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0110 - Die Geistergrotte

0110 - Die Geistergrotte

Titel: 0110 - Die Geistergrotte
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Zygor betrachtete es als unter seiner Würde, auf diese hohle Drohung einzugehen. Der Tölpel würde selbst sehr bald merken, daß er sein Maul zu voll genommen hatte.
    Wenige Augenblicke später krachten Axthiebe gegen die Tür. Diese zitterte wieder, splitterte jedoch nicht. Der Zauber des großen Hamaroth machte sie um ein Vielfaches härter und widerstandsfähiger als die Glitzersteine aus den Minen von Glaan.
    Diese Erfahrung machten die Häscher jetzt selbst. Zygor hörte einen furchtbaren Schmerzensschrei. Wahrscheinlich war die Schneide von der Tür abgeprallt und dem Axtschwinger in den Leib gedrungen. Der Schrei brach ab, ging in ein Wimmern über, das kurz darauf erstarb.
    Einige Sekunden blieb es ganz ruhig, dann setzte das Gebrüll der Schergen des Fürsten wieder ein, lauter, wütender, drohender noch als zuvor. Die lästerlichen Flüche und Ankündigungen unerhörter Qualen, die sie ihm bereiten würden, wenn sie ihn in ihre Finger bekamen, ließen Zygor jedoch völlig kalt. Niemals würde es ihnen gelingen, seiner habhaft zu werden.
    Plötzlich aber stutzte er. Er hatte eine Stimme gehört, die nicht von wüster, unkontrollierter Leidenschaft geprägt wurde, sondern ganz ruhig, ganz überlegen klang. Dem Mann, zu dem diese Stimme gehörte, gelang es sofort, sich Gehör zu verschaffen. Das Brüllen und Schimpfen der Häscher brach schlagartig ab.
    »Ihr Dummköpfe«, hörte Zygor den Mann sagen, »merkt ihr nicht, daß ihr eure Kräfte vergeudet und eure Zeit verschenkt? Ihr könnt Zygor nicht fangen wie einen beliebigen Schächer oder Meuchler. Zygor ist ein Diener des Bösen, und das Böse schützt die Seinen.«
    Ein eisiger Schrecken durchfuhr Zygor. Er kannte die Stimme dieses Mannes, kannte den Mann selbst.
    Thalad!
    Thalad gehörte zu den ganz wenigen Menschen, die er für gefährlich hielt, die er sogar fürchtete. Wenn es jemand mit ihm aufnehmen konnte, dann Thalad.
    Zygor biß sich auf die Lippen. Ihm war nicht bekannt gewesen, daß sich der Fürst die Dienste Thalads gesichert hatte. Wenn er das gewußt hätte… Zu spät, jetzt zu solchen Überlegungen. Er mußte den Tatsachen ins Auge blicken.
    »Zygor hörst du mich?« rief Thalad jetzt.
    Der Magier hielt es für angebracht, nicht zu antworten.
    Thalad lachte. »Du kannst mich nicht täuschen, Zygor. Ich kann dich spüren. Du stehst unmittelbar hinter der Tür. Bist du zu feige, mit mir zu sprechen?«
    »Was willst du?« fragte Zygor mit einer Stimme, die sicherer klang, als er sich fühlte.
    Wieder lachte Thalad. »Du weißt, was ich will. Gib auf, Zygor! Ich werde mich dann bei Fürst Riglandel dafür einsetzen, daß dir ein schneller und schmerzloser Tod gewährt wird.«
    »Niemals!« sagte Zygor.
    »Du hast keine Wahl, Zygor. Wenn du nicht freiwillig kommen willst… Die Siegel Hamaroths zu brechen, ist nicht einfach, aber du solltest wissen, daß ich dazu in der Lage bin.«
    Fieberhaft überlegte Zygor. Wollte Thalad ihn nur verunsichern oder hatte er wirklich die Macht, die schützenden Siegel zu brechen?
    »Ich warte auf deine Antwort, Zygor.«
    »Der Pfuhl von Cartagon möge dich verschlingen!« zischte der Magier voller Haß.
    Thalad antwortete mit einem erneuten kurzen Auflachen. »Du mußt selbst wissen, was du tust. Aber erwarte keine Gnade!«
    Zygor hörte, wie Thalad die Häscher des Fürsten aufforderte, zurückzutreten. Ihre tappenden Schritte verrieten ihm, daß sie der Weisung widerspruchslos folgten.
    Minuten vergingen, Minuten, in denen es auf der anderen Seite der Tür ganz ruhig blieb. Aber Zygor ließ sich dadurch nicht täuschen. Er wußte ganz genau, daß die Häscher und Thalad nicht gegangen waren. Insbesondere Thalad nicht. Als Zygor das Ohr an das Bambaholz hielt, glaubte er ein leises, monotones Murmeln wahrnehmen zu können.
    Eine Beschwörungsformel, die dem Zweck diente, den Zauber des großen Hamaroth zu brechen? fragte sich Zygor. Er merkte, wie ihm der eisige Hauch der Furcht ins Herz kroch.
    Ja, er schien sich nicht geirrt zu haben. Thalad beschwor die Kräfte des Lichts. Schon spürte Zygor die Nähe ihrer Aura. Sein Fetisch, den er auf der Brust trug und den der große Hamaroth selbst geweiht hatte, warnte ihn. Das Silber kühlte sich ab, jagte einen Pfeil aus purem Frost in seinen Körper.
    Alarmiert wich Zygor von der Tür zurück.
    Und dann kündigte sich das drohende Verhängnis mit noch drastischerer Eindringlichkeit an. Ein machtvoller Donnerschlag hallte auf, und die Tür begann zu zittern wie
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