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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein
Autoren: David Farland
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Wildschweinfurt flach genug ist, um den Fluß dort zu durchqueren.«
    »Nun, dort würden sie es doch sowieso versuchen, oder?«
    fragte Hark.
    »Sie sind fremd in diesem Land«, erklärte Orden. »Vielleicht sind auf den Karten ihrer Spione nur die Brücken verzeichnet.«
    »Plant Ihr eine Überraschung?« fragte Hark. Orden nickte.
    »Dann werde ich es ihnen ausrichten.« Damit machte der Wirt sich wieder an die Arbeit. Kurz darauf ließ der Regen nach, und König Orden verabschiedete sich und verließ das Wirtshaus, um den Marsch fortzusetzen.
    Er vergewisserte sich, daß die Brücke in Hayworth abgetragen, ihre gewaltigen Balken und Planken sicher verstaut worden waren, danach gönnte er seinen Männern und ihren Pferden eine kurze Essenspause.
    Seine Kommandanten kauften Getreide für die Pferde, und für seine Leute wurden Fässer mit Bier angezapft. Zwar hatten seine Männer eine Stunde auf ihrem Ritt verloren, danach jedoch fühlten sie sich wieder gestärkt. Sie machten sich also gut erfrischt auf den Weg und marschierten um so schneller nach Longmot.
    Für den Rest des Nachmittags setzten sie ihren Weg durch das Durkingebirge fort und hielten sich in der Nähe der Berge, um Longmot vor Sonnenuntergang zu erreichen. Burg Longmot stand auf einer steilen, schmalen Anhöhe inmitten einiger grasbewachsener Hügel. Im Süden und Südwesten lag ein freundliches kleines Städtchen. Für eine Burganlage war es nicht besonders groß, die Mauern aber waren unglaublich hoch. Die Erker oben an den Mauern waren stabil gearbeitet.
    Bogenschützen hatten von hier aus freien Schuß, und ohne große Gefahr für das eigene Leben konnte man siedendes Öl und Steine auf die Angreifer herabregnen lassen.
    Die Steinmetzarbeit an den Mauern war außerordentlich.
    Viele Steine wogen zwölf bis vierzehn Tonnen, trotzdem waren die Fugen so eng, daß ein Mann Mühe hatte, mit den Fingern Halt zu finden.
    Viele hielten Longmot für uneinnehmbar. Niemand hatte die Außenmauern je erfolgreich erstürmt. Ein einziges Mal war die Burg gefallen, vor fünfhundert Jahren, als es Sappeuren gelungen war, den Westwall so zu untergraben, daß er einstürzte.
    Davon abgesehen, war die Burg niemals eingenommen worden.
    Als die Truppen sich Longmot näherten, ertappte König Orden sich dabei, wie er sich nach ihrer Geborgenheit sehnte.
    Auf das Bild der Zerstörung, das sich ihm bot, war er nicht vorbereitet.
    Das muntere kleine Dorf am Fuß der Burganlage war niedergebrannt worden – Hunderte von Wohngebäuden, Scheunen und Lagerhäusern, alle bis auf die steinernen Fundamente ein Raub der Flammen. Über einigen der Häuser stieg noch kräuselnder Rauch auf. Auf den Wiesen weideten weder Rinder noch Schafe. Kein einziges Tier war zu sehen.
    Die grauen Fahnen von Longmot wehten hoch oben an Stangen auf den Burgtürmen und hingen von den Mauern herab. Doch die Banner waren allesamt zerfetzt, zerrissen. Ein paar Dutzend Soldaten bemannten die Wehrgänge.
    Orden hatte erwartet, die Stadt so vorzufinden, wie er sie das letzte Mal gesehen hatte. Er fragte sich, ob hier eine große Schlacht gefochten worden war, von der er nichts wußte.
    Dann sah er, was geschehen war. Die Soldaten von Longmot hatten die Stadt am Morgen bis auf die Fundamente niedergebrannt und alle Herden in der Annahme, daß Raj Ahtens Besatzertruppen die Stadt innerhalb der nächsten Tage belagern würden, ins Innere der Mauern geschafft. Mit der Zerstörung der Stadt hatten sie den Besatzertruppen jeden brauchbaren Schutz genommen. Hier in diesen Bergen, angesichts des nahen Winters, wäre Schutz eine wertvolle und nützliche Sache gewesen. Orden sah die Erleichterung in den Gesichtern der Wachen oben, als seine kleine Armee durch das Burgtor ritt. Jemand stieß in ein Kriegshorn, eine kurze Tonfolge, die nur geblasen wurde, wenn freundliche Verstärkung gesichtet wurde.
    Die Zugbrücke senkte sich.
    Als König Orden an der Spitze seiner Armee durch das Tor ritt, brachen die Männer auf der Burg in Jubel aus – doch es waren so wenige Stimmen, so wenige.
    Er war auf den Anblick, der sich ihm hier bot, nicht gefaßt: überall längs der Mauern innerhalb des Bergfrieds lagen Leichen, und verwundete Stadtbewohner hockten unter freiem Himmel. Viele trugen Rüstungen -Schilde und Helme, die sie Raj Ahtens toten Soldaten abgenommen hatten. Das Mauerwerk entlang der äußeren Wehrgänge war blutverschmiert. Fenster waren eingeschlagen. Äxte, Pfeile und Speere steckten in den Balken der
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