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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande
Autoren: Stefan Wolf
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1. Karl belauscht die „Nachtarbeiter“
     
    In diesem Stadtteil
war die Nacht besonders dunkel.
    Vielleicht, dachte Karl, liegt
es an den Abständen zwischen den Laternen: 30 Meter mehr als anderswo — Mann,
ist das schaurig!
    Ein sanfter Mai-Regen
tröpfelte. Computer-Karl radelte heim. Eine Turmuhr schlug, die Reifen zischten
in der Nässe, die Straßen waren leer.
    Karl benutzte den üblichen Weg.
Den kannte er im Schlaf, aber heute fiel ihm die Dunkelheit besonders
unangenehm auf. Hatte er deshalb die Gänsehaut? Oder wegen des Krimi-Films, den
er sich mit seinen TKKG-Freunden angesehen hatte?
    Spätvorstellung, natürlich!
Klößchen war auf Zehenspitzen hineinmarschiert. Damit er größer wirkte und man
ihn für 16 hielt. Jüngere Kids waren nicht zugelassen.
    Tim hatte die Karten gekauft,
und Gaby war...
    Ein Motorrad schoß aus einer
Seitenstraße hervor. Unverschämt! Karl mußte bremsen. Zwei Typen, ganz in Leder
gekleidet, hockten auf der Maschine. Von den Helmen prallten Regentropfen ab.
    Die Plastikmasken wandten sich
Karl zu, starrten ihn an. Dann fuhr die Maschine vor ihm her, aber langsam.
Viel zu langsam. Und der Typ auf dem Rücksitz wandte sich um.
    Wie vorhin im Film, dachte
Karl: Als die Gangster dem Kommissar auflauerten... vor ihm herfuhren... weil
sie ja wußten, wohin er wollte... dann bei dem einsamen Park...
    Daran mußte Karl denken, als
endlich wieder eine Laterne auftauchte und ihr Licht auf das Nummernschild
fiel.
    Karl stutzte: 33 als Endzahl —
und eine knallrote Harikari! Um Himmels willen! Doch nicht etwa die
Schmeißfliegen?
    Tim hatte die beiden so
getauft. Oswald Krenk und Johannes von Unken, kurz Ossi und Jo genannt. Sie waren
20 und 19 Jahre alt — und das war auch schon das einzig Erfreuliche, das man
über sie sagen konnte.
    Ihr Weg schien vorgezeichnet,
ein Weg, der hinter Gitter führen würde. Warum die beiden so waren — darüber
hatten Tim und seine Freunde keine Infos.
    Es bestand eine haßerfüllte
Feindschaft — aber nur seitens der beiden Schmeißfliegen. Der Grund war
lächerlich, aber einer wie Ossi verzeiht keine Niederlage; er sammelt Wut in
sich bis zum Platzen. Dabei war es seine eigene Schuld, denn der Kerl hatte ein
Mädchen belästigt, daß die Kleine halb starb vor Angst. Wäre die TKKG-Bande
nicht zufällig vorbeigekommen...
    Tim hatte Ossi
zusammengestaucht, daraus war ein Zweikampf entbrannt. Der 20jährige führte ihn
mit Stiefeln, Schnappmesser und einer Stahlkette zum Zuschlagen. Fünf blaue
Flecke zierten Tim tagelang, aber Ossi war erst im Krankenhaus aufgewacht.
Seitdem hielt der Kriegszustand an.
    Und Jo? Der war allein zu
nichts fähig, aber in Begleitung gleich dreifach gemein. Er brauchte jemanden,
der ihm sagte, wo’s langgeht. Einen Boss. Ossi war der Boss, und Jo hatte
dessen Haß auf die TKKG-Bande übernommen.
    Sie sind’s, dachte Karl. Und
sie haben mich erkannt. Der Himmel steh mir bei!
    Eilenröder Landstraße. Das war
Vorort. Grüne Gärten, kleine Häuser, parkende Autos. Nur noch zwei Kilometer
bis zur Lindenhof-Allee, wo Karls Elternhaus steht: die alte, trutzige Villa,
die man von weitem für eine Mini-Burg halten könnte.
    Gleich sind wir am
Gleishorn-Park, dachte Karl. Dort werden sie... verdammt! Ist ja fast wie im Film.
Was soll ich nur machen?
    Plötzlich drehte das Motorrad
auf. Die Maschine preschte los. Rasch wuchs der Abstand auf 150 — 200 — 300
Meter. Dort war die Kurve. Karl sah noch das Rücklicht. Dann waren sie
verschwunden, die Schmeißfliegen.
    Er atmete auf. In der feuchten
Luft beschlugen die Brillengläser. Karl polierte sie am Pullover, dachte noch
einen Moment über die Schmeißfliegen nach, aber dann bewegten sich seine
Gedanken zu Tim und Klößchen.
    Heimlich, wie üblich, waren die
beiden aus der Internats-Schule getürmt. Um in eine Spätvorstellung zu kommen,
muß man halt Opfer bringen. Nach dem Kino hatten die Jungs Gaby nach Hause
gebracht, jetzt waren Tim und Klößchen längst auf dem Heimweg zur Schule.
Hoffentlich hatte kein Pauker was gemerkt.
    Karl erreichte die Kurve. Hier
begann die Lindenhof-Allee. Beinahe wäre er weitergefahren, ganz in Gedanken
versunken. Doch dann trat er auf die Bremse, die Reifen quietschten. Er hielt.
    Nicht mehr weit bis zum Park.
In den Häusern auf der anderen Straßenseite — kein Licht. Dort schnarchte schon
jedermann/frau. Oder war verreist. Oder krank. Oder in einem Weinlokal im
Nachtbetrieb-Viertel der Stadt.
    Im Film, überlegte Karl, haben
sie
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