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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)
Autoren: René Menez
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er sich am Rand des Eises festhalten. Was aber, wenn man hineinfiel, und um einen herum nichts als Wasser war? - Ionech spürte, wie ihn, bei dem Gedanken daran, ein kalter Schauer erfasste. Er unterbrach seine Arbeit, stand auf, nahm ein großes Stück Holz und bahnte sich einen Weg durchs hohe Schilf bis ans Ufer. Zwischen den Schilfrohren hindurch sah er hinaus auf den breiten Fluß. Er warf das Holz soweit er konnte und sah zu, wie es unruhig und schnell abtrieb. Er hörte Säuglingsgeschrei und schnelle Schritte im Unterholz. Rannte da jemand auf ihn zu? So schnell er konnte eilte er zurück und ergriff den erstbesten Prügel von einem der Holzstapel ... Die schnellen Schritte rührten von mehreren Personen, die aus der selben Richtung, direkt auf ihn zukamen. Die Spitzgesichtige mit der Narbe im Gesicht brach aus dem Dickicht hervor, rannte, mit dem Spitzgesichtmädchen an der Hand und einem Arm wild fuchtelnd auf ihn zu und versuchte ihm aufgeregt, in ihrer fremden Sprache etwas mitzuteilen. Nun kamen auch die anderen Spitzgesichter und Feuerhaar aus dem Dickicht gestürmt.
    „Gro-mans-alta-noi!“, drang Feuerhaars bebende Stimme an sein Ohr.
    „Jäger kommen!“, warnte Roter Wolf, der gleich dahinter, gefolgt von Leinocka, Maramir und den schreienden Säuglingen das Buschwerk durchbrach.
    Vor ihnen befand sich die dichte Schilfzone, die bis ans Ufer und ein Stück weit darüber hinaus ins Wasser reichte, hinter ihnen das Dickicht des Waldes und die Jäger der Gro-mans-alta-noi. Instinktiv zogen sich die Frauen mit Kindern in den dichten, undurchsichtigen Schilfbewuchs des Ufers zurück, während die Zwillinge, Ionech, Werferin und Tanzt Viel nur soweit ins Schilfdickicht eintauchten, daß sie durch vereinzelte Lücken noch die Zweige und Blätter der angrenzenden Büsche erkennen konnten. Bewegungslos harrten sie aus ... Einer der Säuglinge schrie noch; plötzlich herrschte Stille. Leinocka mußte sie an ihre Brust gelegt haben. - Einige Zweige im nahen Buschwerk bewegten sich verdächtig ... Ionech sah eine Hand und den Umriss eines Kopfes ... leise erschien die Gestalt eines Riesen, ganz in Leder und Fell gekleidet, mit kurzgeschnittenem Haar und Bart. Sein stechender Blick suchte das Schilf ab. Neben ihm tauchte ein weiterer Jäger auf, ein unglaublicher Hüne; sein langes Haupthaar war zu einem Schweif gebunden, Schläfen, Kinn, Wangen und Oberlippe waren wundgeschabt. Der Kleinere riß seinen Speer hoch und tänzelte zielend hin und her, während er genau in ihre Richtung blickte. Surrend peitschte der Speer durch die Schilfhalme, knapp am Kopf von Roter Wolf vorbei, der sich umgehend geduckt hatte. Kaum einen Wimpernschlag später pflanzte sich, mit großer Wucht, ein Speer in den Bauch des Riesen, der sofort gekrümmt nach hinten sackte. Der andere sah erschrocken in Richtung Schilf, aus dem der Speer gekommen war, und stürzte zurück ins Dickicht - worauf dort Geschrei losbrach, das gleich darauf wieder verstummte. Mehrere Gestalten huschten durchs Dickicht des Waldes. Es hörte sich an, als würde sich das Geräusch entfernen. Der verwundete Riese stöhnte und jammerte, während er sich schmerzwindend am Boden krümmte. Dann raschelte das Schilf neben ihnen. Der Umriss einer Gestalt war zu erkennen.
    „Einfuß!“, durchdrang Dir-kach-stans gedämpfte Stimme das Geräusch aneinander reibenden Rohrgrases, das durchschritten wurde.
    „Dir-kach-stan!“, stieß Ionech ebenso gedämpft hervor. Er freute sich zum ersten Mal, einen Gro-mans-alta-noi zu sehen. Der Riese, gefolgt von der Frau, duckte sich zu ihnen ins Schilf. Verzweifelt rief der Verwundete jetzt nach seinen Gefährten.
    „Noch drei“, flüsterte Dir-kach-stan und hielt ebensoviele Finger hoch. Langsam trat er hinaus, umsichtig und geduckt ... hielt inne, horchte auf, beobachtete das Dickicht ... ging einige Schritte ... horchte wieder auf ... und erreichte schließlich den Verwundeten. Er schlug ihm hart ins Gesicht, stemmte einen Fuß auf dessen Brust, ergriff den Schaft des Speeres, riß ihn aus dem blutenden Fleisch und jagte ihm die Spitze in den Hals. Ein Röcheln ... dann Stille. In Erwartungshaltung beobachtete Dir-kach-stan, mit erhobenem Speer, das Dickicht. Roter Wolf, Feuerhaar und Werferin rückten vor. Ein Nicken Dir-kach-stans genügte, daß sie ihm vorsichtig ins Unterholz folgten ... Hier und dort raschelte es – dann kehrten sie zurück.
    „Folgt mir!“, befahl Dir-kach-stan, als er wieder ins Schilf
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