Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
Verbrechers zu erkennen, das Brauer im Telefax gesehen hatte. Völlig benommen vor Staunen kroch Brauer am Schiff hinunter, sprang, spürte die scharfen Steine unter seinen Sohlen, und näherte sich unsicher dem alten Mann.
    Es war keine zehn Meter mehr von ihm entfernt, ehe der Alte erkennen ließ, daß er Brauer gesehen hatte. Urplötzlich hielt er an, taumelte, hob eine verkrümmte Hand, zeigte von Brauers Schiff auf Brauer.
    Seine trockenen Lippen zuckten. Ein heiserer, dumpfer Laut löste sich aus seiner Kehle. Mit größter Anstrengung stammelte der Alte ein Wort: »Du – du…«
    Die Anstrengung und der Schock waren zu viel für ihn. Er schwankte, drehte sich im Kreis und fiel nach vorne.
    Brauer lief zu dem Alten, kniete sich neben ihn, schob ihm die Hand ins zerschlissene Hemd, tastete nach dem hageren Brustkorb.
    Stille.
    Ein gefaltetes Blatt Papier raschelte unter dem Hemd des Alten. Mit zitternden Fingern holte Brauer es hervor und sah es sich an. Es war verknittert, brüchig vom Alter, aber immerhin noch lesbar:
    Das Telefax mit dem Foto des entsprungenen Sträflings. Brauer blickte von dem frech grinsenden jungen Gesicht zu dem toten Alten.
    Ein Irrtum war ausgeschlossen. Es war Charcot. Mit unvorstellbarer Zähigkeit hatte er an einem Leben gehangen. Dreißig Jahre lang hatte er völlig allein auf dem unbelebten Planeten gehaust. Nicht einmal ein Buch oder ein Haustier hatte er besessen.
    Brauer schauderte. Charcot war ausgebrochen, weil er frei sein wollte. Aber im Gefängnis war er zumindest unter Menschen gewesen, die versuchten, ihm eine gewisse Besserung und Heilung zu ermöglichen. Einzelhaft war grausam, barbarisch, und schon seit Jahrzehnten aus dem Strafvollzug gestrichen.
    Dreißig Jahre lang hatte er allein hier gelebt. Seine »Freiheit« war eine unvergleichlich schwerere Strafe gewesen, als irgendein Gericht über ihn verhängt hätte. Der Anblick eines Menschen hatte ihm einen solchen Schock versetzt, daß er daran gestorben war.
    Grübelnd steckte Brauer das zerschlissene Telefax zu sich und trat nach einem Kiesel. Dann ging er zum Hügel. Auf diesem Planeten gab es nicht einmal Erde, um Charcot zu begraben. Er begann, Steine für einen Grabhügel zu sammeln.
    Später funkte er eine kurze Botschaft zur nächsten Empfangsstation für Totivac-Informationen. Sie lautete: Betrifft den Ausbruch des Charcot, Edward Hammond. Der Fall ist erledigt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher