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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle
Autoren: Arto Paasilinna
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Quadratmeter großes Baumfloß, das sie mit einem Regendach versahen. Noch ein paar Tische und Stühle dazu, und natürlich eine mit Steinen isolierte Feuerstelle fürs Aufwärmen des mitgebrachten Essens. Das Floß war von Anfang an sehr beliebt. Es ankerte an häufig wechselnden Stellen, und man konnte mit dem eigenen Boot hinfahren. Die großartige Natur des Inari eignete sich vorzüglich für Boots- und Floßtouren.
    Ganz besonderen Spaß machte es den Homanens und Lonkonens, auf dem Floß gemeinsame Mittag- und Abendessen zu veranstalten. Manchmal bereiteten Irma und Anita lappländische Delikatessen zu, die sie indisch würzten. So gedachten sie ihren Männer entgegenzukommen und deren Sehnsucht nach Südostasien zu dämpfen. An einem schönen Tag im Juli luden sie herrliche indischsamische Delikatessen ins Boot und fuhren zum Floß am Nordostende des Sees, ans Ufer der fast fünfzig Kilometer entfernten Insel Nilisaari. Das Floß war an einer verkrüppelten Kiefer festgebunden, und alles schien in Ordnung, auch ausreichend trockenes Holz fürs Lagerfeuer war vorhanden.
    Es war Nachmittag und das Wetter klar, man konnte fast sagen, dass es heiß war. Der Wind kam aus Nordosten und wurde recht kräftig, störte aber nicht beim Feuermachen. Das meteorologische Institut hatte eine Sturmwarnung für den Nordteil des Bottnischen Meerbusens herausgegeben, aber davon ließ sich die Gesellschaft nicht beirren. Der Inari war ja ein Binnensee! Man wärmte das Essen und deckte die Festtafel.
    Auf der wenige Kilometer westwärts gelegenen Reposaari, der Fuchsinsel, waren keine Füchse zu sehen, wohl aber etwa zwanzig Rentiere, einige lagen im Gestrüpp, andere weideten und fraßen Sumpfwiesenheu. Am Himmel kreisten große Seeadler, die, wie man annahm, auf den Inseln im Inari nisteten. Lappland zeigte sich von seiner schönsten Seite.
    Zu Beginn des Mahls genoss die Gesellschaft eine indisch gewürzte Spargelsuppe und dazu dünne lappländische Brotscheiben, rieska genannt. Der Wind nahm zu, und weiße Schaumkronen zeigten sich auf den Wellen. Man erhob die Weingläser, und da der Wind aus Nordosten blies, band Kalle das Floß vom Baum los. Mit Rückenwind würde es über den See nach Südwesten, nach Hause, treiben. Die Stimmung war bestens und der Hunger groß.
    Als kalte Vorspeise gab es kleine frittierte und typisch indische Pakoras , die außer pflanzlichen Zutaten auch Lachs und Ren enthielten. Nach zehn Kilometern Fahrt passierte die Gesellschaft die Insel Koutukinsaari. Der See schäumte und tobte, aber das schwere Floß schaukelte nur sanft auf den wilden Wellen.
    Als Hauptgericht speiste man Tandoori salmonia , am Vortag zubereiteten süßsauren, im Ofen gebackenen Lachs. Den Frauen gelang es gerade noch, das Gericht zu wärmen, dann fegte der Sturm das Feuer vom Floß in den See. Die Ausflügler mussten die Teller und Gläser festhalten, sonst wären die dem Feuer gefolgt.
    Auf dem als gefährlich geltenden Kasariselkä schlugen bereits die Wellen über das Achterdeck, aber das nahm niemand schwer, denn der Wind trocknete die Spritzer auf der Kleidung sofort. Mit vereinten Kräften zogen alle vier das Boot aufs Floß. Ein paar Hocker landeten im See. Im Schutzhafen der Insel Malkosaari ankerte ein Fischtrawler. Die Lonkonens und Homanens fragten an, ob die Mannschaft Hilfe benötigte. Sie waren sicher, dass die Schiffsbesatzung die Rufe trotz des Sturmgeheuls gut hören konnte, denn die Gebetsmühlen auf dem Floß veranstalteten zur Unterstützung einen Höllenspektakel. Aber es war keine Hilfe erforderlich, und da die Gebetsmühlen nun mit aller Kraft den Pori-Marsch anstimmten, schipperte die Gesellschaft erleichtert am Schutzhafen vorbei.
    Inzwischen brachen sich die meterhohen Wellen wild schäumend an den Ufern der Inseln, Zeit für die Nachspeise. Das gelbe indische Shrikand auf Joghurtbasis genoss man aus Glasschalen und im Stehen, denn der Sturm riss den Tisch mit sich. Alle waren sich einig, dass bei schwerer See sogar eine Süßspeise frisch schmeckte, eigentlich leckerer als im ruhigen, stickigen Wohnzimmer zu Hause.
    Am Ende des Tages stieß das Floß endlich ans Südufer des Sees. Die mächtigen Wellen schoben den Bug praktischerweise mehrere Meter auf den glatten Felsen, sodass die Gesellschaft bequem aussteigen konnte. Die Männer befestigten Floß und Boot an den Bäumen, und dann wanderten alle nach Hause. Der Wind beruhigte sich, sodass beide Paare an ihrem Hausstrand noch baden konnten,
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