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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)
Autoren: René Menez
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über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.
    Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.
    Gemeint war wohl jenes kleinwüchsige, breitschädelige, voll behaarte Wesen, das einst im Osten Afrikas lebte und sich auf den ersten Blick kaum von einem Affen unterschied, außer durch seinen aufrechten Gang; das den Tag wohl im Grasland und an den Seeufern verbrachte, und des Nachts auf Bäumen schlief. Ein Pflanzenfresser, obgleich sich dessen Kost auch auf Insekten und dann und wann auf Kleingetier und Aas, das die großen Raubtiere hinterlassen hatten, ausgedehnt haben mag. An größere Mengen Fleisch zu gelangen oder diese auch nur zu zerlegen, war für dieses zierliche Wesen fast gänzlich ausgeschlossen.
    Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens, mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis, des Guten und Bösen.
    Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu euerer Speise.
    Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis, des Guten und Bösen sollst du nicht essen!
    Aufgrund einer Klimaveränderung könnte sich das Nahrungsangebot stark verringert haben, und zu der ohnehin großen Konkurrenz im Tierreich mag noch eine nicht unerhebliche ansteigende Population der eigenen Art hinzugekommen sein. Das wäre eine mögliche Erklärung für eine Entwicklung, einen Grundstein, ohne den der Mensch vermutlich nicht über den Intellekt verfügen würde, den er schließlich besitzen wird.
    Im Laufe der Zeit hebt sich ein anders geartetes Wesen von der Familie der Hominiden ab. Sein Lebensraum ist derselbe, auch die gemeinsamen Feinde bleiben die gleichen. Sein Aussehen unterscheidet sich nur dadurch, daß sein Körperbau zierlicher und die Hand so geformt ist, daß es ihm möglich ist, Werkzeug herzustellen. Doch seine Nahrung unterscheidet sich wesentlich von der seiner Verwandten. Denn dieses hagere Geschöpf ernährt sich vorzugsweise von Fleisch. Vom Aasfresser, dem hauptsächlich die Knochen, vor allem aber der Schädel eines Kadavers übrigblieb, entwickelt sich jene Art zum Jäger. Die Werkzeuge, die es ermöglichten, an das Mark der Knochen und vor allem an das Innere des Schädels, das Gehirn, zu gelangen, eigneten sich schließlich auch zum Töten.
    Vom Aasfresser zum Jäger und Kannibalen. Denn zu seinen Opfern zählte auch der mittlerweile unterlegene, verwandte, pflanzenfressende Artgenosse. In abertausenden von Jahren entwickelte sich der Mensch unaufhörlich weiter, nicht nur geistig und daher technisch, sondern auch physisch. Der Mensch passte sich seinem Lebensraum an, es entstanden verschiedene Rassen und Kulturen, er verbesserte seine Werkzeuge und Waffen – und war Herr über das Feuer. Obwohl damals nur wenige Menschen die Erde bevölkerten, strebten sie nicht hauptsächlich nach neuen Ideen, bewegten sich mit ihren Gedanken nicht nur nach vorne; vielmehr handelten sie gewohnt. Das, was sich über die vielen tausend Jahre im Gehirn des Menschen manifestiert hatte, bestimmte sein Handeln.
     
    Süddeutschland im Göttweiger Interstadial. Klima und Fauna dürften den heutigen Lebenszonen Alaskas und Sibiriens recht ähnlich gewesen sein. Sich stattdessen eine baumlose Tundra vorzustellen, wäre unlogisch; Dauerfrostböden ohne Baumbewuchs hätten es dem damaligen Menschen nicht erlaubt, in einer solchen Welt zu überleben. Feuer zu entzünden und in Takt zu halten, nahezu jeden Tag, wäre ohne Baumbestand unmöglich gewesen. Speer und Lanzenfunde bezeugen ebenfalls, daß größere, wüchsigere Baumarten als Polarbirke oder ähnlich geartete Gattungen, mit kurzen Internodien und knorrigem Habitus existiert haben müssen. Beispiel: Um eine stabile, zwei Meter lange Lanze zu fertigen, benötigt man einen wenigstens zweieinhalb bis drei Meter langen, annähernd gerade gewachsenen Trieb, der mindestens den doppelten Umfang der fertigen Lanze hat. Nur mit Faustkeilen, knöchernen Keulen und Steinen bewaffnet, wäre es unmöglich gewesen, z.B. Hirsche, Wisente, Rentiere oder gar Mammuts im nötigen Maße zu jagen; Fleisch war die wichtigste und, über einige Monate im Jahr, beinahe einzige Nahrungsquelle.
    Die Existenz des Höhlenbären ist durch etliche Knochenfunde
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