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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut
Autoren: K Günak
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dieses Geräusch wohl doch nur in ihrem Traum stattgefunden hatte, war es wieder da.
    Ein Kratzen an der Tür, verbunden mit einem leisen Winseln.
    Schnell kam sie auf die Beine und stand für einen Moment regungslos vor der Tür. Das Kratzen war erneut zu hören. Vorsichtig entriegelte sie das Schloss und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Vor ihr wartete ungeduldig Oskar, die Bulldogge. Völlig unbeeindruckt von der Tatsache, dass der Spalt eigentlich zu schmal für seinen massigen Körper war, sprang er jaulend direkt auf sie zu und drückte entschlossen die Tür auf.
    Verdutzt trat sie einen Schritt zur Seite. Was tat der Hund hier? Und wo war sein Herrchen abgeblieben?
    Was auch immer das hier werden sollte, es war völlig unnötig, dafür irgendwelche anderen Menschen aus dem Schlaf zu reißen. Sie wollte den Hund wieder auf den Flur schieben, aber Oskar wehrte sich geschickt. Sie zuckte mit den Schultern und schloss die Tür, damit zumindest die anderen Hotelgäste in ihrem Nachtschlaf nicht gestört wurden.
    «Was hast du denn, mein Guter? Pssst.»
    Sie ging vor ihm in die Hocke und streichelte beruhigend seine Brust. Er war aufgeregt. Sie spürte unter dem seidigen Fell seinen hektischen Herzschlag wummern.
    Eine seltsame Unruhe überlagerte augenblicklich ihre Müdigkeit. Einen Moment hielt sie inne und kniff die Augen zusammen, um nur Sekunden später verwundert festzustellen, dass es gar keine Unruhe war, die ihr da plötzlich den Brustkorb enger schnürte. Es war Sorge. Sorgte sie sich etwa um Oskars Herrchen?
    Ausdrücklich schob sie dieses Gefühl beiseite. Das war ja nun wirklich lächerlich. Der Mann sah definitiv so aus, als wäre er in der Lage, sich um sich selbst zu kümmern.
    «Was machst du hier mitten in der Nacht und warum bist du so aufgeregt?»
    Als Antwort stupste Oskar ihr energisch gegen das Knie und wandte sich zur Tür. Die Bulldogge gab ein gequältes Jaulen von sich und fing an, sich vor der Tür im Kreis zu drehen.
    «Ich renne nicht mit dir in tiefster Nacht durch das Hotel», erklärte sie fest.
    Der Hund fing an zu bellen und zwang sie damit, diesen Plan doch noch einmal in Erwägung zu ziehen. Außerdem hatte sie in Afrika häufig erlebt, dass Tiere gefährliche Situationen besser einschätzen konnten als Menschen. Auch wenn der Mensch den herannahenden Sturm noch nicht sehen konnte, das Verhalten der Tiere war immer eindeutig und manchmal lebensrettend. Sie würde ihm folgen.
    «Also gut. Ich komme mit.»
    Eine andere Wahl schien sie ja eh nicht zu haben, wenn sie nicht wollte, dass das gesamte Hotel durch das Bellen aufwachte. Schnell schlüpfte sie in die auf dem Boden liegende Hose und tauschte ihr Schlafshirt gegen einen schwarzen Pullover. Dann angelte sie ihre Turnschuhe aus der Reisetasche und zog sie an.
    «Dann los.»
    Oskar humpelte eilig vorweg und Josefine folgte ihm zu den Treppen in die oberste Etage des Hotels. Oben angekommen sah sie genau drei Türen, die alle von einem sehr großzügigen und in luxuriösen Brauntönen gehaltenen Flur abgingen.
    Oskar humpelte angestrengt über den dicken Teppich. Langsamen Schrittes folgte Josefine ihm bis zur der ganz linken Tür. Präsidenten-Suite stand in eleganten Lettern auf dem edlen Holz. Hier logierten sonst wohl Mr. Obama und Konsorten oder vielleicht auch mal der Papst.
    Offenbar erschöpft legte Oskar sich direkt vor die Türschwelle und Josefine sah das Sakko, das die Tür offen hielt. Vorsichtig drückte sie gegen das schwere Holz. Lautlos schwang die Tür auf. Sie machte einen erschrockenen Satz zur Seite. Damit hatte sie nun nicht gerechnet.
    Die Luft um die Tür herum flimmerte leicht vor ihren Augen, was ihr verriet, dass Magie im Spiel war. War das etwa ein Bannzauber? Sie konnte es nicht genau sagen. Denn das seltsame Gefühl der tiefen Abneigung, solch einen Bannzauber zu durchschreiten, fehlte völlig. Normalerweise war das Durchbrechen der unsichtbaren Barriere aus purer Magie geeignet, eine heftige Panik-Attacke auszulösen.
    Vorsichtig streckte sie die Hand aus. Ein leichtes Kitzeln auf der Haut, als sie die fühlbare Grenze durchstieß, mehr spürte sie nicht. Also wohl doch kein Bannzauber, denn er vermochte sie nicht zu bannen, und das wäre ja wohl der Sinn und Zweck so einer Einrichtung gewesen. Aber sie fühlte noch etwas anderes, etwas Mächtiges und Gefährliches. Etwas Dunkles.
    Sie sah den hechelnden Hund fragend an. Mit offenbar letzter Kraft rollte Oskar sich auf seine krummen Beine und
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