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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut
Autoren: K Günak
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nichts tun.
    Aber ein Angriff war immer auch ein Moment, in dem ein Kämpfer seine Deckung verließ. Und das hatte Josefine instinktiv genutzt. Er war ein Wandler. Ein mächtiger Gestaltwandler, für den es in Fleisch und Blut übergegangen war, das zu verbergen, was er wirklich war. Seine Kräfte waren groß, doch in diesem Moment kämpfte er an mehreren Fronten und drohte zu verlieren.
    Sie öffnete die Augen wieder. «Hören Sie auf damit. Sparen Sie sich Ihre Kraft auf. Sie werden sie brauchen»
    Er hatte den Kopf schräg gelegt und starrte sie aus seinen flammenden Augen an. Sie erwiderte seinen Blick fast herausfordernd mit dem Ausdruck, den sie immer hineinlegte, wenn sie einem Patienten verständlich machen wollte, dass es keine andere Option mehr gab. Auch wenn er in diesem Moment geschwächt war, spürte sie, dass er mächtiger war als alles, was sie kannte. Und trotzdem hatte er es nicht geschafft, sie zu manipulieren. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war das etwas, was ihm nicht allzu häufig passierte.
    «Das funktioniert sowieso nicht», bemerkte sie trocken und die Ärztin gewann wieder etwas die Oberhand.
    Ohne zu zögern bot sie ihm die Hand, um sich hochzuziehen, was er allerdings gekonnt ignorierte. Seine überbordende Macht schien mit einem ausgeprägten Schuss Sturheit gewürzt zu sein.
    «Natürlich kann ich Sie sich selbst überlassen. Mein hippokratischer Eid bezieht sich allein auf das Retten von Menschenleben. Und so wie ich das sehe, sind Sie ja nun weit davon entfernt, ein Mensch zu sein. Ich bleibe aber trotzdem hier. Und Sie werden das nicht ändern können. Es ist also besser, Sie konzentrieren Ihre Kraft auf Ihre …»
    Sie zögerte einen Moment. Was hatte er eigentlich? War er krank? Hatte er einen Schub oder war es etwas anderes? Josefine ging blitzschnell anhand der Symptome die möglichen Diagnosen durch, aber das half ihr nicht weiter. Er war schließlich kein Mensch.
    «Ihre Krankheit. Dort wird Ihre Kraft weit dringlicher benötigt. Und keine Sorge, sobald ich der Meinung bin, Sie sind überm Berg, bin ich auch sofort wieder in meinem Zimmer und hole meinen Schlaf nach.»
    Ihre Entscheidung stand fest. So gut ihre Ausbildung auch war, letztendlich war es ihre Intuition, die vielen Menschen das Leben gerettet hatte. Und jetzt flüsterte ihr ihre Intuition zu, dass sie dieses seltsame Wesen auf keinen Fall allein lassen durfte.
    Nach einer Minute des Schweigens legte er seine große Hand in die ihre.

Kapitel 4
    Er hatte seine letzten Kraftreserven zusammengekratzt und seine Macht auf sie gejagt. Sie hatte sich davon jedoch völlig unbeeindruckt gezeigt. Was unmöglich war. Nichts und niemand war von seiner Macht unbeeindruckt. Schließlich war er der Eine, der letzte seiner Art!
    Aber sie schien das nicht zu interessieren. Statt zitternd vor ihm auf die Knie zu sinken, hatte sie ihm wütend in die Augen gestarrt, als wäre das das Normalste der Welt.
    Sie hatte ihn auf dem Weg zum Bett stützen müssen. Ihr Griff um seine Hüfte war fest gewesen. Fest und sicher. Irgendwo, ganz weit weg, tauchte bei dieser Berührung ein Gefühl auf. Eine weit entfernte Erinnerung, die ihm schmerzhaft deutlich machte, wie lange ihm niemand mehr so nah gewesen war.
    Ihre kühlen Hände auf seiner heißen Haut brachten überraschenderweise eine Linderung seiner Qualen. Er hätte das unterbinden müssen, aber er hatte keine Kraft mehr, sich dagegen zu wehren. Und wollte es auch gar nicht. Denn ihre Nähe war seltsam tröstlich, und so ließ er sie gewähren. Während sein Geist sich immer mehr verabschiedete, klammerte er sich fest an dieses Gefühl der Nähe.
    Das Inferno in ihm brach aus, wie ein Vulkan die erste Ladung Lava in die Welt spuckte. Die Bestie war da und übernahm ohne weiteres Federlesen die Führung.
    Ihre Stimme drang durch den Schutt seines zusammengebrochenen Bewusstseins seltsam verzerrt, aber eindeutig wütend. «Atmen Sie, verdammt noch mal!»
    Mit einer Hand fuhr er vorsichtig über seine Stirn. Der zu erwartende alles übermannende Schmerz in seinem Schädel blieb aus. Vorsichtig öffnete er die Augen und wartete, bis die schwarzen Schlieren in seiner Sicht verschwanden.
    Sie war über ihm. Die roten Locken standen wirr in alle Richtungen ab und ihre Hände lagen mit festem Druck auf seinen Schläfen und massierten sie. Diese Ärztin kniete nicht nur über ihm, vielmehr saß sie auf ihm. Er konnte jetzt den Druck ihres Gewichtes auf seiner Hüfte spüren. Sie war ihm
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