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Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)

Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)

Titel: Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)
Autoren: Myra Çakan
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Zeit zu handeln: Abgang – Trumännchen, Auftritt – Abercrombie Senior, seines Zeichens Tester Nummer Eins der Xphi Harco Inc. Ich nahm meiner Holden das Tablett ab, setzte es auf den Tisch neben die Karaffe Eistee mit Schuss und verkrümelte mich mit einem bedauernden Schulterzucken und dem Hinweis auf Unaufschiebbares. Im Hinausgehen hörte ich Alpha Jean noch gewichtig von meiner ultra-ultra-geheimen Aktion berichten. Soviel dazu.

    In meinem Arbeitszimmer, pardon, Geheimlabor, öffnete ich erst einmal das OXY-Paket. Zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass sich der Zusatz Super bei dem Bastelsatz anscheinend auf superviele Einzelteile bezog. Dies stand zumindest in der Anleitung, die in einem durchsichtigen Umschlag steckte und gleich zuoberst lag. Doch davon wollte ich mich nicht entmutigen lassen. Im Gegenteil, als ich hastig auf meinem Schreibtisch Platz schaffte, verspürte ich das leichte Kribbeln der Vorfreude. Diesmal würde meine Frau nicht mit kritischen Blicken neben mir stehen und etwas über zwei linke Daumen murmeln, wie letzte Weihnachten, als es dieses kleine Malheur mit der Außendekoration gegeben hatte. Okay, okay, vielleicht nicht ganz so klein — der Kurzschluss hatte immerhin einen ganzen Block lahmgelegt. Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass der Hersteller einige Kabel falsch verdrahtet hatte. Aber versuchen Sie das mal, meiner Frau zu erklären.
    Nachdem ich mich durch die aufwändige Verpackung gegraben hatte, zog ich einige merkwürdig aussehende Bauteile aus dem Wust und drapierte sie wirkungsvoll auf meiner Schreibtischplatte. Dazu legte ich noch, um die Dramatik zu erhöhen, den halben Inhalt meines Werkzeugkastens. Nachdem ich mich von dem Eindruck meines Arrangements überzeugt hatte, verriegelte ich die Tür und machte es mir so recht gemütlich. Aus meinem kleinen, aber feinem Vorrat an echtem Bier – jawohl, in Flaschen – nahm ich mir zur Einstimmung ein gekühltes Bud Light. Immerhin war Freitagabend, und ich denke, es ist das Recht eines jeden arbeitsamen Familienvaters, stilvoll ins Wochenende zu gleiten. Doch bevor es soweit war, stopfte ich noch flink die große Transportbox in den Recycler. Zum Glück hatte mein Arbeitszimmer einen separaten Zugang, so lief ich nicht Gefahr, auf dem Weg in die Garage von meiner Gattin abgefangen zu werden.
    Nach einem abschließenden Rundblick durch mein »Forschungslabor«, bei dem ich einige kleinteilige Was-auch-immer auf dem Boden erspähte, ließ ich mich in den Pneumoschaukler fallen und tippte als Nächstes meinen Wunsch, einen trockenen Martini, in den Hausbar-Rob. Genüsslich schlürfend, rief ich das Abendprogramm des 3D-TV ab. Zu meiner Freude gab es die »3D-Oldietime« mit Klassik-Action. Ich mag diese alten Haudrauf-Filme und schon bald dröhnte die Eröffnungsmelodie von Indiana Jones und der silberne Riesenaffe aus den Boxen. So versorgt, verlief der Freitagabend sehr befriedigend. Die Fertigstellung der OX82b Maschine durfte bis morgen warten, genauso wie die auf dem selbstreinigenden Teppichboden, verstreuten Bauteile und einige zusätzliche kleinere Kartons, die vermutlich weitere Bauteil enthielten.

    Der Sonnabend kam, und mit ihm die nächste Runde von »Abercrombies Geheimprojekt«. Nachdem ich mit wahrer Todesverachtung Alpha Jeans »reduziertes« Frühstück verzehrt hatte, verzog ich mich nach meiner zweiten Tasse »Glückliche Bohnen« gleich wieder in mein Arbeitszimmer und werkelte fröhlich ein paar Stunden vor mich hin; ab und zu warf ich sogar einen halbherzigen Blick in die Aufbauanleitung. Zur Mittagszeit hatte ich schon recht gute Fortschritte gemacht und ließ mir (Geschäftigkeit vorschützend) sogar den Lunch vor die verschlossene Tür stellen.
    Am frühen Nachmittag verabschiedete sich meine Gattin nebst Tantchen, da sie zusammen ins nächste Einkaufszentrum fahren wollten. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie von Geschäft zu Geschäft zogen, um dann anschließend den Kofferraum der Familienkutsche vollzuladen. Dem Einkaufsbummel sollte noch ein Besuch im Drive-In-Restaurant folgen, und wie ich Alpha Jeans bedeutungsvoller Sprechpause entnehmen konnte, war mein Kommen wohl erwünscht. Ich schwieg ebenso bedeutungsvoll zurück, zuckte mit den Schultern, deutete dann mit betrübter Miene auf die Tür meines provisorischen Geheimlabors und war Wundersamerweise vom Haken und hatte somit für die nächsten Stunden freie Bahn, denn um meinen Samstagabend wie geplant verbringen
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