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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein
Autoren: David Farland
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Gebäude. Der Turm eines hochherrschaftlichen Hauses war ausgebrannt.
    Dort, draußen vor dem Bergfried des Herzogs, baumelte der Herzog an seinen eigenen Eingeweiden aus einem der Fenster, genau wie die Herzogin Emmadine Ot Laren es geschildert hatte.
    Überall Spuren des Kampfes, nur wenige Anzeichen von Überlebenden.
    Orden verstand. Fünftausend Menschen hatten hier gelebt.
    Fünftausend Männer, Frauen und Kinder, die mit allem zur Verfügung Stehenden darum gekämpft hatten, Raj Ahtens Männer zu vertreiben.
    Sie hatten keine Soldaten, die zahlreiche Gaben besaßen und jahrelang gedrillt worden waren. Sie besaßen keine schweren Waffen. Sie hatten – vielleicht – das Moment der Überraschung und ihren ungeheuren Mut auf ihrer Seite.
    Und so hatten sie sich gerade eben behaupten können.
    Anschließend waren die Familien aus Angst vor Raj Ahtens Vergeltungsmaßnahmen geflohen.
    Jetzt bemannten ein paar Bauern und die Soldaten von Longmot die Mauern, Männer, die Raj Ahtens Vektoren Gaben abgetreten hatten.
    König Orden hatte darauf gehofft, daß vier-, fünftausend Menschen diese Burganlage mitsamt Stadt bevölkerten, Menschen, die er zur Unterstützung bei der Verteidigung der Burg einsetzen und von denen er Gaben übernehmen konnte.
    Doch die meisten Überlebenden waren vor den anrückenden Armeen geflohen.
    Hühner und Gänse hockten auf den Dächern des Bergfrieds.
    Schweine wühlten im Burghof im Dreck.
    Schwacher Jubel begrüßte Orden, doch selbst der verebbte schnell. Ein Mann auf dem Bergfried der Übereigner rief etwas.
    »König Orden, welche Neuigkeiten bringt Ihr von Sylvarresta?«
    Orden schaute hoch. Der Mann trug das elegante Gewand eines Kommandanten. Das dürfte Kommandant Cedrick Tempest sein, der Adjutant der Herzogin, der vorübergehend die Verantwortung für die Burg übernommen hatte. »Burg Sylvarresta ist gefallen, und Raj Ahtens Männer haben sie besetzt. Man hat den König zu einem Übereigner Raj Ahtens gemacht.«
    Auf Kommandant Tempests Gesicht zeichnete sich kaltes Grauen ab. Der Mann hatte sich offensichtlich bessere Nachrichten erhofft. Er konnte nicht mehr als einhundert Mann zur Verteidigung dieser Mauern gehabt haben.
    Eigentlich konnte er die Festung mit so wenigen Männern gar nicht halten, verteidigen, sondern nur darauf hoffen, daß Sylvarresta Hilfe schickte.
    »Faßt Mut, Männer von Sylvarresta«, rief Orden, dessen Stimmgewalt seine Worte von den Wänden widerhallen ließ.
    »Noch hat Sylvarresta ein Königreich, und das werden wir für ihn zurückerobern!«
    Die Wachen auf den Mauern jubelten: »Orden! Orden!
    Orden!«
    Der König wandte sich an den Mann, der neben ihm ritt, Kommandant Stroecker, und sagte leise: »Kommandant, reitet alleine nach Süden zum Gut Bredsfor und seht Euch den Pastinakengarten an. Sucht nach frischen Grabspuren. Dort müßtet Ihr etliche vergrabene Zwingeisen finden. Wenn dem so ist, dann bringt mir zwanzig mit den Runen des Stoffwechsels und vergrabt die übrigen danach wieder. Aber versteckt sie gut.«
    König Orden lächelte und winkte den geschundenen Verteidigern von Longmot zu. Es hatte keinen Sinn, sämtliche Zwingeisen hierher zurückzuschaffen – nicht, wenn die Möglichkeit bestand, daß Raj Ahten angriff und die Burg auf der Suche nach ihnen schleifte.
    Nur drei Personen wußten, wo die Zwingeisen versteckt lagen – er selbst, Borenson und nun auch Kommandant Stroecker.
    König Orden wollte sichergehen, daß es dabei auch blieb.

KAPITEL 2
    Einflüsterungen
    sie waren erst eine Stunde im Dunnwald, als Iome die Kampfhunde zum ersten Mal bellen hörte, ein unheimliches Geräusch, das wie Nebel aus dem Talgrund hinter ihnen heraufzog.
    Gerade eben waren die ersten dicken Regentropfen gefallen, und ferner Donner erschütterte das Gebirge. Drehende Winde, die von allen Seiten bliesen, wehten das Gebell der Hunde mal ganz klar hörbar zu ihnen hin, trieben es dann wieder davon und brachten es abermals zurück.
    Hier, auf einem steinigen, kahlen Bergsattel, schien das Gebell sehr weit entfernt, meilenweit sogar. Doch Iome wußte, daß die Distanz täuschte. Kampfhunde mit Gaben der Muskelkraft und des Stoffwechsels legten selbst Meilen in kürzester Zeit zurück. Die Pferde wurden bereits müde.
    »Hört Ihr sie?« rief Iome Gaborn zu. »Sie sind nicht weit hinter uns!«
    Gaborn warf einen Blick nach hinten, als sein Pferd durch hohes Heidekraut sprang und wieder in den tiefen Wald eintauchte. Sein Gesicht war bleich, er runzelte
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