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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)
Autoren: René Menez
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eintauchte.
    „Folgen ... Dir-kach-stan!“, übersetzte Ionech und gab Zeichen zum Aufbruch.
    Roter Wolf und Feuerhaar nahmen die Trage mit Kars Leichnam auf, während Werferin nach den anderen Frauen rief ... Dann durchschritten sie flußabwärts das lichte Schilf am Waldrand.
    Bevor sie rasteten, sahen sie sich lange um und wählten schließlich das uneinsichtige Dickicht junger Bäume als Versteck. Die Säuglinge schliefen, während alle anderen auf die Geräusche des Waldes horchten.
    „Viele Tage von hier“, flüsterte Dir-kach-stan, „flußabwärts, werden sie nicht mehr suchen!“
    „Wir ... über Fluß ...“, entgegnete Ionech in gebrochenem Gro-mans-alta-noi. - Er sah, daß die anderen ihre Unterhaltung gespannt beobachteten.
    „Über den Fluß, unmöglich!“
    „Mit Floßen“, erklärte Ionech.
    „Unmöglich!“, widersprach Dir-kach-stan. „Die Strömung ist zu stark. Sie wird euch mitreißen, und ihr werdet ertrinken! Ich kenne den Fluß.“
    Dir-kach-stan brach einen Zweig, wischte das Laub und Kleinholz vor seinen Füßen beiseite und zeichnete mit dem Ende des abgebrochenen Stockes einige Linien in die Erde.
    „Die große Strömung!“ Er deutete auf die dicke Linie in der Mitte. „Daneben, die kleinen Flüsse; wie krumme Arme und Beine eines Rumpfes.“ Jetzt zeigte er auf die kleinen unterbrochenen Linien daneben. „Ich habe die große Strömung gesehen! Niemand kann in dieser Zeit den Fluß überqueren, außer Otter und Vögel. Aber ich weiß, wann und wie es möglich ist ...“
    -
     
    Viele Tage wanderten sie flußabwärts. Den Rest des Sommers verbrachten sie in der Flußebene, wo Dir-kach-stan sie das Fallenstellen und Speerfischen lehrte ... und bevor die letzten Blätter fielen, errichteten sie ein Winterlager. - Sie jagten gemeinsam, aßen gemeinsam, saßen zusammen an den Feuern, teilten Felle und Körperwärme – und gingen einer neuartigen handwerklichen Tätigkeit nach ...
    -
     
     
    Zum Ende der großen Kälte hin überquerten sie auf langen, geschnitzten Brettern unter ihren Füßen den vereisten, zugeschneiten Fluß.
    Am anderen Ufer des großen Stromes, am Fuß des Hügellandes vor den Bergen, errichteten sie erneut ein Winterlager – und blieben bis zur großen Schmelze.
    Im jungen Frühling fanden sie ein kleines Tal, umrahmt von steilen Hängen und bizarren, roten Felsformationen. Dort stießen sie auf eine kleine Grotte, die von einem mächtigen Felsbrocken überragt wurde. Im Schatten des Grottenfelsens hoben sie eine Grube aus, legten Kars Gebeine in die rote lehmige Erde und schichteten Steine darüber, so daß fortan ein kleiner Hügel aus Steinplatten und Geröll Kars Grab anzeigte.
    In jenem Land gebar Werferin eine Tochter. Und über viele Jahre sollte es die Heimat der Wolfskinder und der Kinder des Mächtigen Bären sein ...
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
       

 
    Epilog
     
    Mit letzter Kraft betrat Maramir die kühle Grotte und setzte sich ans wärmende Feuer, das man für sie entzündet hatte. Neben ihr lag ein Stapel Holz. Es fiel ihr nicht schwer, ihre Kinder und Kindeskinder fortzuschicken, nachdem sie alle noch ein letztes Mal zufrieden betrachtet hatte. Tartruh und Ruatedannan waren beinahe so alt wie Bärenpranke es damals gewesen sein mußte, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Ihre bärtigen Gesichter zeichnete Reife aus, und ihre strahlenden Augen hatten niemals an Kraft und Mut verloren. Tedannalei war zu einem jungen Mann herangewachsen, der alle an Stärke und Schnelligkeit übertraf. Maramir zweifelte nicht daran, daß aus ihm schon bald ein ebenso geschickter, mutiger Jäger und Kämpfer werden würde, wie Bärenpranke und Braunhaut es einst gewesen waren. Werferin hingegen, die das Auge des Mächtigen Bären trug, besaß die Gunst der Mächte. Wie Kar es vorausgesagt hatte, war Maramirs Ziehtochter mit der Zeit ebenso weise und mächtig geworden wie Tochter des Bären.
    Die mächtigste Frau aber, die Maramir je gekannt hatte, blieb ihre eigene Schwester; und es hatte Maramirs Schmerz über ihren Verlust gelindert, Rennjawe heranreifen zu sehen. Obgleich die Ähnlichkeit von Mutter und Tochter über die Jahre verblasst war, nahm Rennjawe als junge Frau immer deutlicher erkennbar den Wesenszug von Kar an. Maramir sehnte sich deswegen nicht weniger nach ihrer Schwester – im Gegenteil. In all den Jahren war diese Sehnsucht gereift und Maramir spürte nun deutlich, daß der Wunsch, Kar wieder zu begegnen, endlich in
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