Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuer immer Ella und Micha

Fuer immer Ella und Micha

Titel: Fuer immer Ella und Micha
Autoren: Jessica Sorensen
Vom Netzwerk:
Prolog
    ELLA
    Die Brücke hat etwas Unheimliches, und doch zieht es mich immer wieder zu ihr. Es tut nicht mehr so weh wie früher, auch wenn mich die schmerzlichen Erinnerungen wohl in alle Ewigkeit verfolgen werden.
    Der Himmel ist bewölkt, und eine sanfte Brise streichelt meine Haut. Ich mache den Reißverschluss meiner Jacke zu, während ich hinaus auf das dunkle Wasser sehe und in Gedanken in jene Nacht zurücksinke, in der ich überlegte hinunterzuspringen.
    »Bist du sicher, dass es okay ist?«, fragt Micha. Dieselbe Frage hat er mir die letzten Tage etliche Male gestellt. Seine Fingerknöchel werden weiß, so fest umklammert er die Brüstung, als er hinunter auf den See sieht. »Du hast dieses Wochenende eine Menge mitgemacht.«
    Ich verziehe das Gesicht, weil ich an die wütende Stimme meines Vaters denke, der mir sagt, dass er sich wünschte, ich wäre nicht seine Tochter. Dean und ich hatten ihn auf sein Trinken angesprochen. Grausame Worte wurden gebrüllt, die mir das Herz aus dem Leib rissen. Ich versuche, mir einzureden, dass die Sucht aus ihm spricht, nicht er selbst, aber so ganz glaube ich es nicht. Mein Körper und mein Verstand sind erschöpft von dem Drama, aber ich stehe es durch, genau wie das letzte Mal. Ich laufe nicht mehr weg, sondern kümmere mich um das Problem und mache weiter.
    Micha weiß nicht alles, was passiert ist, und ich möchte ihm die Last auch nicht zumuten. Er sorgt sich sowieso dauernd um mich, weshalb ich ein schrecklich schlechtes Gewissen habe. Er sollte glücklich sein, das Leben genießen, tun können, was er will. Das hat er verdient.
    Ich runzele die Stirn, denn ich hasse den Gedanken, dass er mich wieder verlassen und mit seiner Band auf Tour gehen wird. »Ich bin ein bisschen traurig, dass du wegmusst.«
    Er lässt das Eisengeländer los, und seine wasserblauen Augen funkeln, als er mich in die Arme nimmt. Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Brust, atme ihn ein und will ihn nie wieder loslassen.
    »Ich liebe dich, Ella May.« Er küsst mich auf den Kopf.
    Ich schließe die Augen und dränge die Tränen zurück. »Ich liebe dich auch.«
    Er presst seine vollen Lippen auf meine und küsst mich leidenschaftlich, wobei sich sein Piercingring in meinen Mund gräbt. Meine Haut wird wärmer, wo seine Hände meinen Rücken erforschen und seine Finger sich auf meinem Hintern spreizen, um mich dichter an ihn zu locken. Ich tauche meine Hände in sein weiches Haar, ehe ich die Arme um seinen Hals schlinge. Seine Zunge erforscht meinen Mund, und er vertieft den Kuss, bis wir beide unterbrechen müssen, um Luft zu holen.
    Meine Brust hebt und senkt sich, als ich ein letztes Mal auf den See hinausblicke und sich die Sonne im Wasser spiegelt. »Zeit zu gehen, nicht?«
    Er drückt meine Hand. »Alles wird gut. Wir haben eine Zwölf-Stunden-Fahrt vor uns, und ich bin nur ein paar Wochen weg. Danach gehe ich dir wieder mächtig auf die Nerven.«
    Ich ringe mir ein Lächeln ab. »Ich weiß, und ich freue mich schon darauf, genervt zu werden.«
    Hand in Hand gehen wir zu Lilas schwarzem Mercedes zurück. Ich lasse Micha fahren, und er fliegt den Feldweg hinunter, dass hinter uns eine Staubwolke aufwirbelt und sich gleich wieder verflüchtigt.

Kapitel 1
    Zwei Monate später
    Ella
    Jede Nacht habe ich denselben Traum. Micha und ich stehen an den gegenüberliegenden Enden der Brücke. Regen prasselt vom dunklen Himmel herab, und der Wind wirbelt Schmutz und Unrat zwischen uns auf.
    Micha streckt seine Hand aus, und ich gehe auf ihn zu, doch er rutscht weg von mir, bis er auf dem Brückengeländer landet. Er schwankt im Wind; ich will ihn retten, aber ich kann meine Füße nicht bewegen. Eine Windböe trifft ihn mit voller Wucht, er fällt rückwärts und verschwindet in der Dunkelheit. Ich wache schreiend auf und fühle mich furchtbar schuldig.
    Meine Therapeutin hat eine Theorie, dass der Albtraum für meine Angst steht, Micha zu verlieren, obwohl das nicht erklärt, warum ich ihn nicht rette. Als sie das erwähnte, schlug mein Herz schneller, und meine Hände fingen an zu schwitzen. Ich denke nie so weit voraus, dass ich auch bloß in Erwägung ziehe, Micha und ich könnten irgendwann nicht mehr zusammen sein.
    Aber für immer? Existiert so etwas überhaupt?
    Bei der vielen Zeit, die wir miteinander verbringen, frage ich mich, wohin sich unsere Beziehung entwickelt. Das letzte Mal haben wir uns bei Gradys Beerdigung gesehen. Es war der zweitschlimmste Tag meines Lebens, gleich nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher