Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
Mannschaftsmädchen. Wir hatten eine Elitemannschaft an Bord, sensibel und rücksichtsvoll. Die Männer muckten also kaum auf, und die Medikamente in der Verpflegung halfen ebenfalls. In jenen beiden Tagen verteilte ich eine Rekordanzahl von Ganglienblockern, und irgendwie überlebten wir den Nullraumdurchgang.
    Bis zum nächsten Durchgang hatten wir vier Tage Zeit.
    Wir befanden uns jenseits der Umlaufbahn des Pluto und rasten durch die große Leere zwischen dem Solsystem und dem Sirius. Bei Nullraumfahrten muß eine ganze Reihe aufeinanderfolgender Kongruenzen durchstoßen werden, die sozusagen Pforten in und aus dem Nullraum sind. Die Lage dieser Kongruenzen war genauestens berechnet. Zwischen der Venus und unserem Treffpunkt, dem Mond des Sirius IX, befanden sich einhundertfünfzig solcher Durchgänge. Durch jede dieser Pforten mußte sich das Schiff durchmanövrieren wie durch ein kosmisches Nadelöhr. Computer allein genügten dazu nicht.
    Hier mußten Männer aushelfen, schwache Sterbliche. Das aber erforderte höchste Konzentration. Ihre Gedanken durften nicht zu der Blondine im Venushafen zurückschweifen. Also mußte eine willige Frau an Bord sein. Das war ein biologisches Erfordernis, an dem nicht zu rütteln war.
    Als Evas zweitägige Gnadenfrist abgelaufen war, schickte ich den zweiten Computermann Stetson zu ihr. Von allen Männern zappelte Stetson im Augenblick am meisten, und ich fand, daß Eva inzwischen genügend Zeit gehabt hatte sich anzupassen.
    Nägelbeißend lief ich unruhig in meiner Kabine auf und ab. Schließlich schluckte ich selbst einen Ganglienblocker, um Stetsons Rückkehr gelassener abzuwarten. Ich hoffte, daß Eva inzwischen zur Vernunft gekommen sei.
    Als er jedoch meine Kabine betrat, sah er verwirrt und überreizt aus. »Nun?« fragte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Ich bin mit ihr ins Bett gestiegen. Wir wurden zärtlich und haben uns geküßt und umarmt. Aber mehr hat sie mir nicht erlaubt. Sie hat mich nicht… Himmel, Doc, was für ein Mannschaftsmädchen haben Sie uns denn da aufgehalst?«
    Ich gab ihm etwas zur Beruhigung und riet ihm zu einer einstündigen Dienstpause. Ratlos starrte ich meine abgebissenen Fingernägel an, kritzelte erotische Symbole auf meine Schreibtischunterlage und wußte nicht weiter.
    Inzwischen spitzte sich die Situation immer mehr zu. Chefastrogator Hammell rief mich wütend an.
    »Harper, was ist mit dem Mannschaftsmädchen los?«
    »Warum?« fragte ich unschuldig.
    »Sie wissen ganz genau, was ich meine. Hören Sie, wir berechnen eben den nächsten Übergang, und McKenzie erschien mir sehr nervös. Ich gab ihm also frei, damit er Eva mal besucht. In seiner Abwesenheit habe ich seine Berechnungen nachgeprüft. Sie lagen um volle zwei Kursminuten schief. Natürlich hätte der Computer die Planung als korrekturbedürftig zurückgewiesen, aber darum geht es nicht. Und jetzt kommt Mac mit der Nachricht zurück, daß Eva noch immer nicht in Stimmung ist. Verflucht, Harper, wie sollen wir mit diesem verschämten Mannschaftsmädchen jemals den Sirius erreichen?«
    Gar nicht. Das wußte ich und gab es auch zu. Ich war ganz heiser vor Aufregung. Dann sagte ich: »Ich wollte eben Captain Bannister verständigen. Die Sache muß dem Fünferrat vorgelegt werden.«
    Der Fünferrat wird nur im Notfall einberufen, um ernste Probleme des Schiffs zu lösen. Er besteht aus dem Captain, dem Psycho-Offizier, dem Arzt, dem Chef-Astrogator und einem Vertreter der Mannschaft. In diesem Fall war es Mike Leonards. Wir wählten Bannisters Kabine für die Zusammenkunft. Wir fünf Männer saßen im Halbkreis vor der blassen, verschüchterten Eva Tyler.
    »Damit wir uns richtig verstehen, Eva«, sagte Bannister. Seine Stimme klang ruhig und beherrscht. Insgeheim bewunderte ich ihn. Ich wußte, daß er Eva und mich am liebsten durch die Treibstoffluke gestoßen hätte. »Sie kamen also schon mit der Absicht auf dieses Schiff, die Pflichten eines Mannschaftsmädchens nicht zu erfüllen…«
    »Nicht – alle Pflichten, Sir«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Mit anderen Worten, Sie haben uns vorsätzlich getäuscht. Warum?«
    Sie starrte angestrengt ihre Füße an. Selbst in diesem Augenblick tat sie mir leid. »Mein… Verlobter ist im Siriussektor stationiert. Er kommt vielleicht jahrelang nicht mehr ins Sonnensystem zurück. Oder vielleicht auch überhaupt nicht mehr. Ich… ich wollte zu ihm.«
    »Und deshalb haben Sie diesen Betrug begangen?« fragte Bannister.
    »Zivilisten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher