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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12
Autoren: Robert Silverberg
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sie denn schon? Wir sind doch eben erst gelandet! Und wen heiratest du überhaupt?«
    Dans Lachen vertiefte sich. »Ich kenne Eva bereits seit zwei Jahren. Und das ist gut so, weil sie nämlich meine Braut ist.«
    »Eva? Unser Mannschaftsmädchen?« Sofort hätte ich mir dafür die Zunge abbeißen können, aber meine Bemerkung kränkte ihn nicht.
    Im Gegenteil. Dan lachte schallend. »Eva – «, prustete er schließlich, als er wieder Luft bekam – »Eva hat mir erzählt, wie sie dich auf den Arm genommen hat. Sie schämt sich sogar ein bißchen dafür. Aber ich habe ihr gesagt, daß keiner darunter gelitten hätte. Da die ›Donnybrook‹ gut hier gelandet ist – und sie ebenfalls –, soll sie nicht mehr daran denken. Und wenn du heute abend in der Hauptkapelle mein Trauzeuge sein willst, kannst du ihr das bestätigen. Sie wird dir glauben…«
    »Ganz recht, Dan«, sagte ich gedehnt. »Sie wird mir glauben… Und keiner hatte dabei einen Schaden…«
    Daran klammerte ich mich auch noch, als ich das Gespräch beendet hatte. Unschuld existiert nur im Geiste. Als Mann der Wissenschaft weiß ich das am besten. Daran will ich denken, dann werde ich Eva heute abend bei ihrer Hochzeit mit der gleichen hiebe und Hochachtung begegnen wie meiner eigenen Tochter…
    Angeblich habe ich das auch getan. Ich selbst kann mich allerdings nicht erinnern, weil ich zu diesem Zeitpunkt sinnlos betrunken war.

Der Gütige
    Niemand konnte später genau sagen, wann Mr. Hallinan sich eigentlich in New Brewster niedergelassen hatte. Lonny Dewitt, die es wissen müßte, gab zu Protokoll, daß er am 3. Dezember nachmittags um halb vier starb, aber den Tag seiner Ankunft kann niemand auch nur annähernd genau nennen.
    Es war einfach so, daß eines Tages das leerstehende Haus auf Malon Hill nicht mehr leerstand. Er schien über Nacht aus dem Gebälk gesprossen zu sein, und da war er nun und verteilte seine Fröhlichkeit und Güte gleichmäßig in dem kleinen Villenvorort.
    Daisy Moncrieff, die unermüdlichste Gastgeberin New Brewsters, wagte sich zuerst an Mr. Hallinan heran. Nachdem sie im Haus auf dem Malon Hill Licht gesehen hatte, ließ sie erst mal zwei Tage verstreichen. Dann aber fand sie, es sei an der Zeit, die Neuankömmlinge zu begutachten. Schließlich mußte man doch wissen, mit wem man es zu tun hatte. Sie warf einen leichten Mantel über, da der Oktobertag kühl war, und machte sich am frühen Nachmittag auf den Weg.
    Der Postkasten trug bereits ein Namensschildchen: DAVIS HALLINAN. Dann wohnen die Leute vermutlich schon viel länger als zwei Tage hier, überlegte Mrs. Moncrieff. Vielleicht waren sie beleidigt, weil noch niemand sie eingeladen hatte? Achselzuckend benutzte sie den Türklopfer.
    Ein hochgewachsener Mann in mittleren Jahren erschien, der sie strahlend anlächelte. Auf diese Art genoß Mrs. Moncrieff als erste die unheimliche Güte des Davis Hallinan, die vor seinem unerklärlichen Tod ganz New Brewster erwärmen sollte. Seine Augen waren ernst und voll Anteilnahme und strahlten in warmem Glanz. Um seinen Kopf wallte eine grauweiße Mähne.
    »Guten Morgen«, sagte er. Seine Stimme klang tief und zärtlich.
    »Guten Morgen. Ich bin Mrs. Moncrieff – Daisy Moncrieff – und wohne in dem großen Haus unten in der Copperbeech Road. Sie müssen Mr. Hallinan sein. Darf ich reinkommen?«
    »Ach – bitte, nein, Mrs. Moncrieff. Im Haus herrscht noch wüstes Durcheinander. Bleiben wir lieber auf der Veranda.«
    Er zog die Tür hinter sich zu. Mrs. Moncrieff erzählte später, sie hätte einen flüchtigen Blick ins Haus geworfen und ungestrichene Wände und staubige nackte Fußböden gesehen. Er zog einen der rostigen Gartenstühle für sie herbei.
    »Ist Ihre Frau daheim, Mr. Hallinan?«
    »Es gibt leider keine Mrs. Hallinan. Ich lebe ganz allein.«
    »Oh!« Trotz ihrer Enttäuschung rang Mrs. Moncrieff sich ein Lächeln ab. In New Brewster war jeder verheiratet. Die Vorstellung, daß sich hier ein Junggeselle oder ein Witwer niederlassen könnte, war ungewohnt, verwirrend… und ein kleines bißchen reizvoll, ergänzte sie aufrichtig und staunte selbst über sich.
    »Ich wollte Sie nämlich einladen, heute abend einige Ihrer neuen Nachbarn kennenzulernen – natürlich nur, wenn Sie nichts anderes vorhaben. Ich gebe gegen sechs Uhr eine Cocktailparty in unserem Haus. Das Abendessen ist dann um sieben. Wir würden uns riesig über Ihren Besuch freuen!«
    Seine Augen zwinkerten fröhlich. »Aber gewiß komme ich, Mrs.
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