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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)
Autoren: René Menez
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Erfüllung gehen sollte. Sie sah hinaus auf den Vorplatz der Grotte, wo die Gräber von Kar und Leinocka lagen und genoß es, die Nähe der beiden Menschen zu spüren, die ihr im Leben am nächsten standen. Auch Leinocka war jetzt schon lange Jahre tot. Sie starb bei der Geburt ihres vierten Kindes, das nicht lange genug gelebt hatte, um wenigstens einmal in die treuen, braunen Augen Ionechs, seines Vaters, geschaut zu haben. Vor vier Warmzeiten war Ionech als alter, weiser Mann an einem Fieber gestorben, und auch Dir-kach-stan erlag kurze Zeit darauf einer vergifteten Wunde. Der Stamm hatte ihm viel zu verdanken, und als er starb, war Maramir darüber sehr traurig gewesen. Er hatte sie so manches gelehrt und ihnen das Wissen und den mächtigen Zauber der Riesen gebracht. Damit hatte sich vieles geändert, und Maramir betrachtete, jetzt mehr als jemals zuvor, diese Veränderungen mit großem Wohlgefallen. Weil die Riesen das Geheimnis der Zeugung kannten, wußte nun auch ihr Stamm, daß der Mann, mit Hilfe der Mächte, das Lebensfeuer in den Leib der Frau brachte, so wie Dir-kach-stan es bei ihr getan hatte. Obwohl nur eines der drei Neugeborenen eine folgende Kaltzeit überlebte, half ihr die Gewißheit, daß sie nicht allein trauerte, denn es gab nicht nur die Mutter, sondern auch einen Vater, ähnlich wie sie es vom Stammesgefüge der Spitzgesichter her kannte. Das Volk der Riesen wußte zudem, daß alle Mächte einer Urmutter unterstanden, die alles Leben hervorgebracht hatte. Der Leib der Großen Mutter war die Erde selbst, und ihr Geist wohnte in der Luft und dem Himmel darüber. So blieb das Weibliche dem Männlichen gegenüber heilig; ähnlich, wie es die alten Riten und Bräuche ihres eigenen Stammes sie bereits gelehrt hatten. Nein, Maramir zürnte dem Volk der Riesen nicht. Was sie ihr genommen hatten, gaben sie ihr auf anderem Weg wieder zurück. Mit den Falten und den grauen Haaren war auch die Weisheit gekommen. Und obwohl das Gute das Schlechte niemals aufwog, konnte sie stolz zurückblicken. Sie dankte der Großen Mutter, daß sie mit ansehen durfte, wie die Kinder heranwuchsen und der Stamm mit der Zeit an Zahl und Stärke gewann. Ganz so, wie Kar es einst prophezeite.
    Maramir hatte genug gesehen, um beruhigt ihre Augen schließen zu können. Sie fütterte noch einmal das prasselnde Feuer vor ihren Füßen, zog das zerschlissene Bärenfell, das einst ihrer Mutter gehört hatte, enger um ihren frierenden Körper, legte sich auf den feuchten, felsigen Boden und zog ihre Knie an. - Ihre Augen schlossen sich endlich, als das vertraute Lied der Wölfe an ihre Ohren drang ...
     
     
     
     

 
    Legende
     
     
    Spitzgesichter : Klassischer Neandertaler
    Plattgesichter : Homo sapiens (Cro magnon – grazil)
    Riesen : Homo sapiens (Cro magnon – hochgewachsen)
     
    Gesicht des Mächtigen Bären : Vollmond
    Land der Verstorbenen : Himmel
    Kleines Himmelsfeuer : Mond
    Voll erwachtes Kleines Himmelsfeuer : Vollmond
    Großes Himmelsfeuer : Sonne
    Lebensfeuer : Sterne
    Schlafzeit des Großen Himmelsfeuers : Winter
    Voll erwachtes Großes Himmelsfeuer : Sommer
    Reich der Himmelswesen : Himmel
    Himmelswesen : Imaginäre Himmelsbewohner, die auch die Form von Wolken annehmen können.
    Wesen der Unterwelt : Imaginäre Bewohner im Erdinneren
    Anderswelten : Totenreich, Reich der Mächtigen Himmelswesen, Unterwelt
     
    Zweischwanz : Mammut
    Haarschwanz : Pferd
    Lockenstirnzweihorn : Wisent
    Vielhorn : Hirsch
    Krummhorn Langhaar : Moschus
    Zweihorn : Wisent, Moschus
    Mähnenkatze : Höhlenlöwe
    Mähnenwolf : Höhlenhyäne
    Rotwolf : Fuchs
    Langohr : Hase
    Weißfell : Iltis
     
    Fellknospenbäume : Grau-Weide (Salix cinerea)
     
     
     
     
     

 
    Benennung der geschichtsrelevanten Örtlichkeiten (heutige Namen):
     
     
    1. Kapitel
     
    Ort des Überfalls (Lagerstätte des Wolfsclans) : in und vor einer, heute nicht mehr nachweisbaren, von Hyänen, am Fuß eines Hügels, gegrabenen Höhle im Lößlehm des Kraichgaus. Angesiedelt bei Gochsheim, dort wo die Lehmschicht durchaus zehn bis zwanzig Meter dick sein kann.
     
    Ort des Kampfes : am Ufer des damals wesentlich breiteren Rheins oder eines damals möglicherweise parallel verlaufenden fließenden Rheinarmes, in der Nähe von Karlsruhe-Durlach.
     
    Bergwald : Nördlicher Schwarzwald / Stammesgebiet der Sommerlager des Wolfsclans. Genaueres Gebiet: zwischen Baden-Baden, Baiersbronn und Oberkirch.
     
    Hügelland : Kraichgau
     
    Inselland : rechtsrheinische
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