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Sterne ohne Namen

Sterne ohne Namen

Titel: Sterne ohne Namen
Autoren: Andre Norton
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    Es war wie in jeder Raststätte an einem Raumhafen. Nicht gut genug für einen Veep oder einen hohen Funktionär eines fremden Planeten, aber auch nicht billig genug für jemand, der so schlecht gefüllte Gürteltaschen hatte wie ich. Meine Fingerspitzen zuckten, und ich bekam ein kaltes Gefühl in der Magengegend, wenn meine Gedanken sich mit dem Gürtelinhalt beschäftigten. Aber es gibt so etwas wie das Gesicht oder Prestige wahren, und wenn ich das jetzt nicht tat, würde ich völlig versagen. Meine wundgelaufenen Füße und meine Niedergeschlagenheit verrieten, daß ich bereits an einem Punkt angelangt war, wo man keine Hoffnung mehr hegte und auf den unvermeidlichen letzten Schlag wartete. Dieser Schlag konnte mich nur in eine Richtung werfen. Ich würde verlieren, was ich mir mit dem größten Risiko erworben hatte – mein Schiff. Es saß auf seinen Heckstützen im Sperrgebiet des Raumhafens, und ich hätte es sehen können, wenn ich ein Veep gewesen wäre und eines der oberen Zimmer mit echten Fenstern gemietet hätte.
    Man kann vielleicht ein Schiff kaufen – aber danach sitzt es da und frißt mehr Credits, als man je geahnt hätte. Parkgebühren, Wartungsgebühren, Landegebühren, alles Dinge, von denen ich vor einem Planetenmonat noch nichts gewußt hatte. Und man darf den Hafen nicht verlassen, wenn man keinen beglaubigten Piloten anheuern kann, und genau das war mir bisher nicht gelungen.
    Am Anfang hatte alles so leicht ausgesehen. Meine Gedanken waren sicher anderswo, als ich mich in diese Sache einließ. Halt, das stimmte nicht. Ich war dazu getrieben worden. Jetzt richtete ich den Blick auf die Tür meines provisorischen »Heims« und dachte alles andere als freundlich von dem Geschöpf, das mich dahinter erwartete.
    Das letzte Jahr hatte mir keineswegs zu dem Glauben Anlaß gegeben, daß ich vom Schicksal begünstigt sei. Es hatte alles ganz normal begonnen. Ich, Murdoc Jern, war meinem Beruf als Juwelenhändler-Lehrling wie jeder andere nachgegangen. Nicht daß das Leben mit meinem Meister Vondar Ustle ganz ohne Gefahren gewesen wäre! Aber auf Tanth, durch das Drehen des teuflischen »heiligen« Pfeilrades, war alles zusammengebrochen – so als hätte mich ein Laserstrahl nicht nur von Vondar, sondern von jedem künftigen Frieden getrennt. Als der Opferpfeil der Grünen Priester zwischen mir und Vondar Ustle zum Stehen gekommen war, hatten wir nicht das geringste befürchtet: Fremde wurden im allgemeinen von ihrem dämonischen Gott verschmäht. Doch dann griff uns die Menge in der Taverne an, offensichtlich nur zu froh, daß niemand von ihnen das Opfer geworden war. Vondar starb durch einen Messerstich, und mich jagte man durch die dunklen Hintergassen der Stadt, bis ich in einem Heiligtum eines anderen Gottes Zuflucht fand. Von dort aus gelangte ich auf ein Freies Handelsschiff – mit Hilfe einer hohen Bezahlung, wie ich geglaubt hatte.
    Aber ich hatte nur den Sprung von einem stinkenden Sumpf in ein Buschfeuer getan – denn meine Flucht in den Raum ließ mich von einem Abenteuer ins nächste gleiten, und diese Abenteuer waren so schaurig, daß ich sie keinem geglaubt hätte, wenn sie mir nicht selbst widerfahren wären.
    Es soll genügen, wenn ich hier erzähle, daß ich mit einem Gefährten durch den Raum kreuzte, dessen Eintreten in mein Leben ebenso unheimlich war wie sein Aussehen. Die Schiffskatze hatte ihn geboren, aber sein Vater war ein schwarzer Stein – das können mehrere Männer bezeugen, die es gewohnt sind, fremdartige Dinge zu sehen. Eet und ich wurden vom Leitstein geführt – ja, vom Leitstein. Er ist die Saat allen Unheils!
    Ich hatte ihn zuerst in der Hand meines Vaters gesehen – stumpf, leblos, in einer Ringfassung, die man über einen dicken Raumhandschuh streifen konnte. Man hatte ihn bei einem Fremden auf einem kleinen Asteroiden gefunden. Niemand wußte, wie lange der Besitzer schon tot war – aber man schätzte die Zeit auf eine Million Planetenjahre. Mein Vater wußte, daß den Ring ein Geheimnis umgab, und er tat alles, um es zu lösen. Doch er starb daran, und er hinterließ mir den Ring als unheilvolles Erbe.
    Der Leitstein an meinem Raumhandschuh hatte mich und Eet durch die Leere des Raumes zu einem dahintreibenden Wrack gezogen. Vielleicht hatte es einst jenem Toten gehört, vielleicht auch nicht. Jedenfalls fanden wir ein intaktes Rettungsboot und landeten damit auf einer Welt der Wälder und Ruinen. Dort mußten wir, um das Geheimnis des
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