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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12
Autoren: Robert Silverberg
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dürfen nicht in die Kampfzone reisen, Sir«, erwiderte sie leise. »Das war meine einzige Möglichkeit, zu ihm zu gelangen. Ich weiß, daß ich unrecht gehandelt habe und es tut mir leid…«
    »Es tut ihr leid!« rief Dr. Tobertson wütend. »Verurteilt uns praktisch alle zum Tode, weil wir auf die Dienste eines Mannschaftsmädchens verzichten müssen, und dann tut es ihr leid!«
    »Bitte, Bert!« sagte Bannister. Mir warf er einen mörderischen Blick zu. Ich wäre am liebsten in meinem Stuhl unsichtbar geworden. »Verstehen Sie, wie wichtig ein Mannschaftsmädchen für ein Raumschiff ist, Eva?« fragte er. »Es geht nicht nur darum, die Lust zu befriedigen, um einen überholten Ausdruck zu gebrauchen. Die meisten von uns sind einfach Sklaven unserer biologischen Bedürfnisse. Es liegt in der Natur des Mannes, daß er Entspannung braucht. Sicher könnte jeder von uns acht Monate – oder auch acht Jahre – durchhalten, ohne daran zu sterben, aber die Entbehrung würde sich auf anderen Gebieten auswirken. Verträumtheit, herabgesetzte Konzentrationsfähigkeit, Streitigkeiten innerhalb der Besatzung wären die Folgen. Jede einzelne davon ist bei Nullraumreisen tödlich.«
    »Das hatte ich nicht bedacht, Sir«, sagte das unselige Mädchen.
    »Diesen Eindruck habe ich auch. Zu einer Rückkehr zur Venus sind wir bereits zu weit entfernt, anderseits liegt noch der Großteil der Reise vor uns, und wir können nicht auf Sie verzichten.
    Wenn Sie also bereit sind, ab sofort Ihren Pflichten nachzukommen, wollen wir diese Einvernahme vergessen. Nun?«
    Sie schüttelte hilflos den Kopf. »Captain, ich… ich habe noch nie etwas mit einem Mann zu tun gehabt, ich wollte, daß mein Verlobter…«
    Sie brach ab. Bannister war kalkweiß geworden. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt unter seinen Augen gestorben. Im Augenblick war ich bereit, das Schiff freiwillig ohne Raumanzug zu verlassen. Wie konnte es einem erfahrenen und tüchtigen Psycho-Offizier widerfahren, ausgerechnet eine Jungfrau als Mannschaftsmädchen anzuheuern…!
    »Ein Mannschaftsmädchen muß gewisse physische Bedingungen erfüllen, Harper«, sagte Bannister eisig. »Sie hat mit ärztlichen Attesten zu beweisen, daß sie diese Voraussetzungen mitbringt. Nun?«
    »Sie hat mir Atteste vorgelegt«, sagte ich erschüttert. »Eidesstattliche Erklärungen. Es ist völlig unfaßbar, ich verstehe nicht…«
    Ich sah Eva an. Sie sagte leise: »Fälschungen. Ich habe einem Paßfälscher hundertfünfzig Zahlungseinheiten gegeben, damit er mir die Papiere ausstellt.«
    »Gehen Sie in Ihre Kabine und bleiben Sie bis auf weiteres dort, Eva«, sagte Bannister erstickt.
    Sie ging, ohne sich umzudrehen. Der Captain brach die anschließende bleierne Stille mit den Worten: »Harper, wir wollen nicht mehr von dem Blödsinn sprechen, den Sie mit der Wahl dieses Mädchens begangen haben. Auch wenn wir alle über Sie herfallen, ist uns damit nicht geholfen. Ich lasse mich gerne von den Genieblitzen der hier Anwesenden erleuchten.«
    »Wenn Sie mich fragen, gibt es da keine lange Debatte«, sagte Tolbertson. »Bei aller Hochachtung vor den Gefühlen des Mädchens müssen wir sie entweder sofort zur Benützung freigeben – notfalls mit Gewalt –, oder aber wir schieben sie durch die Treibstoffluke und hoffen, heil und ganz auf dem Sirius zu landen.«
    »Gibt es keine weniger krasse Lösung?« sagte Hammell.
    »Könnten wir nicht versuchen, ohne Frau auszukommen und die Kleine trotzdem am Leben zu lassen?«
    Tolbertson schüttelte den Kopf. »Bleibt sie bei uns und verweigert sich nach wie vor, erreicht die Stimmung in Kürze den Siedepunkt. Immer noch besser, gar keine Frau als eine, die den Männern ständig vor der Nase herumtanzt und sie nicht ranläßt.«
    Ich sah Bannister an. Wie ich wußte, war der Captain ein sehr gütiger Mensch. Er brachte es bestimmt nicht über sich, das Mädchen für die nächsten acht Monate zur Vergewaltigung freizugeben. Außerdem wäre unser Problem damit nicht gelöst. Und ihr Todesurteil auszusprechen war genauso schwierig.
    Schließlich sagte Bannister bedrückt. »Ich fürchte, Tolbertson hat recht. Mit ihrer strikten Weigerung ist das Mädchen eine größere Gefahr als gar kein Mannschaftsmädchen. Ich werde Befehl zu ihrer Vernichtung erlassen.«
    »Nein! Warten Sie!« Ich rang mir ein Lächeln ab. »Zugegeben, ich habe mich von einer hübschen Larve täuschen lassen und sie ohne gründliche psychologische Untersuchung aufgenommen. Zum
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