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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12
Autoren: Robert Silverberg
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Die unwillige Eva
    Sie hieß Eva. Bestimmt bin ich nicht der erste Mann, den sie zum besten hielt, und es macht mir auch nichts aus, aber aus rein persönlichen Gründen will ich hoffen, daß ich der letzte bin.
    Am neunundzwanzigsten August 2240 sah ich sie zum erstenmal. Wie Sie sich erinnern werden, war das der erste Monat des Sirius-Krieges. Seit neun oder zehn Jahren, vielleicht sogar auch länger, hatte Kriegsgefahr bestanden, jedenfalls, seit eindeutig feststand, daß die Menschen und die Sirianer sich niemals darüber einigen würden, wer was an welche Planeten der Milchstraße verkaufen durfte. Die Konkurrenz um die Absatzmärkte zählt zu den häufigsten Kriegsursachen. Vermutlich ist auch Troja aus keinem anderen Grund zerstört worden. Wir jedenfalls wollten die Erde vor diesem Schicksal bewahren.
    Bei Kriegsausbruch war ich auf der Venus stationiert und gehörte als Psycho-Offizier zur Besatzung des Zerstörers ›Donnybrook‹. Die ›Donnybrook‹ und ihre Mannschaft hatten an die zwei Jahre auf Trockendock gelegen. Das Raumschiff war aufgebockt, und seine Mannschaft versah Bodendienst, das heißt, sie patrouillierte an der Grenze zwischen den terranischen Siedlungen und den Formaldehyddschungeln der Venus. Das war ein geisttötendes Kommando, aber wir bezogen außerplanetarischen Doppelsold, und im Venushafen gab es genügend Frauen, um alle bei Laune zu halten.
    Dann brach der Krieg aus. Innerhalb einer Woche hatte die ›Donnybrook‹ ihren Einsatzbefehl. Wir mußten in die Region des Sirius, um uns dort am Angriff auf das Mutterland des Feindes zu beteiligen.
    Ich freute mich auf den Einsatz, obwohl ich für den Kriegsdienst schon etwas alt bin. Mein Bruder gehörte dem Generalstab des Siriusfeldzuges an, und ich hatte zwei Neffen und einen Sohn, die ich in der vordersten Kampflinie vermutete. (Der Sohn war einer irdischen Ehe entsprungen, bevor ich mich von meiner Frau getrennt und zum Raumeinsatz gemeldet hatte.) Zumindest nahm ich an, Verwandte an der Front zu treffen. Die Postverbindungen im Weltraum sind sehr schleppend, und ich hatte schon lange keine Nachrichten mehr von meinen Angehörigen erhalten. Jedenfalls aber wollte ich nicht der einzige Drückeberger der Familie sein, deshalb war ich froh, daß es nun an die Front ging. Der Mannschaft ging es ebenso.
    Vor Antritt der langen Reise zum Sirius mußten wir aber noch unsere Crew vervollständigen. Immerhin dauert die Reise acht Lichtjahre, und selbst mit Super-Licht-Antrieb sind es vom Sonnensystem zum Sirius acht lange Monate. Die Militärvorschriften für die Raumfahrt befehlen, daß Kriegsschiffe bei Reisen von sechs Monaten oder länger Mannschaftsmädchen an Bord haben müssen. Wohlverstanden: müssen. Für jeweils etwa zwanzig Mann hat eines dieser Mädchen zur Verfügung zu stehen.
    Ich machte also Captain Bannister die dienstliche Mitteilung, daß wir kein Mannschaftsmädchen hätten, und er verfaßte eine offizielle Stellenausschreibung. Ein Jetmann fuhr zum Zentralhafen der Venus und überbrachte sie dem Arbeitsamt.
    Eine halbe Stunde später meldete sich bereits die erste Bewerberin.
    Sie hieß Eva. Natürlich nannte ich sie nicht beim Vornamen. Erstens war ich doppelt so alt wie sie, und zweitens hätte diese Vertraulichkeit gegen die Militärdisziplin verstoßen. Ich sagte Miß Tyler zu ihr.
    Bereits um Viertel nach zwei meldete sie sich in unseren Baracken. Sie mußte also den Anschlag gesehen haben und unverzüglich herbeigeeilt sein. Beifälliges Pfeifen vor meiner Tür kündigte mir ihr Erscheinen an. Dann klopfte ein Offiziersbursche an, trat ein und sagte: »Verzeihung, Sir. Draußen ist ein Mädchen, das Sie wegen der Anstellung auf der ›Donnybrook‹ sprechen möchte.«
    Ich strich mein Haar glatt, rückte meine Orden zurecht und wartete. Von Rechts wegen müßte der Captain die Mannschaftsmädchen anheuern, aber es hatte sich eingebürgert, die Auswahl dem Psycho-Offizier zu überlassen.
    Eva trat ein. Sie war jung und hübsch und trug einen schlichten, stramm sitzenden Venusanzug. Sie hatte hellbraunes Haar, leuchtend blaue Augen, einen rosigen Teint und freundliche, volle Lippen. Ihre Figur überwältigte mich zwar nicht, war aber durchaus kein unangenehmer Anblick.
    Sie machte einen äußerst anständigen Eindruck. Es war mir unerklärlich, weshalb sie sich um diesen Job bewarb.
    »Ich heiße Eva Tyler, Captain«, sagte sie mit dünner, aufgeregter Stimme.
    Ich lächelte. »Ich bin nicht der Captain, sondern der
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