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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut
Autoren: K Günak
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sonst eher standesgemäß reinrassige Dobermänner an ihrer Seite.
    Sie konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. «Sie zwei gehören tatsächlich zusammen?»
    Er fühlte sich ganz offensichtlich nicht bemüßigt zu antworten, sondern nickte dem Hund nur wortlos zu, der im selben Moment auf die Beine kam und die Treppen nach oben zu seinem Herrn humpelte.
    Dass er sie so ignorierte, war einfach unhöflich, wenn schon nichts anderes. Sie mochte keine unhöflichen Menschen, machtvolle Aura hin oder her. Dieses Verhalten stachelte sie nur an, gleich die nächste Frage zu stellen.
    «Wie heißt er denn?»
    Energisch schulterte sie derweil wieder ihre Taschen. Es war ja nicht so, dass sie alle Zeit der Welt für Small Talk hatte. Sie wollte eigentlich nur ins Bett. Und vorher wissen, wie der unerwartet freundliche Hund hieß.
    Wieder bekam sie keine Antwort. In seinen Augen blitzte es und sie spürte eine Welle seiner Energie auf sich zurasen.
    Vor Schreck schnappte sie nach Luft. Wut und Angst rangen für den Bruchteil einer Sekunde um Platz eins in ihrer Wahrnehmung, dann gewann die Wut. Wer glaubte er eigentlich, wer er war? Geschickt wich sie seiner Energie in Gedanken aus und hielt seinem harten Blick stand.
    Jetzt war es an ihm, einmal kurz zu blinzeln, und bei dieser Gelegenheit erhaschte sie einen Blick auf seine wahre Augenfarbe. Sie waren gar nicht braun, wie er es den Menschen gerne weismachen wollte, sondern von einem flammenden gelbgrün. Wunderschön, aber keine Farbnuance, die in der Welt der menschlichen Augenfarben vorkommen sollte.
    Tief in ihrem Innersten rührte sich etwas, und sie glaubte für einen Moment, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie kannte diese Augen. Ihr Gehirn versuchte verzweifelt, einen Zusammenhang herzustellen, dieses Gefühl mit irgendeiner Erinnerung zu verknüpfen.
    «Oskar.»
    Obwohl seine Stimme bei diesem Wort noch leiser war, riss er sie damit zurück in die Realität.
    «Der Hund heißt Oskar.»
    Sein plötzliches Lächeln war überraschend und unerwartet charmant. Im nächsten Moment war er verschwunden. Sie hörte, wie Oskar hinter ihm her die Treppen hinaufhumpelte, und lehnte sich für einen Moment Halt suchend an die Wand. Ihr war noch immer schwindelig.
    Wer um alles in der Welt bist du? Und woher kenne ich dich?
    ***
    Sie war nicht vor seiner Macht in die Knie gegangen. Valentin La z a ˘ r schüttelte fassungslos den Kopf.
    Ja, die kleine, rothaarige Frau mit den wilden Locken hatte es tatsächlich geschafft, ihn aus der Fassung zu bringen. Hätte er mehr Energie zur Verfügung gehabt, wäre das eine Tatsache, der er sich dringend annehmen musste. Ihn brachte üblicherweise nichts aus der Fassung.
    Es machte ihm eigentlich keine Mühe, mit seiner Macht zu spielen und die menschliche Gattung nach seinem Gutdünken zu manipulieren. Das war sein Geburtsrecht und eine notwendige Fähigkeit. Um in der modernen Zeit leben zu können, musste er seine Aura der Andersartigkeit verbergen.
    Allerdings war es ihm heute Abend nur sehr mäßig gelungen, Einfluss auf diese Frau zu nehmen. Sie war ihm in Gedanken nicht nur mühelos ausgewichen, sie hatte ihm dabei auch noch direkt in die Augen geschaut. Das war nicht nur eine kleine lästige Begebenheit, das war besorgniserregend.
    Wer war diese Frau?
    Ein Vorbote des Schmerzes schoss durch seinen Kopf und zwang ihn fast in die Knie. Keuchend lehnte er sich für einen Moment gegen die Wand. Der in ihm tobende Kampf begann langsam seine letzten Energiereserven anzugreifen, eine Antwort auf seine Fragen musste er also notgedrungen vertagen. Er musste in seine Suite, und das jetzt!
    In seinem Kopf drehte sich alles, und er versuchte, sich zu konzentrieren. Vorsichtig ließ er die Wand wieder los und machte einen Schritt. Dann noch einen. Ein Atemzug, noch einer. Aber auch das half nicht gegen den Sog in seinem Kopf. Bereits jetzt begann sein Sichtfeld sich einzuschränken. Es zog sich in einem blutroten Schleier an den Rändern zusammen.
    Er hatte nicht mehr viel Zeit! Ein Zusammenbruch in der Öffentlichkeit wäre sein Todesurteil!
    Normalerweise kündigten sich die Anfälle immer schon zwei, drei Tage im Vorfeld an. Eine Vorlaufzeit, in der er Vorkehrungen treffen konnte.
    Aber dieser Schub hielt sich nicht an die Regeln. Erst vor ein paar Minuten, als er auf der Treppe gestanden und nach Oskar gesucht hatte, hatte er die ersten Anzeichen durch seinen Körper schleichen gespürt, und bereits jetzt brannten die ersten
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