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Donavan und das Mädchen im Hotel

Donavan und das Mädchen im Hotel

Titel: Donavan und das Mädchen im Hotel
Autoren: Carter Brown
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Leib.«
    »Angenommen, die Wächter
platzen hier herein, um uns zu retten?« fragte Juliet.
    »Laßt sie nur«, sagte ich.
»Werft euch ihnen dankbar in die Arme und schreit aus Leibeskräften weiter.«
    »Ich frage mich allmählich, ob
ein Lustmord nicht vorzuziehen wäre«, sagte Juliet kalt.
    »Wie lange noch, Paul?« fragte
Colette. »Dieses Ding hier schneidet mich fast in Stücke.«
    Ich half ihr von der Schale
hoch und sah nach. Ihr Hinterteil hatte einen hübschen roten Kreis da, wo der
Schalenrand einen tiefen Einschnitt hinterlassen hatte. Außerdem hatte es eine
üppige Pflaumenfarbe angenommen.
    »Eine sensationelle
Weihnachtsüberraschung«, bemerkte ich in bewunderndem Ton. »Ein Hinterteil,
bester Jahrgang, in feinem altem Cognac gelagert.«
    Ich hielt ein brennendes
Streichholz an die Schale, und der Alkohol begann mit einer hellen, blauen
Flamme zu lodern. Dann packte ich eine Handvoll Matratzenfüllung, hielt sie
über das Feuer, bis das Zeug zu qualmen begann, und stopfte es anschließend
wieder in das Loch in der Matratze. Eine Wolke beißenden Rauchs stieg zur Decke
empor und verdichtete sich zu einer Art Nebelwand. Ich nahm einen Stuhl und
schlug mit seinen Beinen vier Fensterscheiben ein. Dann trug ich die Schale mit
brennendem Cognac zu dem aufgehäuften Bettzeug und setzte es in Brand.
Innerhalb von Sekunden stand alles in munteren Flammen, und auch die Vorhänge
fingen Feuer.
    »Okay, meine Süßen, sagte ich.
»Jetzt könnt ihr anfangen zu schreien.«
    »Was soll ich tun?« erkundigte
sich Colette entrüstet, so als ob sie von allem Spaß ausgeschlossen würde.
    »Du bist tot«, sagte ich.
»Erstickt vom Rauch.«
    »Das ist keineswegs ein Witz«,
sagte sie und hustete heftig.
    Ich brachte sie dazu, sich in
ungefähr zwei Meter Entfernung von der Tür, den Rücken ihr zugewandt, seitlich
auf den Boden zu legen.
    »Versuch dich zu entspannen«,
sagte ich und kam anschließend beinahe an einen Hustenanfall um.
    »Entspannen?« Ihr Gesicht
verzog sich krampfhaft. »Ich ersticke hier, du blöder Kerl.«
    Der beißende Rauch erfüllte
schnell das gesamte Zimmer, und sie hatte recht. Das Atmen fiel zunehmend
schwerer. Und heiß wurde es außerdem. Das Bettzeug brannte lichterloh, die
Flammen loderten bis zur Decke hinauf, und das Geschrei der Mädchen klang
völlig echt. Ob Donavan einen Fehler gemacht hatte? frage ich mich. Es gab nur
einen Trost — wenn ja, dann war es zu spät, jetzt noch etwas zu ändern. Also
blieb ich neben der Tür stehen, preßte den Rücken gegen die Wand und wartete.
    Schweiß rann mir über das
Gesicht, als es im Zimmer unerträglich heiß wurde, und ich konnte den Husten
nicht unterdrücken. Der Rauch erfaßte auch die Mädchen am Fenster, und sie
verbrachten die eine Hälfte der Zeit ebenfalls mit Husten und nur noch die
andere mit Schreien. Colette war auf dem Boden unten ein bißchen besser dran,
aber nicht viel. Irgendwo im Innern des Hauses hörte ich Männer rufen, und dann
erfolgten ein paar gedämpfte Explosionen. Gleich darauf wurde der Schlüssel im
Schloß umgedreht, und die Tür sprang auf.
    Ein paar beunruhigende Sekunden
lang geschah gar nichts mehr. Dann erschien eine Hand, die eine Pistole hielt.
Ich packte das Handgelenk mit beiden Händen und wandte dabei alle mir zur
Verfügung stehende Muskelkraft an. Fast gleichzeitig drehte ich mich auf den
Füßen um mich selbst und riß den Besitzer des Handgelenks in einem Bogen um
hundertachtzig Grad zur Seite, so daß sein Kopf gegen die Wand prallte. Ein
häßlicher knackender Laut war zu hören. Ich ließ das Handgelenk los, und der
Mann stürzte zu Boden. Als ich mich vorbeugte, um nachzusehen, erkannte ich
Dearborn. Seine Brille war zerschmettert, und sein Gesicht mit Blut
verschmiert. Er atmete noch, wie ich ohne besondere Begeisterung feststellte.
    Colette war aufgestanden, und
die beiden anderen Frauen schrien weiter. Ich rannte zu ihnen hinüber, packte
sie jeweils an einem Ellbogen und schob sie zur Tür.
    »Rennt!« brüllte ich. »Und hört
ja nicht auf zu schreien.«
    »Paul«, sagte Colette mit erstickter
Stimme, »was wird mit —«
    »Später«, zischte ich. »Erst
muß ich mich um Kurt kümmern. Lauf jetzt los und hör nicht auf zu schreien.«
    Die drei bedurften keiner
weiteren Ermunterung. Sie rasten den Korridor hinunter, als handle es sich um
das Finale eines olympischen Damennacktmarathonlaufs. Ich hob hustend Dearborns
Pistole auf, ging hinaus, schloß die Tür hinter mir und drehte den
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