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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein
Autoren: David Farland
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KAPITEL 1
    Hoffnung für ein geschundenes Volk Als am späten Vormittag ein Unwetter aufkam, wurde die Straße nach Longmot schlammig. König Orden zog im Eilmarsch bis zum Dorf Hayworth, eine Entfernung von achtundneunzig Meilen. Es war ein friedlicher Ort, der sich längs der beiden Ufer des Dwindell ausbreitete und eine kleine Mühle besaß. Grüne Hügel erstreckten sich nach Süden, so weit das Auge reichte, jeder einzelne mit mächtigen Eichen bestanden.
    Die Menschen führten ein ruhiges Leben. Die meisten waren Faßbinder, die Fässer für Wein und Getreide herstellten. Im Frühling, wenn der Fluß anschwoll, banden die Männer Hunderte ihrer Fässer zusammen und trieben sie zum Markt.
    Mendellas Orden gefiel es nicht, daß er die Brücke niederbrennen mußte. Er hatte hier auf seinen Reisen oft haltgemacht und das ausgezeichnete Bier genossen, das im Gasthaus zum Dwindell gebraut wurde, welches neben dem Fluß auf einem Felsvorsprung erbaut war.
    Aber als Orden in der Stadt eintraf, hatte Regen das Holz der Brücke durchdrungen. Große, runde Tropfen prasselten auf seine Soldaten herab und rannen durch die Ritzen der mächtigen, vierzölligen Planken. Seine Männer versuchten, unter dem Nordende der Brücke, wo dichte Traubenranken wucherten, ein Feuer anzuzünden. Doch die Flußufer waren steil und die Straße so abschüssig, daß das die Straße hinunterlaufende Wasser zu einem regelrechten Sturzbach anschwoll.
    Orden hatte geglaubt, ein paar mit reichlich Öl getränkte Fackeln würden genügen, wie sich jedoch herausstellte, waren selbst die kaum zu entzünden.
    Der König verfluchte sein Schicksal, als ein paar Dorfjungen den alten Stauer Hark aus dem Wirtshaus herbeizerrten. Als Besitzer des Wirtshauses hatte er Orden oft mit seiner Gastfreundschaft erfreut.
    »Augenblick, Euer Lordschaft, was habt Ihr vor?« rief der Gastwirt, als er die Straße heruntergewatschelt kam. Ordens eintausendfünfhundert Soldaten schienen den Gastwirt nicht im geringsten zu beunruhigen. Er war ein schwergewichtiger Mann in ausgebeulten Hosen, mit einer Schürze über seinem mächtigen Bauch. Sein dickes Gesicht schimmerte rot unter seinem grauen Bart hervor, und der Regen lief ihm übers Gesicht.
    »Ich fürchte, wir müssen eure Brücke niederbrennen«, sagte Orden. »Heute abend wird Raj Ahten über diese Straße kommen. Ich kann nicht zulassen, daß er mich verfolgt. Ich werde dem Dorf die Unannehmlichkeiten gern ersetzen.«
    »Oh, ich glaube kaum, daß Ihr die Brücke so bald niederbrennen werdet«, lachte der Gastwirt. »Vielleicht kehrt Ihr besser ein und trinkt etwas. Ich kann Euch und Euren Kommandanten einen schönen Eintopf bereiten, wenn Ihr nichts gegen eine dünne Suppe habt.«
    »Warum sollte sie nicht brennen?« wollte König Orden wissen.
    »Magie«, erklärte der Besitzer des Wirtshauses. »Vor fünfzehn Jahren schlug der Blitz dort ein, und sie brannte bis auf die Pfeiler ab. Nach dem Wiederaufbau haben wir sie von einem Wasserzauberer mit einem Zauber belegen lassen.
    Feuer findet auf diesem Holz keine Nahrung.«
    Orden stand im strömenden Regen, und die Worte des Wirtes raubten ihm den Mut. Hätte er seinen eigenen Wasserzauberer dabeigehabt, hätte er den Zauber leicht aufheben können. Leider war das nicht der Fall. In diesem Regen ließ sich die Brücke nicht in Brand setzen.
    »Dann werden wir sie in Stücke schlagen müssen«, sagte Orden.
    »Augenblick mal«, brummte der Wirt, »das ist nicht nötig.
    Wenn Ihr die Brücke unbenutzbar machen wollt, dann reißt sie ein, aber laßt die Bohlen ganz, damit wir sie nach dem morgigen Tag wieder aufbauen können. Wir können das Holz drüben in der Mühle unterbringen.«
    Orden dachte über den Vorschlag nach. Stauer Hark war nicht nur der Wirt, wie Orden sich erinnerte. Er war auch der Bürgermeister, ein Mann mit einem scharfen Blick für Geschäfte. Die Brücke bestand aus gewaltigen Bohlen, die man angebohrt und verdübelt hatte. Drei Steinpfeiler, die man in den Dwindell gesetzt hatte, stützten sie. Das Bauwerk Stück für Stück abzutragen, würde ein wenig mehr Zeit kosten, doch mit fünfzehnhundert Mann würde es nicht lange dauern. Die Mächte wußten, daß selbst seine Kraftpferde eine Rast benötigten.
    Außerdem spielte auch Freundschaft eine Rolle. Orden konnte dem Mann nicht einfach seine Brücke zerstören. Sonst würde er auf seiner nächsten Reise durch den Ort statt Bier nur noch Essig aufgetischt bekommen. »Ich wäre dir dankbar,
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