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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut
Autoren: K Günak
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machen. Eine der Schwestern lächelte sie an, und sie erwiderte diese freundliche Geste automatisch, obwohl ihr nach den ersten Worten der Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter nicht mehr nach Lächeln zumute war.
    Eine halbe Stunde später war sie auf der Autobahn nach Berlin.

Kapitel 2
    Josefine trommelte nervös mit den Fingern auf die Rezeptionstheke. Sie kannte das hier schon zur Genüge. Der Magische Rat hatte sie immerhin bereits das dritte Mal in acht Monaten vorgeladen. Gereizt funkelte sie den dunkel gekleideten Mann hinter der Theke an.
    «Hören Sie,» sagte sie ungeduldig. «Ich hatte einen langen Tag. Einen wirklich verdammt langen Tag. Ich möchte nichts weiter als auf mein Zimmer.»
    «Ich tue mein Menschenmöglichstes», versicherte ihr der dunkel gekleidete Mann hinter der Rezeption geflissentlich, was allerdings im krassen Gegensatz zu seinen im Schneckentempo über die Tastatur des Computers kriechenden Fingern stand.
    «Es ist kein Zimmer für Sie reserviert.» Mit diesen Worten stellte er jede weitere Bemühung ein und verzog die Mundwinkel in Richtung des roten Teppichs. «Wir sind ausgebucht. Es tut mir leid.»
    Bedauernd zuckte er die Achseln und wandte sich einem Stapel Papier zu. Für ihn war der Fall offensichtlich erledigt.
    «Herrgott!», fluchte Josefine und stellte sehr nachdrücklich ihre Laptoptasche auf den messingfarben schimmernden Tresen.
    Sie hatte nicht nur einen extrem anstrengenden Tag hinter sich, sie hatte auf dem Weg auch noch zwei Stunden im Stau verbracht und langsam das Gefühl, vor lauter Müdigkeit nur noch Watte im Kopf zu haben. Bis jetzt hatten die Buchungen doch auch immer reibungslos funktioniert?
    Vielleicht musste in diesen Zeiten ja sogar der Magische Rat jedes sich bietende Einsparungspotential nutzen und man hatte sie kurzerhand auf eine Jugendherberge umgebucht. Wenn dem so wäre, hatte man leider vergessen, ihr dies mitzuteilen.
    «Und was mache ich jetzt?», fragte sie den mittlerweile Papiere sortierenden Mann ungeduldig.
    «Zurzeit ist ganz Berlin ausgebucht. Es herrscht absoluter Bettenmangel. Ich kann Ihnen leider nicht helfen.»
    Er nickte ihr zu und brachte sich schleunigst in das Büro hinter dem großzügigen Empfangsbereich vor ihr in Sicherheit.
    Es war mittlerweile halb zehn und Josefine überlegte bereits, ob eine Nacht im Auto als Alternative durchgehen konnte, als direkt neben ihr eine kühle Stimme ertönte. Armand Dupont, der Vorsitzende des Magischen Rates, war wie aus dem Nichts neben ihr an der Rezeption aufgetaucht.
    «Dr. Rosenberg. Wie schön, Sie zu sehen.»
    Eine glatte Lüge, aber wenigstens entsprachen diese Worte den allgemeinen zwischenmenschlichen Umgangsformen und waren weniger auffällig, als es die Wahrheit gewesen wäre.
    «Guten Abend, Herr Dupont», antwortet Josefine betont höflich und drehte sich zu dem kleinen, fülligen Mann um. Schließlich war auch sie in der Lage, den Schein zu wahren.
    Der Ratsvorsitzende betrachtete sie kalt aus seinen hellbraunen Augen, griff sich einen der rotbackigen Äpfel, die in einer goldfarbenen Schüssel für die Gäste bereit lagen, und fragte fast beiläufig: «Probleme?»
    «Es ist kein Zimmer gebucht und das Hotel ist voll.»
    «Sollten wir Ihnen etwa schon wieder die Gunst eines Fünf-Sterne-Hotels zukommen lassen?»
    Er klang, als wäre sie ein lästiges Insekt, das ihm in den Ärmel geklettert war.
    Nein, der Ratsvorsitzende mochte sie nicht. Sie vermutete sogar, dass er ihr gerne ein wenig Arsen ins Essen gemischt hätte, um sich der Probleme mit ihr zu entledigen. Schließlich verabscheute er, was sie tat.
    Nun ja, der Rat hatte seine Probleme, sie ihre. Außerdem hatte sie es schon immer schwierig gefunden, sich um die Meinung anderer zu kümmern, deswegen zwang sie ein Lächeln, das gerade so die Mundwinkel hob, auf ihre Lippen und nickte dem gedrungenen Mann neben ihr zu.
    «Herr Dupont, das ist mir relativ gleich. Wenn nicht, sagen Sie mir das nächste Mal einfach Bescheid, dann nehme ich mir einen Schlafsack mit.»
    Das war ihr voller Ernst. Lieber schlief sie auf einer Parkbank, als auf die Gunst dieses Mannes angewiesen zu sein.
    Er reagierte nicht auf ihre Worte, versenkte nur seine strahlend weißen Zähne in der roten Frucht. Zeitgleich schlich sich ein leises Surren in ihre Wahrnehmung. Seine Magie war offensichtlich bei ihren Widerworten erwacht und umgab ihn jetzt reizbar wie ein ausgehungerter Schwarm Hornissen, während er auf dem Apfel herumkaute.
    Er schluckte
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