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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle
Autoren: Arto Paasilinna
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letzter Zeit angewöhnt, Kalles Ideen kritisch zu betrachten, und so hatte er auch jetzt seine Zweifel, ob die Kapitalisten und andere Ausbeuter genügend guten Willen hätten, Kalles Roboter anzuschaffen. Schließlich lief die Produktion ohne besondere Mühe auch mit lebenden Arbeitskräften. Aus sämtlichen Entwicklungsländern würden Hunderttausende armer Leute nach Europa drängen, und alle wären ohne Arbeit. Die Welt war einfach ein Hort der Gier, und Arbeitgeber waren da keineswegs besonders zahm.
    Kalle musste zugeben, dass Lauri vermutlich recht hatte, aber trotzdem würde er nicht mit seinen Erfindungen aufhören. Eines Tages würde es ihm gelingen, Geräte zu entwickeln, die hilflosen und ungebildeten Menschen zu einem glücklicheren Leben verhelfen könnten.
    Noch von einem weiteren Projekt erzählte er: Die ungelenken Wagen der Stewardessen, die die Gänge der Flugzeugkabine verstopften, müssten ersetzt werden. Es mussten Geräte her, die über den Sitzen schwebten und an Schienen unter der Decke entlangliefen, sodass sie weder den Stewardessen selbst noch den zur Toilette strebenden Passagieren im Weg wären. Zwar würde auch diese Erfindung kaum den Arbeitslosen oder den Kinderarbeitskräften in den Entwicklungsländern helfen, aber immerhin brächte sie Flugreisenden Erleichterung. Und schließlich kündigte Kalle an, Lauri noch vor Weihnachten seine allerneueste Erfindung vorzustellen, die dann für die passende Stimmung sorgen würde.
    Lauri fand, dass weihnachtliche Stimmung tatsächlich wichtig war, denn der Dalai Lama beabsichtigte in dieser Zeit im Rahmen einer Europareise die nordischen Länder und hoffentlich auch Finnland zu besuchen. Da die führenden Politiker des Landes das geistliche Oberhaupt der Tibeter bislang nicht hatten treffen wollen, könnte dies doch eine weit mächtigere Persönlichkeit übernehmen, der Weihnachtsmann selbst. So würden sich zwei bedeutende Gestalten begegnen, und das in guter Mission: der Dalai Lama mit seinen religiösen und staatsmännischen Wünschen und der Weihnachtsmann mit seinen freundlichen Geschenken. Kalle war begeistert von Lauris Idee und sagte, dass er sich bemühen werde, noch bis Weihnachten eine nette Idee zu entwickeln, die sowohl zum Weihnachtsmann als auch zu den Anhängern ihrer Religion passen würde.
    Kalle konzentrierte sich auf die Ideenfindung, und Lauri kontaktierte die indische Botschaft und über sie die Residenz des Dalai Lama. Ganz recht, das Oberhaupt der Tibeter würde noch vor Weihnachten Skandinavien und auch Finnland besuchen! Lauri erklärte, dass er für den Dalai Lama ein Treffen mit dem Weihnachtsmann organisieren wolle, und er wolle außerdem dafür sorgen, dass die Medien einschließlich Funk und Fernsehen sowie auch Vertreter der Nachrichtenagenturen anwesend wären. Würde der Dalai Lama Sicherheitspersonal mitbringen? Natürlich. Er habe neuerdings einen erfahrenen Bergsteiger als Bodyguard, einen Mann namens Tsu. Außerdem gehörten zu seiner Begleitung ein Sekretär, einige weitere Mitarbeiter sowie zwei Mungos. Letztere seien gegen Ende des Sommers zwei Wochen in Brüssel in Quarantäne gewesen, sodass sie vermutlich ebenfalls nach Finnland mitkämen. Der Dalai Lama sei an die Tiere gewöhnt, auch sein Bodyguard habe eine sehr herzliche Bindung zu den beiden verspielten Tierchen.
    Der finnische Teil der Reisevorbereitungen stand bald fest. Lauri plante für den Dalai Lama ein seiner Meinung nach stilvolles und beeindruckendes Programm, zu dem mehrere Treffen mit Politikern und Interviews ebenso gehörten wie eine Fahrt von Helsinki nach Nordostlappland bis zum Berg Korvatunturi im Weihnachtsmannland. Lauri fuhr vorab zusammen mit Irma nach Rovaniemi und Savukoski und traf mehrere Weihnachtsmänner, von denen sich der ehemalige Waldarbeiter Heikki Uuskairanen als der geeignetste erwies. Heikki war ein Hüne von einem Mann, er hatte ein von Wind und Schneestürmen gegerbtes Gesicht und eine dröhnende Stimme. Außerdem war er gerade im passenden Alter, er wurde demnächst siebzig. Er log, dass sich die Balken bogen, versprach aber, sich anständig zu benehmen, wenn er dem hohen Gast begegnen würde. Als Ort der Begegnung wurde ein großer Unterstand auf der finnischen Seite des Korvatunturi, unmittelbar im Grenzgebiet, auserkoren. Die Vorbereitungen bezahlte Lauri mit Kalles Erfindergeld.
    Eine Woche vor Weihnachten kam endlich der heiß ersehnte Tag. Lauri und Kalle waren rechtzeitig nach Rovaniemi gefahren, um
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