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Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)

Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)

Titel: Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)
Autoren: Myra Çakan
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seit über elf Jahren die Abercrombies vor dem Hungertod bewahrt. Ich kann aber leider nicht verschweigen, dass meine Fähigkeiten seit Langem von dieser Firma nicht genügend gewürdigt werden. Und nur, weil ich vor acht Jahren auf der Weihnachtsfeier ...
    Aber ich schweife ab; zurück zu meiner bescheidenen Person und meinem bis vor Kurzem absolut durchschnittlichem Leben. Was wäre also sonst noch zu sagen? Ach ja, da gibt es noch die überaus nervtötenden Verwandten meiner lieben Frau. Und mit denen fing eigentlich auch der ganze Ärger an. Genauer gesagt, mit Tante Marilyn.
    An und für sich ist sie eine nette alte Dame, wenn man von ihrem Tick absieht, ihre Namensschwester aus dem zwanzigsten Jahrhundert aufs Genaueste zu kopieren. Es ist hier die Rede von einem so genannten Filmstar namens Marilyn Monroe. Vielleicht haben Sie diese blonde Sexbombe, so sagte man damals zu einem rasanten Turbokäfer, schon einmal in der 3-D Oldietime gesehen. Leider ist Tantchen schon seit vielen Jahren dem Turbokäfer-Alter entwachsen, nur hat sie es noch nicht gemerkt. Sie finden diese Bemerkung jetzt unpassend? Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass Tante Marilyn hart auf die Neunzig geht, zu allem und jedem eine Meinung hat und ihre Stimme so durchdringend wie eine Kreissäge ist.

    Also, Vorhang auf, man stelle sich vor: Ein ganz normales Ehepaar beim Frühstück. Sie in ein zauberhaftes Neglige gehüllt, ein Weihnachtsgeschenk von ihm, auf dem Gesicht eine Schicht Synthyquark. Es war die Zeit der jährlichen Schönheitskur, und auf dem Teller Dr. Abe Pu Pus Schlankheitsflocken. Das ist sie also, meine bessere Hälfte, seit nunmehr vierzehn Jahren. Alpha Jean, so ihr Name, beobachtete mich mit Argusaugen, während ich mit Todesverachtung ein Glas Karottensaft, Marke »Garantiert-Vitamisierend« herunterstürzte.
    »Du solltest nicht jeden Morgen vier Eier mit Schinken essen, Liebling«, bemerkte mein holdes Weib mit honigsüßem Lächeln und blickte kritisch auf meinen durchtrainierten Körper, »du wirst zu dick.«
    Bevor ich etwas zu meiner Rechtfertigung sagen konnte, fuhr sie fort: »Ist es nicht ganz reizend, dass unsere Tante Marylin uns zum Wochenende besuchen kommt?«
    Das war mir nun eine nette Bescherung. »Herrgott, schon wieder?« platzte ich unbedacht raus und redete mich gleich weiter um Kopf und Kragen: »Und außerdem, liebe Alpha, ist es nicht unsere Tante, sondern ganz und gar die deine.«
    »Jetzt sei nicht albern, Truman!« wurde ich mild verwarnt. »Ich habe ihr übrigens versprochen, dass du mit ihr nach Disneyland fährst.«
    Ja, Truman, so lautet mein werter Name. Eigentlich sollte ich Franklin heißen, aber im entscheidenden Moment unterlief meiner Mutter dieser schwerwiegende Lapsus. Aber das ist eine andere Geschichte. Franklin, alias Truman, zermarterte sich verzweifelt das Hirn nach einer akzeptablen Ausrede, als der Himmel weiß wer sagte: »Das geht nicht, ich habe zu arbeiten!« Es hörte sich auf jeden Fall kategorisch, männlich bestimmt an. Alphas Mund formte ein stummes »Oh«.
    Da Alpha aber selten lange stumm bleibt, bekräftigte ich schnell: »Du hast richtig gehört, Honey, die Firma testet ein neues Gerät, und wir müssen alle Überstunden machen. Mich hat man sogar mit einigen sehr wichtigen Vortests betraut. Selbstverständlich ist das alles noch ultra-ultra-geheim!«
    Meine Herzallerliebste schnappte nach Luft, und das nicht wegen meiner faustdicken Lügen. Es war der schlichte Stolz, dass man mich endlich meinen Fähigkeiten gemäß einsetzte, so ähnlich drückte sie es jedenfalls aus.
    Flink, bevor Alpha Jean Zeit zum Nachdenken hatte und somit Verdacht schöpfen konnte, schlüpfte ich in meinen aus knitterfreiem Elastolux gefertigten Xphi-Harco-Overall und entfloh, nicht ohne zuvor noch einen Kuss in Richtung der zerbröckelnden Quarkmaske zu werfen.

    Nach mehreren vergeblichen Startversuchen geruhte meine alte Klapperkiste, sich auf ihre Luftkissen zu erheben. Geschickt fädelte ich mich in die Spur ein, die zum L. A. Transit führte. Dort angekommen, parkte ich in meiner Box, hielt meine Kennmarke unter das elektrische Auge, und nachdem selbiges mehrmals »Ungültig« signalisiert hatte, wurde ich auf die Warteliste für die Einweisung auf mein Laufband gesetzt. Nach einigen Minuten ertönte ein schriller Warnton und eine Stimme verkündete: »Reisende nach L. A. Nord bitten wir um Geduld, da die Strecke zur Zeit überlastet ist.« So etwas ist heutzutage nichts
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