie herum, blieb aber ansonsten davon unbeeindruckt. Sie spürte nichts. Sollte sie nicht wenigstens die Ausläufer dieser Druckwelle fühlen können? Ungeduldig wedelte sie mit einer Hand vor dem Gesicht, um die fremde Energie zu vertreiben.
    «Lassen Sie das! Ich bin Ärztin. Was ist mit Ihnen?»
    Seine Stimme klang unmenschlich tief. «Raus.»
    Seine adeligen Züge und die sonderbar hohen Wangenknochen zogen sie unwiderstehlich an.
    Was bist du?
    Geschickt fingen seine Augen ihren neugierigen Blick ein. In den grüngelben Flammen seiner Iris blitzte etwas auf, was sie erstarren ließ. Sie holte zitternd Luft und konnte ihren Blick nicht von ihm lösen. Diese Augen duldeten keinen Widerspruch. Sie waren ein Spiegel seiner Macht. Aber da war noch etwas anderes. Es war gut versteckt hinter diesen so andersartigen Augen, dass es ihr fast entgangen wäre, hätte sie in diesem Moment den
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