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Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)

Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)

Titel: Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)
Autoren: Myra Çakan
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Ding ja dazu da, Dinge zu vernichten, oder?« Sie schien den Verlust ihres Plast-o-fix-Modells halbwegs verschmerzt zu haben und befand sich jetzt im Angriffsmodus. Ich hätte dem Fettwanst sagen können, dass er gut daran täte, sich zu fügen. »Und überhaupt«, sagte meine Gattin soeben kämpferisch, »für die vernichteten Gegenstände werden wir Ihnen saftige Rechnung schicken. Darauf können Sie sich verlassen.
    »Öh, ähem, ähem, ich, also«, er tippte eine Reihe Worte oder Zahlen in ein auf dem Tisch stehendes Gerät ein. Dann setzte er eine Leichenbittermiene auf und verkündete: »Mr. Abercrombie, Sie müssen jetzt vor allen Dingen Ruhe bewahren und sich nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen. Tatsache, ähem, Tatsache ist, dass alle bereits ausgelieferten Bastelsätze der OX82b Entstofflichungsmaschine aus dem Verkehr gezogen wurden. Ihr Modell ist das Einzige, das wir anscheinend übersehen haben. Zu unserem größten Bedauern stellte sich nämlich heraus, dass bei diesen Modellen ein, ähem, Konstruktionsfehler vorliegt.«
    »Bitte? Ich habe mich wohl verhört?«
    »Und«, fuhr er fort, ohne meinen Einwurf zu beachten, »keinesfalls darf die Entstofflichungsmaschine in Betrieb genommen werden. Für den Fall, dass Materie zugeführt wird, besteht Gefahr, dass der Apparat außer Kontrolle gerät.«
    Ich hatte rote Ringe vor den Augen und wünschte, ich könnte dem Kerl einen vor den Kanister setzen – jetzt und sofort.
    »Jetzt hören Sie mal gut zu, Freundchen. Wie ich Ihnen eben erklärt habe, hat sich die Maschine selbstständig eingeschaltet. Und ich finde, hier ist schon einiges ‚außer Kontrolle’ geraten.«
    Alpha Jean und Tante Marylin nickten unisono.
    »Wie, ähem, bedauerlich.« Ich konnte sehen, wie sich seine Hand in Richtung des Aus-Schalters bewegte.
    »Oh, nein, Freundchen, nicht mit Truman Abercrombie!« Ich kam auf Touren: »Holen sie sofort diesen Scheißapparat bei mir ab, brüllte ich, »oder ... «
    »Aber, aber Mr. Abercrombie, wir sind doch erwachsene Leute.«
    Na, wie das Gespräch weiter verlief, können Sie dem Anfang meines Berichtes entnehmen.
    Mein Wutschnaufen wurde von dem seltsamen Stöhnen der Maschine untermalt. Und während ich fieberhaft überlegte, was zu tun sei, tätschelte Alpha Jean aufmunternd meine Hand.
    »Nicht wahr, Liebling, du weißt, was man machen muss?« Einfach rührend, wieviel Vertrauen sie in meine Fähigkeiten setzte. Ich murmelte eine undeutliche Entgegnung, die man durchaus als Zustimmung interpretieren konnte.
    Währenddessen hatte sich Tante Marilyn mit wahrem Pioniergeist der Maschine genähert. »Konstruktionsfehler«, murmelte sie und befummelte die Knöpfe, »sieht doch ganz tadellos aus.«
    »Vorsicht!!!« Mit einem Hechtsprung versuchte ich, die Tante zu erreichen – zu spät.
    Das »Schwupp – wupp-wupp – zisch – gluck – hupp« steigerte sich zum Crescendo. Und mit dem bereits bekannten »Hrumpf – hrumpf – gulp« wurde die arme Tante entstofftlicht.
    Alpha Jean schluchzte einmal tief. Erst das Kleid, dann die Tante. In einem Anfall von Heldenmut wollte sie sich auf die Maschine stürzen, was ich verhinderte. Ein kleiner Ringkampf war die Folge, in dessen Verlauf Alpha Jean kräftig gegen mein Schienbein trat und sich befreite.

    Seit einer guten Stunde bin ich nun Witwer. Und der Müllschlucker hat noch immer Appetit. Der Lärm ist Ohren betäubend, alles klirrt und bebt. Anscheinend kann er jetzt auch Dinge schlucken, die außerhalb des Trichters sind. So den Tisch, auf dem er stand, und alles erreichbare Mobiliar, meine Hifi-Anlage, ja sogar den Hausbar-Rob. Das Visaphon war eines der ersten Geräte, die nach Alphas Abgang entstofflicht wurden.
    Der Weg zur Tür ist mir versperrt, ebenso der Weg zum Fenster. Meine Lage ist verzweifelt, hoffnungslos. Ich warte jetzt auf die Nationalgarde, die Army oder die Marines, denn irgendjemand muss mich ja befreien, sonst werde nicht nur ich, sondern das ganze Haus, der Häuserblock, Groß-Los Angeles, die Vereinigten Staaten und zum Schluss die ganze Welt entstofflicht. Aber soweit lasst ihr es doch nicht kommen, Jungs ...?!
    Während ich auf Rettung warte, schreibe ich dies für die Nachwelt auf, und wenn Sie diese Worte lesen, wissen Sie, dass ich und die Welt geret...

Vorankündigung für Band 1 und Band 2 der »Retro SF-Serie«
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