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Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)

Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)

Titel: Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)
Autoren: Myra Çakan
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eine ihrer Migränen zu bekommen.« Anklagend hielt sie mir ihre Hand unter die Nase – Daumen und Zeigefinger etwa drei Millimeter auseinander.
    »Ich hab’s doch gerade abgestellt, Schatzimausi«, sagte ich sanft.
    Sie schnaubte noch einmal missbilligend und verzog sich dann in die Küche, wo sie sich geräuschvoll zu schaffen machte. Lange Jahre der Erfahrung im ehelichen Zusammenleben hatten mich jedoch gelehrt, dass es besser wäre, sie jetzt nicht auf Tantchens nahende Migräne hinzuweisen. Außerdem hatten die Drinks, die ich in der Sportbar auf Kelsies Kosten zu mir genommen hatte, für die nötige Bettschwere gesorgt, und so verkrümmelte ich mich.

Entfesselte Technik

    Um das Schicksal nicht ein weiteres Mal herauszufordern, beschloss ich, am Sonntag ernsthaft an meinem Müllschlucker zu basteln. Wenn ich nun dachte, dass ich mit meinen bereits montierten Teilen schon den Durchblick in Sachen Entstofflichung hatte, so belehrte mich der weitere Inhalt der kleineren Pakete eines Besseren. Müßig wühlte ich einige Bausteile hervor und schon bald sah mich von fluffigen Verpackungsmaterialien umhüllt. Nur mein technischer Verstand ließ mich in dieser Situation den Überblick behalten. Und so montierte ich, wie ich fand, recht erfolgreich einen trichterartigen Aufsatz. Weil ich gerade so gut in Fahrt war, fügte ich flugs noch einige Hebel, Regler und Knöpfe hinzu.
    Nach zwei bis drei Stunden geriet ich allerdings ziemlich ins Schwitzen und Grübeln. Auch meldete mein Magen, dass es Zeit für den Lunch war. Halb im Aufbruch in Richtung Küche begriffen, warf ich noch einen bewundernden Blick auf das Objekt meines technischen Könnens und ließ lässig meinen Zeigefinger über einige der erwähnten Knöpfe und Regler gleiten.
    »Schwupp – wupp-wupp – zisch«.
    Ich fuhr senkrecht aus meinem Stuhl, als die Maschine zum Leben erwachte. Hektisch suchte ich nach einem Hebel, Regler oder Knopf zum Abschalten. Leider vergebens. Anscheinend war ich wohl doch nicht der Typ, der technische Finessen intuitiv erfasste. Nachdem ich mir dies eingestanden hatte und die erste Panik verraucht war, setzte allmählich wieder mein analytischer Verstand ein. Wozu hatte ich denn meine superschlaue Gebrauchsanweisung?!
    Nachdem ich eine etwas unorganisierte Suchaktion gestartet hatte – aber siehe es herrschte Ordnung im Chaos – und den Rettungsanker greifen wollte – übrigens war das »Schwupp – wupp-wupp – zisch« mittlerweile um ein »Gluck – hupp – gluck – hupp« bereichert worden –, öffnete sich die Tür und mein holdes Weib trat ein.
    Was soll ich sagen, heute war nicht mein Tag. Denn während Alpha Jean noch in der Tür stand und das Spektakel bestaunte, wirbelte ein Luftzug die in Reichweite liegende Gebrauchsanweisung hoch und trieb sie in Richtung des Trichters, der sie anzog wie ein Magnet die Stecknadel.
    Die OX 82B machte unheilvoll »Hrumpf – hrumpf – gulb« ... und weg war das schmale Heftchen. Quasi auf dem Sprung hinterher, konnte ich mich gerade noch bremsen, als ich ein unangenehmes Saugen an meinen Fingern verspürte.
    »Truman, was soll dieser grässliche Lärm?« begehrte Alpha zu wissen. »Du weckst mit diesem Radau noch Tante Marilyn auf.«
    Oho, Tantchen und ihre Siesta! Dass ihr geliebtes Trumännchen nur knapp der Vernichtung durch einen wildgewordenen Müllschlucker entronnen war, schien eher zweitrangig zu sein. Taktvoll versuchte ich, meiner besseren Hälfte klarzumachen, dass ich im Moment nicht in der Lage wäre, den Geräuschpegel der Maschine zu senken, geschweige denn sie abzustellen. Mit einem energischen »Lass mich mal ran« trat Alpha an mir vorbei, um ihr Glück zu versuchen. Das Ergebnis war im Hinblick auf das bisherige Verhalten der Maschine nicht weiter erstaunlich. Sie legte nämlich noch ein paar Phonstärken zu. Eine weitere Nebenerscheinung war das Auftauchen von Tante Marilyn, die ihre platinblonden Locken verwegen auf den Kopf gestülpt hatte.

    Die nun folgenden Geschehnisse ließen Tante Marilyn die Rolle eines Katalysators zukommen. Alpha Jean, die sich der lieben Tante bei deren Eintreten zugewandt hatte, geriet etwas zu dicht in die Gefahrenzone des Trichters.
    »Hrumpf – hrumpf – gulb« und ihr schickes Kleid aus Plast-o-fix war verschwunden. Unvermeidlich, dass sie daraufhin spitze Schreie ausstieß und Tantchen näherkam. Höchst verblüfft über die Ereignisse im Hause Abercrombie, wollte sie meine Kreation einer genaueren Untersuchung
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