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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12
Autoren: Robert Silverberg
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in der Dritten Stadt der Vega IV verdächtigt. Noch nicht festgenommen. Einzelheiten siehe Rückseite.
    Die zweite Karte war noch enttäuschender. 7. Juli 2561, Planet Erde. Großer, haariger Mann stiehlt kleinem Kind Haustier. Tier blieb verschollen. Einzelheiten Rückseite.
    Diese Karte hatte seit vielen Jahren in der Ablage geruht. Da könnte sich jemand nützlich machen, wenn er diesen Mist aus den Speicherreihen löschte, dachte Brauer. Wenn es sich bei dem Haustier nicht um eine Riesenschildkröte gehandelt hatte, war das Biest schon längst tot, und aus dem bestohlenen Kind war ein erwachsener Mann geworden. Trotzdem wurde das »Verbrechen« unter den unaufgeklärten Fällen geführt.
    Auch die dritte Karte war, genau wie die beiden ersten schon dreißig Jahre alt. Aber sie war unvergleichlich interessanter. Brauer las sie flüchtig durch, stutzte, und las nochmals genauer: Charcot, Edward Hammond. Geboren 21. Dezember 2530, New York City, Erde (Sol III). Strafregister: wegen Diebstahl am 8. November 2547 verhaftet, ein Monat Besserungsanstalt. Wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Am 12. Januar 2558 wegen Kidnapping festgenommen, floh am 17. Januar 2558 aus dem Untersuchungsgefängnis. 11. Juni 255g erneut festgenommen. Prozeß begann 18. Juni 2559, endete 4. Oktober 2559. Zu lebenslänglichem Kerker verurteilt, am 7. November 2559 nach Prokyon TV überstellt. Trat die Strafe am 11, Januar 2560 an. Am 12. Mai 2560 aus der Strafanstalt ausgebrochen. Konnte nicht wieder gefaßt werden {siehe Ergänzungsblatt 101). Brauer bog die Karte zwischen zwei Fingern und dachte angestrengt nach. Zwar war sein Gedächtnis nicht annähernd so gut wie die Speicherfähigkeit des Totivac, aber im Rahmen menschlicher Fähigkeit immerhin ausgezeichnet. Er kramte in den Erinnerungen seiner Jugendzeit, als er sich noch zum Kriminologen berufen gefühlt und ihm sein Beruf noch nicht alle Illusionen geraubt hatte.
    Edward Charcot. Ja, er erinnerte sich an Charcot, wenngleich er selbst erst ein oder zwei Monate alt gewesen war, als Charcot seine Verbrechen beging. Charcot war ein unverbesserlicher Gauner gewesen, ein Krimineller jener Sorte, die trotz strengster Partnerauslese offenbar nicht aus der menschlichen Erbmasse auszumerzen ist. Er hatte vor rund dreißig Jahren einen besonders brutalen Menschenraub begangen und war gefaßt worden. Und wenn Brauers Gedächtnis nicht trog, dann war er bis zum heutigen Tage der einzige Mensch, dem es gelungen war, aus der Strafanstalt Prokyon auszubrechen.
    Ungeduldig schob Brauer die unzähligen Karteikarten in den Schlitz des Computers zurück und tippte eine neue Anforderung: Benötige Ergänzungsblatt 101 über Charcot, Edward Harnmond.
    Kurz darauf lag das Blatt vor ihm. Mit Genugtuung sah Brauer, daß er recht gehabt hatte. Charcot verdankte seinen traurigen Ruhm dem Umstand, daß er tatsächlich der einzige war, dem die Flucht aus dem angeblich ausbruchssicheren Gefängnis auf Prokyon geglückt war.
    Er hatte ein kleines Raumschiff gestohlen und war zu einem unbekannten Ziel gestartet, ehe sein Fehlen bemerkt worden war. Daß Charcot überhaupt hatte fliehen können, war ein Rätsel. Nachdem es aber vor oder nach ihm keinem anderen gelungen war, Prokyon IV heimlich zu verlassen, war diese Flucht wohl ein Einzelfall, der sich unmöglich wiederholen konnte. Völlig unerklärlich jedoch blieb Charcots Versteck.
    Die Karte vermerkte sämtliche verläßlichen (und auch anderen) Meldungen über seinen Aufenthaltsort. Er war an einem Dutzend verschiedener Stellen gesehen (oder vermutet) worden, die in ziemlich gerader Richtung zur Region Bellatrix wiesen. Dort brach die Spur ab. Fallweise waren die sechs Planeten der Bellatrix durchkämmt worden, ohne daß Charcot gefunden worden wäre.
    Gedanken wirbelten durch Brauers Kopf. Wer Edward Charcot war, spielte keine Rolle; ebensowenig, daß Charcot die Strafrechtler durch seine Flucht aus einer ausbruchsicheren Strafanstalt blamiert hatte; oder daß er ein besondere abscheuliches Verbrechen begangen hatte. Nein, das alles war nicht entscheidend.
    Aber er war verschwunden – und das beleidigte Brauers Ordnungssinn. Man verschwand nicht in einem von Elektronengehirnen sorgfältigst überwachten Milchstraßensystem. Oder zumindest nicht so leicht. Natürlich schien dieser Charcot ein gerissener Bursche zu sein. Trotzdem – wohin konnte er geflohen sein?
    Die Spur führte zum Bellatrix-System. Nachdenklich fuhr sich Brauer mit der Zungenspitze
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