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Rettungskreuzer Ikarus Band 025 - Kaisersturz

Rettungskreuzer Ikarus Band 025 - Kaisersturz

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 025 - Kaisersturz
Autoren: Martin Kay
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1.
     
    Roderick Sentenza lag in einem Albtraum aus Rot. Sein Blick starr, der Körper
erkaltet. Die Lache unter seinem Körper war längst eine geronnene
Masse, und die Haltung seiner Arme und Beine verriet mehrere Frakturen. In seiner
Brust gähnte ein faustdickes Loch und reichte hinauf bis zum Herzen. Allein
der Anblick verriet, dass dem Raumcorps-Captain nicht mehr zu helfen war, doch
die letzte Hoffnung, er könne noch leben, wurde jäh zerschlagen, als
der Arzt aufsah und langsam den Kopf schüttelte.
    In Ercilar Thrax brach eine Welt zusammen. Er ließ die Schultern hängen
und seufzte. Für Trauer war keine Zeit. Spätestens die loyalen Sicherheitskräfte
erinnerten ihn wieder daran, dass er selbst noch nicht außer Gefahr war.
    »Wir müssen weiter, Hoheit!«
    Der Kaiser biss die Zähne zusammen, sah in die Augen der MND-Agentin und
nickte. Er ließ es geschehen, dass sie ihn am Arm packte und mit sich
zog. Sie stiegen über die Leichen der loyalen Soldaten, die gemeinsam mit
Sentenza im Feuergefecht gefallen waren. Von ihrem Sicherheitsteam lebten noch
ein Dutzend Leute: Männer und Frauen aus Thrax' persönlicher Leibgarde
und den Agenten des Multimperialen Nachrichtendienstes.
    Bei den Gründern Persephones . Der Kaiser versuchte die Augen vor
den Toten zu verschließen, die ihr Leben für seines gelassen hatten,
doch jeder Stoß gegen den Körper eines Gefallenen berührte in
ihm eine Saite, die er so noch nicht von sich kannte. Er hatte früher Menschen
in den Tod geschickt, aber er war nie zuvor unmittelbar daran beteiligt gewesen,
hatte nie erlebt, wie sich der für ihn bestimmte Laserblitz in die Brust
eines Untertan bohrte, der sich ihm rechtzeitig in den Weg geworfen hatte.
    »Da vorn werden wir Probleme bekommen«, sagte Moob Krid. Seine sonst
stets blasse violette Haut, leuchtete vor Aufregung wie ein Fanal in der Düsternis
des Korridors. In dem rundlichem Gesicht, das Thrax bisher nur mit einem Lächeln
kannte, stand ernsthafte Sorge.
    Der MND-Chef blieb vor einer Abzweigung stehen und hob seine Hand. Seine Agenten
nahmen hinter ihm Kampfaufstellung, die Leibgardisten umringten den Kaiser wie
einen lebenden Schutzschild. Thrax schaute nach hinten, zwischen den Schultern
der Soldaten hindurch, vorbei an den Gefallenen, bis sein Blick Sentenzas Leiche
fand.
    Es tut mir Leid, Captain. Thrax fühlte sich für Sentenzas Tod
verantwortlich. Er selbst hatte ihn hergelockt, um endlich mehr über seinen
missratenen Sohn Joran zu erfahren, doch das Treffen war gründlich außer
Kontrolle geraten. Der Einfluss des Kronprinzen auf die Berater und Generäle
des Kaisers war weitaus größer, als Thrax sich je erträumt hätte.
    »Vorsichtig!« Krid tastete sich mit dem Strahler in der Hand vorwärts.
Seine Leute rückten auf. Als er um die Ecke lugte, zerschnitt ein feiner
Energiefinger seinen Kopf in zwei Hälften. Für eine scheinbar endlos
lange Sekunde sahen alle den Körper des Geheimdienstchefs nach vornüber
kippen. Dann brach in dem Korridor die Hölle los.

    72 Stunden vorher – Neu Athen, Persephone
     
    Sie winkelte das Knie an und trat zu. Ächzend gab die Tür nach, flog
nach innen auf und ebnete ihr den Weg ins Hotelzimmer. Mit vorgehaltenem Blaster
sprang Nova ins Innere, sicherte blitzschnell nach allen Seiten und erfasste
die Situation. Der Raum war leer. Im Bad brannte Licht, die Tür war nur
angelehnt. Das Holovid spielte die Galaxy News ab. Auf dem niedrigen Couchtisch
stand eine angebrochene Flasche arkturianischen Ales, daneben eine noch qualmende
Zigarette.
    Er war hier!
    Nova ging leicht geduckt zum Bad, stieß die Tür auf und hielt kurz
die Mündung ihrer Waffe hinein.
    Leer!
    Rasch wandte sie sich dem Fenster des Wohnraums zu. Eine kühle Brise wehte
durch die offene Glastür und ließ die zugezogenen Vorhänge hin
und her wallen. Nova war vorsichtig, stieß eine Stoffbahn mit dem Blasterlauf
beiseite. Sie rechnete mit einer Überraschung, die jedoch aus blieb.
    Er ist feiger als ich dachte , sagte sie sich im Stillen, zog den Vorhang
ganz auf und trat hinaus auf den Balkon. Die frische Kühle einer Herbstnacht
auf Persephone empfing sie. Wohin sie nur blickte sah sie den atemberaubenden
Lichterglanz der Wolkenkratzer der Hauptstadt. Die höchsten Gebäude
Neu Athens besaßen über dreihundert Stockwerke – ausnahmslos
Wohnhäuser im Jane-Trinity-Distrikt. Das Finanz- und
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