Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
stammten aus seiner wertvollen Sammlung der Kriminologie des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts. Ja damals, dachte er, da hatte ein Mensch noch die Möglichkeit, seine Intelligenz einzusetzen und mußte sich nicht damit begnügen, Lochkarten in den Computer zu stecken oder aus dem Computer zu ziehen.
    Jedes Verbrechen war eine Demonstration der Unvernunft. Daher war es dumm, sich mit den obersten Beschlüssen restlos auf ein starres, rationales, binär-orientiertes Gehirn – oder Pseudo-Gehirn – zu verlassen.
    Beispielsweise die Sache mit Bellatrix, überlegte er. Dieses lächerliche Absuchen von Gebieten, die sorgfältig vom Totivac ausgewählt worden waren. Hatte ein Mitglied der Suchmannschaft sich die Mühe genommen, von der programmierten Taktik abzuweichen? Kaum. Und wenn, hatte er es bestimmt für unklug gehalten, es dem Computer zu melden.
    Brauer hatte sich einen genauen Plan zurechtgelegt. Zuerst wollte er sich einen flüchtigen Überblick über die sechs Planeten verschaffen, um sich mit dem Gebiet vertraut zu machen. Dann erst wollte er sich jenen beiden Planeten gründlicher widmen, die er für die aussichtsreichsten hielt.
    Er lenkte daher sein Schiff zum Erkundungsflug in eine geschlossene Umlaufbahn um Bellatrix I. Der Planet ähnelte der Tagseite von Sol I. Seine verdorrte, zersprungene Oberfläche war ohne Luft und Leben. Genau wie auf dem Merkur schimmerten auch hier Metallpfützen im Sand. Nur gab es auf Bellatrix I weder eine Schattenseite noch einen Zwielichtstreifen, in dem sich ein geflohener Sträfling niederlassen konnte. Bellatrix I rotierte unermüdlich auf seiner Achse und bot damit beide Seiten der Sonne dar.
    Brauer flog weiter.
    Sein nächstes Ziel war Nummer III, da sich Nummer II zur Zeit am anderen Ende seiner Umlaufbahn befand. Nummer III war jene Welt, auf der die intelligenten Wiederkäuer lebten. Brauer dachte schmunzelnd an seinen alten Ökologieprofessor, der ihm versichert hatte, daß eine solche Situation undenkbar sei.
    Er schwebte knapp über der Welt dahin. Keine Spur einer menschlichen Behausung. Natürlich durfte er bei einem flüchtigen Abstecher nicht erwarten, Charcot prompt zu entdecken. Anderseits hatten hier schon Regierungsbeamte nach dem Entsprungenen gesucht und Brauer war überzeugt, daß sie ganze Arbeit geleistet hatten – im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
    Dasselbe galt für Nummer II. Totivac hatte eine Suche auf Nummer II, III und IV angeregt, und garantiert war dieser Aufforderung gründlich nachgekommen worden.
    Die restlichen drei Planeten waren ein Kapitel für sich.
    Brauer sah sich Bellatrix II neugierig an, schwirrte über den kahlen vierten Planeten, umkreiste den sechsten und flog zurück zum fünften. Genau wie er es erwartet hatte, war es unmöglich, oder zumindest doch äußerst riskant, sich zu nahe an den Gasriesen heranzuwagen. Eine Landung war ausgeschlossen.
    Nachdem Brauer nun das ganze Planetensystem durchflogen hatte, verankerte er seinen Flitzer in einer festen Flugbahn und begann seine Hypothesen zu entwickeln, wobei er erregt in seiner Kabine auf und ab lief.
    »Die Stärke des Computers liegt in seinem rationalen Denken«, sagte er im Selbstgespräch. »Nach seinem halbrationalen Schluß, daß Charcot sich im Bellatrix-System aufhalten müsse, begann er, die einzelnen Möglichkeiten zu sieben.
    Drei Planeten sind so unwirtlich, daß kein vernünftiger Mensch auf ihnen landen würde. Der vierte, nämlich Nummer II, ist wohl bewohnbar, aber wenig verlockend. Somit bleiben zwei Planeten übrig, auf denen ein Mensch untertauchen könnte.
    Weiterhin: Charcot hat ein Raumschiff gestohlen. Von diesem Umstand hat der Computer verschiedenes abgeleitet. Zum Beispiel, daß Charcot irgendwo absichtlich gelandet und nicht abgestürzt ist. Bei einer Bruchlandung hätte das Schiff automatisch Notsignale gesendet. Das war nicht der Fall, also schied ein Absturz aus. Ergo hatte Charcot den Flug entweder an einem unmöglichen Ort beendet und war atomisiert worden, oder aber er war auf einer der unbewohnbaren Welten sicher gelandet. Die Wahrscheinlichkeit sprach für letzteres. Daher hatte der Computer eine Nachforschung auf den Planeten VI, III und II angeregt, und zwar in dieser Reihenfolge.«
    Brauer grinste. Seine unbeirrbare Liebe zur Logik hatte den Computer zu einem Fehler verführt. Er war nämlich von der Annahme ausgegangen, daß kein normaler Mensch die Alarmanlage seines Raumschiffs vorsätzlich ausbauen würde. Nun war das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher