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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein
Autoren: David Farland
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konzentriert die Stirn. »Ja«, rief er. »Beeilt Euch.«
    Und das taten sie. Gaborn packte seinen Kriegshammer, und statt sich durch die Bäume hindurchzuwinden, trieb er sein Pferd vorwärts und schlug Äste herunter, damit Iome und ihr Vater ihnen nicht auszuweichen brauchten.
    Iome befürchtete, daß dieser Wettlauf sinnlos war. Ihr Vater wußte nicht, wo er war, noch daß er in Gefahr schwebte. Er blickte einfach starr nach oben und sah zu, wie ihm die Regentropfen entgegenfielen. Selbstvergessen.
    Ihr Vater schien sich nicht zu erinnern, wie man zu Pferd saß.
    Die Männer, die sie verfolgten, waren bestimmt meisterhafte Reiter.
    Gaborn begegnete der Gefahr, indem er sie zu noch größerer Eile anspornte. Als sie das große Waldstück aus Fichten verließen, hetzte er sein Pferd einen Bergsattel hinunter, hinein in einen tieferen Wald, nach Westen.
    Der stampfende Hufschlag, der angestrengte, hechelnde Atem der Pferde, all das wurde von mächtigen, dunklen Bäumen geschluckt, die höher waren als alle, die Iome sich erinnerte, im Dunnwald je gesehen zu haben.
    Hier liefen die Pferde mit frischer Energie. Gaborn ließ den Rössern ihren Willen, so daß sie die Schlucht fast hinabflogen, hinein in die zunehmende Dunkelheit. Oben hallte der Himmel unter dem Krachen des Donners wider. Die höchsten Äste der Fichten schwankten im Wind, und die Bäume knarrten bis hinunter in die Wurzeln, doch hier im Wald trommelte kein Regen auf Iome herab. Sicher, manchmal fanden ein paar dicke Tropfen ihren Weg zwischen den Ästen hindurch, aber viele waren es nicht. Die Pferde galoppierten über dunklen Boden.
    Und weil die Tiere in diesem Wald so schnell liefen, machte es Iome nichts aus, daß Gaborn jetzt tiefer und tiefer in die Schlucht hineinritt, wo sie dem Fuß eines Berges folgten und ein Stück weit im Bogen zurück zur Burg Sylvarresta ritten.
    Nein, entschied sie nach einer Weile – nicht zurück zur Burg, sondern weiter westlich, auf den Westwald zu. Zu den Sieben Aufrechten Steinen im Herzen des Waldes.
    Der Gedanke beunruhigte sie. Niemand näherte sich den Sieben Aufrechten Steinen und kam mit dem Leben davon – jedenfalls hatte seit Jahrzehnten keiner mehr jemanden gesehen. Iomes Vater hatte ihr erzählt, sie brauche die Geister, die dort in Wäldern bei den Steinen spukten, nicht zu fürchten. »Als Erden Geboren noch lebte, hat er uns diese Wälder zum Geschenk und uns zu Herrschern über dieses Land gemacht«, hatte er gesagt. »Er war ein Freund der Duskiner, und damit sind auch wir ihre Freunde.«
    Doch selbst ihr Vater hatte die Steine gemieden. Einige behaupteten, das Geschlecht der Sylvarresta sei im Laufe der Generationen schwach geworden. Andere waren der Ansicht, die Geister der Duskiner erinnerten sich nicht mehr an ihren Eid und beschützten jene nicht mehr, die nach den Steinen suchten.
    Eine Stunde lang dachte Iome über diese Dinge nach, während Gaborn nach Westen galoppierte, zwischen den Bäumen entlang, die mit jedem Schritt älter und düsterer waren. Schließlich erreichte die kleine Gesellschaft eine bestimmte ebene Anhöhe; Iome entdeckte im Waldboden unter den dunklen Eichen überall kleine Löcher, aus denen fernes Rufen und das Klirren von Waffen erscholl, das Wiehern von Pferden und der Lärm längst vergessener Schlachten.
    Sie kannte diesen Ort: Die Schlachtfelder von Alnor. Diese Löcher waren Verstecke, in denen die Wichte sich vor dem Tageslicht verbargen. Sie rief: »Gaborn! Gaborn reitet weiter südlich!«
    Er sah sich nach ihr um, sein Blick war ziellos, wie bei jemandem, der sich im Traum verlor. Sie zeigte nach Süden, rief: »Dort entlang!«
    Zu ihrer Erleichterung schwenkte Gaborn nach Süden ab, gab seinem Pferd die Sporen und jagte es einen langen Hang hinauf. Fünf Minuten später erreichten sie die Spitze eines Berges, kamen wieder aus der Schlucht heraus und ritten in einen Wald aus Birken und Eichen, wo die Sonne schien. Aber die Äste dieser Bäume reichten oft bis dicht über den Boden, und darunter wucherte ein dichtes Gestrüpp aus Stechginster, weshalb die Pferde langsamer gingen.
    Plötzlich sprangen sie über einen kleinen Grat hinweg in eine Suhle, wo ein Rudel großer Wildschweine sich im Schatten der Eichen zur Ruhe gelegt hatte. Der Boden hier sah aus wie gepflügt, so sehr hatten die Schweine ihn nach Eicheln und Würmern durchwühlt.
    Die Wildschweine quiekten wütend, als sie die Pferde sahen.
    Ein riesiger Keiler, dessen Rücken bis an die Schulter
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