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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein
Autoren: Mary Balogh
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Kapitel 1
    Alle Pracht eines
Maimorgens schmückte Londons Hyde Park. Sonnenlicht strahlte aus einem klaren,
blauen Himmel und glitzerte auf einer Million Tautropfen, was den Bäumen und
dem Gras ein neues, frisches Aussehen verlieh. Es war der perfekte Rahmen für
die übliche Spazierfahrt entlang der eleganten Rotten Row. Die Reiter ritten im
kurzen Galopp den breiten Rasenstreifen entlang, der von der Hyde Park Corner
bis zum Queen's Gate verlief, und auf   dem daneben liegenden Fußweg, der durch
ein stabiles Geländer vom Reitweg getrennt war, schlenderten Spaziergänger.
    Perfekt, bis auf
ein störendes Detail. Auf einer offenen Rasenfläche, von der Row aus gut sichtbar
war, zog ein Aufruhr rasch eine Menge Neugieriger an. Sehr bald stellte sich
heraus, dass es sich um einen Kampf handelte. Kein Duell - es waren vier Beteiligte
anstatt zweien, und der Morgen war schon viel zu weit fortgeschritten -,
sondern eine unschickliche Prügelei.
    Gentlemen, und
einige wenige Ladys, ritten näher heran, um zu sehen, was geschah. Viele der
Gentlemen blieben stehen, um den Verlauf des Kampfes zu beobachten; der Morgen
schien ihnen plötzlich viel interessanter. Die wenigen, die sich
unglücklicherweise in Damenbegleitung befanden, waren gezwungen, eilig
weiterzureiten, da die Szene für weibliche Augen gewiss kein feiner Anblick
war. Einige Fußgänger führte der Spazierweg ebenfalls in die Nähe, sie eilten
entweder weiter oder traten näher, meist abhängig vom ihrem Geschlecht.
    »Skandalös!«,
erklärte eine hochmütige männliche Stimme über das Stimmengewirr der Menge
hinweg, die sich um den leeren Platz versammelt hatte, wo die Rauferei immer
heftiger wurde. »Man sollte einen Wachmann rufen. Man sollte nicht dulden, dass
Gesindel den Park betritt und das Empfinden ehrbarer Bürger verletzt.«
    Die schäbige
Kleidung und die schmuddelige, ungepflegte Erscheinung von dreien der Kämpfer
wies sie eindeutig als Mitglieder der allerniedrigsten Klassen aus, aber die
elegante, wenn auch spärliche Kleidung und die allgemeine Haltung des Vierten
erzählten eine vollkommen andere Geschichte.
    »Es ist Ravensberg,
Sir«, erklärte der ehrenwerte Mr. Charles Rush dem empörten Marquis von
Burleigh.
    Anscheinend genügte
der Name als Erklärung. Der Marquis hob sein Monokel ans Auge und spähte von
seiner günstigen Position auf dem Pferderücken über die Köpfe der Fußgänger
hinweg zu Viscount Ravensberg, der bis zur Taille unbekleidet und gerade in
diesem Moment den heftigsten Angriffen ausgesetzt war. Zwei Gegner umklammerten
seine Arme, während ihm der dritte mit beherztem Enthusiasmus in den Magen
schlug.
    »Skandalös!«,
erklärte der Marquis erneut, während die Gentlemen um ihn herum Beifall
spendeten oder höhnten und zwei oder drei sogar Wetten auf den Ausgang dieses
scheinbar ungleichen Kampfes abschlossen. »Selbst von Ravensberg hätte ich
niemals erwartet, dass er sich mit Gesindel herumprügeln würde.«
    »Schande!«, rief
ein anderer, als der rothaarige Riese, der die Schläge ausführte, die Richtung
änderte und eine Faust auf das ungeschützte rechte Auge seines Opfers pflanzte,
so dass dessen Kopf hintenüberkippte. »Drei gegen einen ist unfair.«
    »Aber er wollte
unsere Hilfe nicht annehmen«, protestierte Lord Arthur Kellard einigermaßen
entrüstet. »Er hat die Herausforderung ausgesprochen - und darauf
beharrt, dass ihm drei gegen einen wunderbar zupass käme.«
    »Ravensberg hat das
Gesindel herausgefordert?«, fragte der Marquis verächtlich.
    »Sie haben es
gewagt, anmaßend zu werden, nachdem er sie dafür gerügt hatte, sich einer
Milchmagd unsittlich genähert zu haben«, erklärte Mr. Rush. »Aber er wollte sie
nicht nur mit seiner Peitsche strafen, wie wir übrigen vorschlugen. Er bestand
darauf - oh, Donnerwetter!«
    Grund für diesen
Ausruf war Lord Ravensbergs Antwort auf den Schlag auf sein Auge. Er lachte,
ein unangemessen fröhliches Geräusch, trat plötzlich mit einem schlanken Bein
gezielt zu und erwischte seinen unvorsichtigen Angreifer mit der Stiefelspitze
unter dem Kinn. Knochen knackten laut, und Zähne schlugen zusammen. Ravensberg
nutzte die Verwirrung der Männer, die ihn an den Armen festhielten, um sich
ihnen zu entwinden. Er fuhr herum, stellte sich ihnen in halb geduckter Haltung
gegenüber, die Arme ausgestreckt, die Finger in lockender Bewegung. Er grinste.
    »Kommt schon, ihr
Schwuchteln«, forderte er sie ordinär auf. »Oder scheinen euch die
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