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Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once

Titel: Töte mich - Osborne, J: Töte mich - Kill Me Once
Autoren: Jon Osborne
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»Ich liebe es, Menschen zu töten. Ich liebe es, sie beim Sterben zu beobachten. Ich schieße ihnen in den Kopf, und dann zappeln sie und winden sich am Boden, bis sie plötzlich aufhören. Oder ich schneide sie mit einem Messer und schaue mir an, wie ihre Gesichter weiß werden, kalkweiß. Welch ein Kontrast zum Rot des Blutes! Ach, ich liebe das viele Blut!«
    – Richard Ramirez, genannt »Night Stalker«, der 1984/85 mindestens dreizehn Menschen ermordete.
    1.
    Los Angeles, Freitag, 13. November,
10.30 Uhr
    Rot, orange, gelb, grün, blau, indigo, violett.
    Von sämtlichen Farben des Regenbogens mochte Nathan Stiedowe die der Sonne am wenigsten, dieses grelle Gelborange. Doch an jenem Morgen machte die Sonne sich auf angenehme Weise nützlich, indem sie seine Haut wärmte.
    Dank sei Gott dem Herrn für seine kleinen Gefälligkeiten.
    Nathan starrte hinauf zum glühenden Feuerball am Himmel, ohne zu blinzeln und ohne Schmerz in den Augäpfeln zu spüren wie ein normaler Mensch. Aber er war schon immer anders gewesen als normale Menschen. Verschroben , wie seine Eltern, Lehrer und Schulkameraden es seit seinen Kindertagen immer bezeichnet hatten.
    Ihren Berichten zufolge hatte Nathan bei den ersten schmerzhaften Impfungen, die alle einjährigen Kinder bekamen, keinen Mucks von sich gegeben und nicht geweint, keine einzige Träne. Die Krankenschwestern hatten gestaunt, waren geradezu schockiert gewesen, als die spitze Nadel Nathans babyglatte Haut punktiert hatte, ohne dass der kleine Kerl auf irgendeine Weise reagierte.
    Was stimmt nicht mit dem Jungen? , hatten sie sich gefragt, wobei sie einander verwirrt, sogar ein bisschen ängstlich angeschaut hatten. Wir müssen sofort weitere Untersuchungen machen.
    Es war unheimlich. Alle Babys weinten.
    Nathan nicht.
    Jahre später, in der vierten Klasse, hatte er sich beim Fußballspielen in der Pause drei Brüche am Fuß zugezogen. Seine Klassenkameraden hatten voller Entsetzen gehört, wie der Knochen gebrochen war, und es atemlos der Pausenaufsicht erzählt: ein lautes Knacken, das sich angehört hatte, als wäre ein trockener Ast geborsten. Doch Nathan hatte wieder nicht geweint, nicht einmal gejammert. Wie alles andere im Leben war Schmerz lediglich ein Zustand des Geistes, und wenn der Geist stark genug war, konnte man ihn einfach ausblenden. Kapierte das denn niemand?
    Nach diesem Vorfall hatte man ihm immer neue Namen gegeben, die ihm für den Rest seiner Schulzeit anhafteten: Freak. Irrer. Vollidiot.
    Stock und Stein, bricht dein Bein , aber niemals Namen. Namen konnten ihm nichts anhaben.
    Nathan lächelte spöttisch. Was interessierte es ihn überhaupt, wie die anderen ihn nannten? Um den guten alten Billy Shakespeare zu zitieren: Was ist schon ein Name? Riecht eine Rose weniger berauschend, wenn sie einen anderen Namen trägt?
    Und jetzt, viele Jahre später, hatte man ihm einen hoffnungslos kindischen Spitznamen angehängt: »Cleveland Slasher.« Meine Güte, wie albern! Doch wie üblich hatte die Presse – begierig wie immer, ihre Auflage zu erhöhen – gleich auf die Halsschlagader gezielt. Nathan mit seinem journalistischen Hintergrund verstand dies besser als die meisten, auch wenn ihm selbst ganz bestimmt etwas Originelleres eingefallen wäre. Verdammt, der richtige Reporter mit der richtigen Motivation hätte mit diesem Fall wahrscheinlich den Pulitzerpreis einheimsen können.
    Nathan schüttelte den Kopf. Scheiß drauf. Im großen Plan aller Dinge waren Namen ohne Bedeutung. Es gab nur eines, was man über Nathan wissen musste: Er würde schon bald als der perfekteste Serienkiller gelten, der je gelebt hat. Und wenn er erst die Dornen dieser besonderen Rose geschärft hatte – bis zu dem Punkt, an dem sie literweise Blut strömen ließen –, würde das niemand je vergessen. Nicht seine Eltern, nicht seine ehemaligen Klassenkameraden und erst recht nicht dieses diebische Miststück in Cleveland, Ohio, das vor Jahren so gleichgültig sein Leben zerstört hatte.
    Aber zuerst gab es am heutigen Tag wichtige Arbeit zu erledigen.
    Nathan hatte bereits einen geschäftigen Morgen hinter sich – einen berauschenden, wundervollen fünften Mord, gefolgt von dem langen Rückflug nach Kalifornien –, doch die Arbeit eines Killers war nie getan. Nicht für die Asse unter ihnen. Und ganz bestimmt nicht für den Besten.
    Lauftraining war eine seltsame Methode, sich auf das Töten von Menschen vorzubereiten, aber Nathan wusste, dass er keine andere Wahl
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