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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle
Autoren: Arto Paasilinna
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Vertreter waren kaum anwesend, insgesamt nur zwei oder drei. Lauri und Kalle beschlossen, die heimatlichen literarischen Kreise sich selbst zu überlassen und sich darauf zu konzentrieren, das Reisetagebuch auf dem internationalen Markt anzubieten. Wenn sie von der Gebetsmühle schon in einem ersten Testlauf hunderttausend Exemplare bestellen konnten und wenn es in zwei Jahren Milliarden Anhänger ihres Glaubens geben würde, würde vor diesem Hintergrund das Reisetagebuch, das zwei unvergleichliche Gesellen wie sie verfasst hatten, sämtliche Konkurrenten aus dem Feld schlagen, meinte Kalle. Lauri glaubte zwar nicht an einen so großen Erfolg, versprach aber, fleißig für die gemeinsame Sache einzutreten.
    Sie versuchten, mit mitteleuropäischen Verlegern zu verhandeln, aber die zeigten kein Interesse. Man erklärte den beiden, dass Paul Theroux mehrere Bücher speziell über Eisenbahnfahrten geschrieben hatte. Das wahrscheinlich beste hieß Mit der Lokalbahn nach Patagonien , ein Bericht über eine lange Bahnfahrt von Nordamerika bis zum südlichsten Zipfel Südamerikas. Anfänger sollten lieber nicht versuchen, hiermit zu konkurrieren, auch nicht mit der Schilderung einer chinesischen Bahnfahrt, selbst wenn der Zug neu und sein Tempo hoch ist.
    Kalle gab nicht auf und schlug einen Abenteuerroman vor, in dem er und Lauri von ihren Erfahrungen in Indien und China und von ihren Begegnungen mit dem Schneemenschen und dem Dalai Lama erzählen würden. Das traf ins Schwarze. Sofort wurde ein Vertrag mit einem Verlag unterschrieben. Vorschuss gab es allerdings nicht, Geld würde erst fließen, wenn der Verleger das Manuskript in Händen hielte. Von solchen Kleinigkeiten ließen sich die Männer jedoch nicht beirren. Geld hatten sie genug, und außerdem war jetzt erst einmal Urlaub angesagt.
    Die beiden Paare mieteten sich zwei Tandemfahrräder und radelten durch die schöne frühherbstliche Landschaft. Für Kalle Homanen gab es einen zusätzlichen Grund zur Zufriedenheit, den Umstand, dass sein Name als Erster auf dem Deckel des schönen Buches stehen würde, noch vor Lonkonen. Eine gewisse Ordnung musste sein, auch in der Literatur. Lauri sagte darauf, dass er ein solches Schundbuch notfalls mit geschlossenen Augen schreiben und es dann ausschließlich unter Kalles Namen veröffentlichen könnte, wenn ihm an solchem Ruhm so viel gelegen war.

30
    Anfang Dezember hatten Lauri und Kalle das Exposé ihres Abenteuerbuches fertig. Was war ihnen nicht alles widerfahren! Ein Wunder, dass sie überlebt hatten. Als Lauri beschloss, zusätzlich ein paar Seiten über seine Erfahrungen im Finnischen Meerbusen und Kalle wiederum einige Details über seine Erfindertätigkeit hinzuzufügen, hatten beide das Gefühl, dass die ganze Geschichte recht spannend würde. Wenn die Reise an sich auch beschwerlich und gefährlich gewesen war, so war es alles andere als anstrengend, in schriftlicher Form davon zu berichten. Eine kleine Prise Stolz konnte durchaus in den Text mit einfließen. Schließlich reiste nicht jeder durch Asien und flüchtete am Ende durchs höchste Gebirge der Welt, noch dazu gemeinsam mit dem Schneemenschen.
    Sie vereinbarten, dass Lauri die Naturbeschreibungen liefern und Kalle sich auf die Details der gemeinsamen Abenteuer konzentrieren würde. Lauri ermahnte seinen Freund, seinen Besuch im tibetisch-chinesischen Bordell nicht zu vergessen, aber das wollte der nicht versprechen. Stattdessen berichtete er von seinen neuesten erfinderischen Erfolgen und behauptete, derzeit eine großartige Methode zu entwickeln, mit der man den schwer schuftenden Landarbeitern in Entwicklungsländern und den Kindern, die dort in den großen Industriezentren eintönige Arbeit leisteten, helfen könnte. Er war nämlich dabei, Maschinen für die Automatisierung von Produktionsabläufen zu entwickeln, quasi Roboter, deren Herstellung billig wäre und mit denen man die am schlimmsten ausgebeuteten Arbeitskräfte ersetzen könnte. Die Roboter sollten preiswerter als der Stundenlohn eines unterbezahlten Arbeiters oder eines Kindes sein und das Ergebnis der Arbeit mindestens ebenso gut. Diese Roboter wären eine vernünftige Investition für die nach Profit strebenden globalen Kapitalisten. Die Erwachsenen, die dadurch arbeitslos würden, könnten für anspruchsvollere und mehr Grips erfordernde Tätigkeiten ausgebildet werden, und die Kinder könnten die Dorfschule besuchen, damit sie lesen, schreiben und rechnen lernten.
    Lauri hatte sich in
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