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Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)

Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)

Titel: Die wunderbare OX 82b Entstofflichungsmaschine (Retro-SF)
Autoren: Myra Çakan
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der Regierung, Arbeitgebern etceterapepe an diejenigen gezahlt wird, die tollkühn genug sind, Kinder großzuziehen. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen, ich bin durchaus kinderlieb und möchte die kleinen Plagegeister nicht mehr missen.

... oder doch nicht?

    Inzwischen hatte es sich Tante Marilyn wieder auf der Hollywoodschaukel bequem gemacht – die geeiste Limonade mit Schuss in Reichweite und eine überdimensionale Handtasche auf dem Schoß. Der Anblick dieses Monstrums verhieß nichts Gutes.
    »So Trumännchen, jetzt wollen wir mal Nägel mit Köpfen machen«, sagte sie munter. »Reich mir doch das Visaphon rüber.«
    Ich überlegte kurz, ob ich das Gerät in einem Anfall von Tollpatschigkeit in dem Limonadenkrug versenken sollte, da war sie aber schon aufgesprungen, um es mir zu entreißen – Tantchen war erstaunlich flink für ihr Alter. Und genauso flink speiste sie auch die Nummer der Harco Inc. ein und lauschte erwartungsvoll ins rauschende Nichts. War die Leitung wieder einmal gestört? Nein, soviel Glück sollte ich nicht haben. Allerdings konnte ich mir ein spöttisches Grinsen nur schwer verkneifen, als sich der Antwortbot meldete. Als ob der Herr Generaldirektor ausgerechnet am Freitagabend in seine Firma wäre. Doch sollte ich geglaubt haben, ich sei aus dem Schneider, wurde ich flugs eines Besseren belehrt, denn Tantchen holte aus den Tiefen des Taschenmonsters ein kleines Büchlein – in das sie mit der Hand geschrieben hatte, man stelle sich das vor –, und nach einigem bedächtigen Hin- und Hergeblätter gab sie eine neue Nummer ein. Sollte sie tatsächlich den Privatvisaphonanschluss des alten Harco haben? Nein, das konnte nicht sein.
    Leicht beunruhigt bezog ich unauffällig hinter ihr Position und linste ihr über die Schulter. Und als ich sah, wie sich tatsächlich eine Verbindung aufgebaute, wurde mir schon etwas mulmig zumute. Aber das Glück war noch einmal auf meiner Seite, denn ein so genannter AutoButler teilte der lieben Tante in überheblichem Tonfall mit, dass der Herr Generaldirektor unabkömmlich sei, und auch ganz gewiss nicht an das Visaphon kommen könnte um mit ... Seine Stimme schien sich zu entfernen, und ich konnte erkennen, wie sich seine Hand zur Austaste bewegte. Tante Marilyn sah es auch: »Halt, junger Mann«, befahl sie forsch. »Wagen Sie es nicht, aufzulegen. Ich bin Marylin Buffard, und wenn Sie Ihren Job behalten wollen, holen Sie ganz schnell J. R. an den Apparat, haben Sie mich verstanden?«
    »Das kann ich nicht, Ma’am«, sagte der AutoButler. »Ich nehme nur die Nachrichten entgegen, wenn der Herr Generaldirektor unab... «
    »Sie haben mir anscheinend nicht zugehört, junger Mann.«
    »Ich habe Ihnen zugehört, Ma’am«, sagte der AutoButler. »Aber ich habe meine Anweisungen ...«
    Während ich dem verbalen Schlagabtausch lauschte, der vermutlich noch ewig so weitergehen würde, überlegte ich, wie ich mich am geschicktesten aus der Affaire ziehen könnte, wenn Tante Marilyn endlich den alten Harco ans Visaphon zitiert hatte – dass es ihr gelingen würde, bezweifelte ich nicht. Schließlich wusste meine liebe Frau auch immer, wie sie ihren Kopf durchsetzen konnte. Hartnäckigkeit lag der weiblichen Linie der Buffards in den Genen.
    Während Worte und Widerworte mit der Geschwindigkeit eines Ping-Pong-Matches hin und her flogen, wurde mir etwas schwummerig, und so war es nicht verwunderlich, dass mir die Kernaussage entging. Erst, als Tantchen mir das Visaphon mit den Worten »Wirklich jammerschade«, übergab, wurde mir vage bewusst, dass ich aus dem Schneider war.
    »Was ist jammerschade, Tante Marilyn?«
    »Ach, der alte J. R. hat sich übers Wochenende auf die Regnoranch zurückgezogen und liegt noch weitere 36 Stunden im Tank.« Sie grub eine Puderdose aus den Abgründen ihrer Handtasche, klappte sie auf und versuchte, mit zusammengekniffenen Augen ihr Konterfei in dem kleinen Spiegel zu erkennen. »Vielleicht sollte ich auch mal für eine Runde in den Tank gehen.«
    Oh ja, bitte, geh und geh schnell, dachte ich, doch laut sagte ich natürlich: »Ah, i wo Tantchen, du sieht doch noch richtig propper aus.«
    Sie warf mir einen misstrauischen Blick, anscheinend hatte ich etwas zu dick aufgtragen. Aber bevor ich mich noch weiter in Schwierigkeiten schwadronieren konnte, tauchte Alpha Jean auf der Terrasse auf. Sie balancierte ein Tablett Riz-Cracker mit Philadelphia und Käse-Spießen. Es sah verdächtig nach einem geselligen Beisammensein aus.
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