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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut
Autoren: K Günak
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und murmelte: «Sie sind lästig», bevor er übergangslos mit seiner tiefen Stimme über den Tresen hinwegrief. «Hallo? Ist da jemand?»
    Im Eiltempo sprintete der dunkel gekleidete Mann aus seiner Deckung hervor. Als er den Ratsvorsitzenden erblickte, erschien ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht.
    «Herr Dupont! Herzlich Willkommen in unserem Haus.»
    Er schien tatsächlich hoch erfreut zu sein. Josefines Anwesenheit war vergessen.
    «Immer wieder gerne bei Ihnen.»
    Der Ratsvorsitzende klang jetzt sehr verbindlich und nahm das kleine Kärtchen für das Hotelzimmer entgegen. Wie um sie von den folgenden Worten auszuschließen, beugte er sich vertraulich vor und flüsterte: «Es scheint ein Reservierungsproblem gegeben zu haben.»
    Sein spärlich behaarter Kopf ruckte einmal in ihre Richtung. Innerlich die Augen verdrehend gab Josefine vor, interessiert die kostbaren Kunstdrucke an der Wand hinter der Rezeption zu betrachten.
    Ganz plötzlich würde das Hotel ein freies Zimmer zur Verfügung haben, das, oh Wunder, vor fünf Minuten noch nicht einmal existierte. Das war keine Magie, auch wenn Armand Dupont ein großer Magier war. Es war schlicht Macht, die diese spontane Zimmervermehrung bewirkte. Tatsächlich: Eine Minute später hielt auch Josefine ein Kärtchen in den Händen und schulterte ihr Gepäck.
    «Frau Dr. Rosenberg», grüßte der Ratsvorsitzende kalt und eilte zu den Aufzügen, wohingegen sie den entgegengesetzten Weg zur Treppe nahm.
    Seit sie denken konnte, hasste sie Aufzüge mit tiefer Inbrunst und betrat sie nur, wenn es um Leben oder Tod ging, was in ihrem Job allerdings öfter vorkam, als ihr lieb war. Hier und jetzt galt es allerdings kein Leben zu retten, deswegen gönnte sie sich den Luxus der Treppe.
    Während sie die Stufen in dem nach dem Pomp der Eingangshalle fast kahl wirkenden Treppenhaus nach oben eilte, war sie gedanklich bei dem eilig umgestellten Dienstplan in der Klinik. Sie bedauerte, dass sie so spontan zwei Tage hatte freinehmen müssen, was einigen Kollegen ihre Planung gehörig auf den Kopf stellte. Zudem hatte Alex nun einiges gut bei ihr, denn nach so kurzer Zeit bereits einen Kurzurlaub zu beantragen, das war mehr als ungewöhnlich. Aber leider ließ sich das nicht ändern. Eine Einladung des Magischen Rates lehnte man nicht ab. Sie wusste das. Sie hatte es versucht.
    Ganz in Gedanken versunken nahm sie den nächsten Treppenabsatz so schwungvoll, dass sie fast in den dort sitzenden Hund hineingerannt wäre. So rammte sie dem armen Tier beinahe ihre Tasche gegen den Kopf, bevor sie, um Schlimmeres zu verhindern, gegen die nächstbeste Wand stolperte.
    «Oh Gott, ’tschuldigung», sagte sie zu der schwarz-weißen Bulldogge, die immer noch in völlig unveränderter Position auf dem blanken Betonfußboden hockte und sie mit schräg gelegtem Kopf anstarrte. Sie erwiderte seinen Blick. Der Hund war hässlich, da gab es nichts zu beschönigen, und der gedrungene Köper war muskelbepackt wie bei einem Preisboxer.
    «Wenn du hier so rumsitzt, kann es passieren, dass Menschen dich umrennen», informierte sie das Tier schließlich.
    Die Bulldogge hob den Kopf ein kleines Stück, sah sie jedoch weiter unverwandt an. Für einen Moment wurde sie unsicher. Selbst bei geschlossenem Maul ragten die Fangzähne ein gutes Stück über die Lefzen hervor. Was vermutlich ein Rassestandard war, aber dennoch gefährlich aussah. Vielleicht nahm er gerade Maß und würde sie gleich zum Abendbrot verspeisen?
    Sie wandte den Blick ab und trat einen kleinen Schritt zur Seite, um etwas mehr Platz zwischen sich und das Tier zu bringen. Um nichts in der Welt wollte sie ihn provozieren. Der Hund bewegte sich immer noch keinen Millimeter von der Stelle. Vielleicht würde er auf direkte Ansprache reagieren?
    «Ob du wohl so freundlich wärst, einen Schritt zur Seite zu gehen?»
    Als habe sie einen Knopf gedrückt, fing das Hinterteil des Tieres an, wie verrückt zu wackeln. Sekunden später war der Hund auf den Beinen und gab leise grunzende Geräusche von sich, während er in einem seltsam humpelnden Gang auf sie zukam. Er sah friedlich aus, aber vorsichtshalber trat sie doch rückwärts eine Stufe höher. Sie hatte es nicht so mit Hunden. Sie war als Kind mal von einem Dackel gebissen worden. Und dieser Hund schien um einiges bedrohlicher als der alte Waldi ihrer Nachbarn.
    «Sei ein braver Hund, ja?»
    Jetzt wackelte der ganze Hund im Takt mit seinem Hinterteil. Irritiert beobachtete sie ihn bei
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